Johann Friedrich Stark – Bitte um den Heiligen Geist

Großer Gott! heiliger Vater! siehe ich armes Kind komme zu dir, und bitte dich um eine nothwendige Gabe, um den heiligen Geist, welchen du hast gnädiglich verheißen allen, die dich darum anrufen, darum sende ihn von oben herab, von deiner heiligen Wohnung in mein Herz, daß er sey mein Führer, der mich leite nach deinem Rath, damit ich allezeit, was vor dir wohlgefällig ist, vollbringe. Ach! ich sehe so viele Irrwege und Sündenwege, ich sehe so viele Menschen, die auf denselben gehen, und die mich theils mit freundlichen, theils mit Schmähworten reizen, ich solle mit ihnen sündigen und Böses thun. Ach Gott! leite mich in deiner Wahrheit, erhalte mein Herz bei dem einigen, daß ich deinen Namen fürchte. Stelle meiner Seele allezeit vor, wenn mir die Welt und Welt-Sünden wollen gefallen, daß mich solcher breite Weg in das Verderben führet. Ach! gieb mir deinen heiligen Geist, den Geist der Wahrheit, der mich lehre; den Geist des Trostes, der mich erquicke; den Geist der Freudigkeit, der mich erfreue in Traurigkeit; den Geist der Wiedergeburt, der eine neue Kreatur und neuen Menschen aus mir mache; den Geist der Kindschaft, der mich versichere, ich sey ein Kind Gottes. O werther heiliger Geist! ach heilige mich, du siehest ja, wie mein Herz noch voll Unreinigkeit, Unart und Sünden ist, aber du siehest auch, wie ich durch deine Gnade davor einen herzlichen Abscheu habe. Ach es ist mir leid, daß ich dich jemals betrübt, und dein Anklopfen gering geachtet habe. Hiemit ergebe ich mich dir in deine heilige Führung und Regierung. Du sollst seyn meines Lebens Kraft, meines Herzens Trost, meines Verstandes Licht, meines Willens Ruhe und Stärke, ein Ursprung, Anfang und Ende meines neuen und geistlichen Lebens. Ach heilige mich durch und durch, damit mein Geist sammt Seel und Leib möge unsträflich behalten werden bis auf den Tag Jesu Christi. Mache aus meinem Herzen deinen Tempel, und wohne darinnen. Du heiliges Feuer brenne und vertreibe aus meinem Herzen alle fleischlichen Lüste und Begierden. Regiere und führe mich allezeit auf ebener Bahn, bis du mich in den Himmel führest. Wenn mein Fleisch und Blut und die Welt mir wegen des Leidens dieser Zeit, den Trost nehmen will: ich sey kein Kind Gottes, ach! so versichere mich durch deinen kräftigen Zuspruch, daß weder Leben noch Tod mich werde scheiden von der Liebe Gottes, und daß Kinder Gottes zwar Kreuz und Trübsal haben, aber dennoch Kinder Gottes bleiben; gieb Zeugniß meinem Geist, daß ich ein Kind Gottes sey. Tröste mich auch in der Stunde meines Todes, wenn aller Menschen Hülfe und Beistand verschwindet, daß ich werde der Herrlichkeit theilhaftig werden, die mein Jesus durch sein Leiden und Sterben mir erworben hat. Vater! gieb mir auch die Gabe, die du Alle bitten heißt, daß ich sie empfind und habe, gieb mir deinen heil’gen Geist, denn ich habe groß Verlangen, diese Gabe zu empfangen, ach! erhöre meine Bitt, theile deinen Geist mir mit.