Luther, Martin – Gebet wider den Pabst und Türken, des christlichen Namens Erbfeinde rc.

Himmlischer Vater! Wir habens ja wohl verdienet, daß du uns strafest. Aber strafe Du uns selbst, nach deiner Gnade und nicht nach deinem Grimm. Es ist uns besser in deiner Hände Stäupe uns geben, denn in der Menschen oder des Feindes Hände, wie David auch bat. Denn groß ist deine Barmherzigkeit! Wir haben dir gesündiget und deine Gebote nicht gehalten.

Aber du weißt, allmächtiger Gott Vater, daß wir dem Teufel, Pabst, Türken nichts gesündiget haben, sie auch kein Recht noch Macht haben, uns zu strafen; sondern du kannst und magst ihrer brauchen als deiner grimmigen Ruthen wider uns, die wir an dir gesündiget und alles Unglück verdienet haben.

Ja lieber Gott, himmlischer Vater, wir haben keine Sünde wider sie gethan, darum sie Recht hätten, uns zu strafen; sondern viel lieber wollten sie, daß wir samt ihnen aufs gräulichst wider dich sündigten; denn die fragen darnach nicht, ob wir dir ungehorsam wären, dich lästerten, allerley Abgötterey trieben (wie sie thun), mit falscher Lehre, Glauben und Lügen umgingen, Ehebruch, Unzucht, Mord, Diebstahl, Räuberey, Zauberey und alles Uebel wider dich thäten. Sondern das ist unsre Sünde wider sie, daß wir dich, Gott Vater, den rechten einigen Gott, und deinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesus Christum, und den heiligen Geist, einen einigen Gott, predigen, glauben und bekennen. Ja, das ist die Sünde, die wir wider sie thun. Aber wo wir dich verleugneten, würde uns der Teufel, Pabst und Türk wohl zufrieden lassen, wie dein lieber Sohn spricht: Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Joh. 15, 19.

Hie sieh nun drein, du barmherziger Vater über uns, und ernster Richter über unsere Feinde; denn sie sind deine Feinde mehr, denn unsere Feinde. Darum wenn sie uns verfolgen und schlagen, so verfolgen und schlagen sie dich selber; denn das Wort, das wir predigen, glauben und bekennen, ist nicht unser, sondern dein, und Alles deines heiligen Geistes Merk in uns. Der Teufel will solches nicht leiden, sondern an. deiner Statt unser Gott seyn, an deines Wortes Statt Lügen in uns stiften. Der Türk will seinen Mahomed an deines lieben Sohnes Jesu Christi Statt setzen; denn er lästert ihn und spricht, er sey kein rechter Gott, sein Mahomed sey höher und besser, denn er ist.

Ists nun Sünde, daß wir dich, den Vater, und deinen Sohn und den heiligen Geist für den rechten, einigen Gott halten, bekennen und rühmen, so bist du selber der Sünder, der du solches in uns wirkest, heißest und haben willst. Darum so hassen, schlagen und strafen sie dich selbst, wenn sie uns um solcher Sachen willen hassen, schlagen und strafen. Darum wach auf, lieber Herr Gott, und heilige deinen Namen, den sie schänden. Stärke dein Reich, das sie uns zerstören; und schaffe deinen Willen, den sie in uns dämpfen wollen, und lasse dich nicht um unserer Sünde willen also mit Füßen treten von denen, die nicht unsere Sünde in uns strafen, sondern dein heiliges Wort, Namen und Werk in uns tilgen wollen, daß du kein Gott seyn sollest und kein Voll haben, das dich predige, glaube und bekenne. Solch unser Gebet wollest du gnädiglich erhören, und thun, wie wir glauben und trauen, durch deinen lieben Sohn, unsern Herrn, Jesum Christum, der mit dir und dem heiligen Geiste lebet und herrschet in Ewigkeit. Amen.

Christus aber unser Herr, gebe uns seinen Geist und Gaben, nicht zu unserm Ruhm, sondern zu Nutz und Besserung der Christenheit, dazu auch alleine der Geist gegeben wird; wie St. Paulus spricht 1 Cor. 12, 35. 11. auf daß es gleich und recht ausgetheilt werde; nämlich uns Schande und Scham für unsre Sünde und Untugend; dem Herrn aber Lob und Ehre, Liebe und Dank für seine unaussprechliche Gnade und Gabe in Ewigkeit. Amen.