Martin Luther – Für Prediger.

Herr Gott, du hast mich in der Kirche zu einem Bischof und Pfarrherrn gesetzet, du stehest, wie ich so ungeschickt bin, solch großes und schweres Amt recht auszurichten, und wo es ohne deinen Rath gewesen wäre, so hätte ich es schon verlängst Alles miteinander verderbt. Darum rufe ich dich an. Ich will zwar gerne meinen Mund und mein Herz darzu leihen und neigen; ich will das Volk lehren; ich will selbst auch immer lernen, und mit deinem Wort umgehen, und demselbigen fleißig nachdenken: brauche du mein, als deines Werkzeuges. Lieber Herr, verlasse du mich nur nicht; denn wo ich werde alleine seyn, so werde ich es leichtlich Alles mit einander verderben.

Luc. 5, 5. Ich habe angefangen zu predigen, und das Volk zu lehren; es will aber nicht fortgehen, es stoßet sich hie und da. Aber das schadet nicht. Weil mir Gott geboten hat, sein Wort zu predigen, will ich davon nicht ablassen. Mißräths, so mißräths unserm Herrn Gott; geräths, so geräths mir und ihm. Hier ist Gottes Wort und Befehl, darauf gehe ich hin, und werfe mein Netz aus, und lasse Gott sorgen, wie es gerathen werde.

Ich wünsche von Herzen, daß unser lieber Herr Jesus Christus, der uns gerecht und selig gemacht hat, wolle erhalten und stärken, mich und euch, in dieser Lehre, und Gnade geben, daß wir je länger je mehr wachsen und zunehmen in der Erkenntniß seiner Gnade, und ungefärbtem Glauben; und vor Sekten, und falscher Lehre behüten, auf daß wir mögen untadelich und unsträflich auf den seligen Tag unsrer Erlösung erfunden werden. Welchem mit dem Vater und dem heiligen Geiste sey Lob und Dank gesagt in Ewigkeit. Amen.