Georg Friedrich Blaul – Morgengebet am Mittwoch

Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe! höre meine Stimme; denn obschon ich Staub und Asche bin, so bin ich doch dein Kind und darf mich unterwinden, mit dir zu reden. Dank, inniger, herzlicher Dank ist es, was meine Seele in diesem Augenblicke bewegt, wenn auch Zunge und Lippe ihn nicht würdig genug auszusprechen vermögen. Du hast mich abermals sanft und sicher ruhen lassen unter dem Schatten deiner Flügel, und lässest nun dein Antlitz über mir leuchten in einem neuen, schönen Morgen. Wie gütig bist du, Herr! Aber wie mahnest du mich auch so ernst an diesem Morgen! Herr, ich verstehe dich; ich merke wohl, die Zeit eilt schnell dahin, und uns Menschen selbst lässest du dahinfahren wie einen Strom, wir selbst sind wie ein Schlaf und unser Leben wie ein kurzer Traum. Das alles sagt mir der heutige Tag. Mit ihm geht wieder eine halbe Woche unter, und wenn du Rechenschaft darüber forderst, was ich bis heute Gutes gethan, um wie viel ich selbst besser geworden: so vermag ich dir darauf kaum zu antworten. Ich hätte viel mehr Gutes thun, viel besser werden können, wenn ich meiner Pflichten und meines Heiles mehr eingedenk gewesen wäre, meine natürliche Trägheit kräftiger überwunden, und in Allem meinem Vorbilde Jesu Christo eifriger nachgestrebt hätte.

Doch ich bitte dich, Herr, verdamme mich deshalb nicht, sondern hilf meiner Schwachheit mächtig auf, und gib zum neuen, ernsteren Wollen das Vollbringen nach deinem Wohlgefallen. Räume darum alle Hindernisse weg, die meinen Lauf nach dem Ziele der Vollendung hemmen könnten. Vor allem hilf mir mein eigenes Herz bezwingen, das noch so träge zum Guten ist; fülle es an mit deiner Kraft, und lass mich von dieser Stunde an Gutes thun und nicht müde werden, damit ich zu seiner Zeit ärnten möge ohne Aufhören. Amen.