August von Sachsen

Allmächtiger, ewiger Gott, du ewiger Vater unsers Herrn Jesu Christi, und du ewiger Sohn Gottes, Jesu Christe, unser Heiland, und du heiliger Geist, der du vom Vater und Sohn ausgehest, ich armer Mensch, der ich Staub und Erde bin, komme zu deiner hohen, großen Majestät, und rede mit dir auf deinen Befehl und gnädige Verheißung, und bitte dich ernsltich, du wollest mich in meinem Amt und Beruf also regieren, führen und leiten, daß ich deiner Ehre, deinem Namen und deiner Kirche allezeit dienen und nütze sein könne, daß meine Sorge und Arbeit nicht umsonst sei, und wollest mir deinen Segen dazu verleihen, daß mein Herz, Sinne, Gemüth, Arbeit und Leben stets zu deiner Ehre und zu deinem Worte gerichtet seien und daß ich das Deine und nicht das Meine suche. Denn wo du mir in meinem Amte nicht beistehest und Rath und Hilfe giebst, so ist mein Amt, meine Sorg und Arbeit nichts, und ohne dich bin ich vielmehr schädlich, als nütze. Darnach so bitte ich dich, du wollest in mir zähmen und dämpfen alle böse Neigung, Lust und Begierde, so wider deinen Willen strebt, und wollest allen Stolz, Hochmuth und Vermessenheit, Zorn und Rachgier in mir unterdrücken und nicht aufkommen lassen, auf daß ich allzeit auf deine Ehre Acht habe, in deiner Furch lebe und in rechter Demuth wandele. Und du, Herr Jesu Christe, neige mein Herz zu deiner Lehre, da du sagest: Lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig; regiere mich auch, Herr Gott, daß ich allezeit dein Tempel und deine Wohnung sei und bleibe. Laß mich nichts wider mein Gewissen anfangen, noch vollenden; behüte mich ja gnädiglich davor, daß ich wider mein Gewissen auch nicht das Geringste vornehme. Und du, heiliger Geist, komm in mein Herz, stehe mir bei, hilf mir, der ich ohne dich schwach, elend unvermöglich und nichts bin. Regiere mich, daß ich in rechter Gottesfurcht lebe und entzünde in meinem Gemüth und Herzen den Glauben und Trost, und heilige mich in deiner Wahrheit, Keuschheit und andern Tugenden, laß mich dein Tempel und deine Wohnung sein, sonst ist’s mit mir verloren. Ich bitte dich auch, du wollest mich allezeit in meinem Leben also regieren, daß ich außer meinem Amte, das du mir befohlen hast, Niemanden beleidige, weder mit Worten noch mit Werken, sondern daß ich vielen Menschen nütze sein und dienen könne, so viel mir möglich ist.

Du wollest auch, lieber Gott, mir und den Meinen geben, was wir zur Leibes Nothdurft bedürfen; großen Reichthum begehre ich nicht, Armuth aber laß auch von mir sein. Gib mir mein bescheiden Theil nach deinem Wohlgefallen und behüte meine Seele vor Geiz; gib auch, daß ich deinen Segen nicht mißbrauche, sondern daß ich damit deiner Ehre dienen könne und vergib mir meine Missethat, daß ich deinen Segen nicht genug erkenne, noch allezeit recht gebrauche. Behüte mich auch gnädig vor böser Gesellschaft derer, so nichts oder gar wenig nach dir fragen, und laß mich nicht mit ihnen in gräuliche Sünde und Strafe fallen. Laß mich auch nicht ein böses Exempel geben, sondern leite mich, daß ich mit frommen, gottfürchtigen, gerechten Leuten umgehe, welche deine Ehre suchen und dich fürchten, sonderlich zu dieser elenden und letzten Zeit. Weiter bitte ich dich, o Herr, daß du meinen Ehestand segnen wollest mit rechter und beständiger Einigkeit, Freundlichkeit, Keuschheit, Treue und auch mit Leibesfrüchten, und wollest meine Kinder, so du mir gegeben hast, zu Gefäßen deiner Barmherzigkeit annehmen und machen, und sie erhalten und beschützen, auf daß ich, wenn ich nun von hinnen aus diesem Jammerthale abscheide, in diesem Leben an meiner Statt solche Erben zurücklasse, die dich ehren und loben. Wollest auch mich, mein Gemahl, meine Kinder und alle die Meinen durch deine heiligen lieben Engel wider alle Gefahr der Seele und des Leibes allezeit gnädiglich beschützen und uns deine Kinder sein lassen. Sonderlich aber ist meine Bitte und mein Seufzen zu dir, o Herr Gott, daß du mich und die Meinen nicht in große, schreckliche Krankheiten, darinnen kein Bekenntniß von dir geschehen kann, wollest fallen lassen, als da sind: Unsinnigkeit Schlag, Schwergebrechen, jäher Tod und dergleichen. Und wiewohl ich mit meinen Sünden nicht allein solche und alle Krankheiten, sondern auch den ewigen Tod verschuldet habe, so traue ich doch deiner Gnade und Barmherzigkeit, und rufe zu dir, du wollest mein Arzt und Nothhelfer sein, mir meine unzähligen Sünden vergeben und mich vor solchen schrecklichen Krankheiten behüten, und wenn die Zeit und das Stündlein kommt, daß ich nach deinem gnädigen Willen meine Hütte ablegen und aus diesem Jammerthale scheiden soll, so wollest du mir ein sanftes stilles Stündlein und Abscheiden verleihen, daß ich in rechter Erkenntniß und Bekenntniß deiner Wohlthaten beharre bis an meinen letzten Seutfzer, rechten Glauben und Trost in meinem Herzen behalte, und so in meine Schlafkammer zur Ruhe komme, und darnach endlich ein Genosse aller Heiligen werde in der Auferstehung der Todten, und dich in alle Ewigkeit lobe, ehre und preise, und dir dann recht danke für alle deine Wohlthaten. Amen!