Ludwig Harms – Weihnachten

HErr, unser Gott, wir sind nun eingetreten in die liebe Weihnachtswoche und wollten gern ein gesegnetes Weihnachten feiern, nicht ein Weihnachten nach der Welt Weise als ein Götzenfest, sondern ein Weihnachten nach Gottes Weise als ein solches Fest, wo alle Gedanken und Freuden durch diesen einen Gedanken und durch diese eine Freude verschlungen werden: Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingebornen Sohn gab, auf daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Laß uns doch, lieber HErr, nicht auf die Weise der Weltkinder, sondern auf die Weise der Gotteskinder Weihnachten feiern, und gieb Gnade, daß dieses Wort unser ganzes Herz durchdringe: Sei willkommen, Du edler Gast, den Sünder nicht verschmähet hast und kommst in’s Elend her zu mir, wie soll ich immer danken Dir? Zeuch in mein armes Herze ein, Du allerliebstes Jesulein: und laß es Deine Ruhe sein, daß ich nimmer vergesse Dein. Amen.

Ludwig Harms – Gebet um Glauben

Lieber HErr Jesu Christe, wir kommen auch heute Abend wieder zu Dir mit der Bitte, daß Du uns recht bereiten wollest, Weihnachten zu feiern im Geist und in der Wahrheit. Du wollest uns aus Deinem heiligen Worte durch Deinen heiligen Geist selbst lehren, wie unsere Herzen bereitet sein müssen, um Dich recht zu empfangen. So bereite uns durch Deinen heiligen Geist und gieb uns Kraft, daß wir wirklich die Seligkeit erlangen, die Du dem bringst, in dessen Herz Du durch den Glauben wohnest und durch die Liebe fest eingewurzelt und gegründet bist, daß wir in der That und in der Wahrheit sagen können: So wie Du einst im Fleische in Bethlehem in der Krippe geboren wurdest, so wirst Du im Geist in unserm Herzen geboren. Lieber HErr Jesu, es ist nicht auszusprechen das Wunder der Gnade, daß Du, großer Gott, unser Bruder geworden bist; wollen wir dies Wunder ausdenken, so vergehen unsere Sinne und es bleibt uns nichts übrig, als niederzuknieen und anzubeten dies unausdenkliche Wunder der Liebe. Aber, HErr, daß wir dies recht erfahren möchten in unserm Herzen, das ist es, was Du uns als Weihnachtsgabe und „Segen geben wollest. Alles Andere laß uns für Schaden und Dreck achten gegen dies Eine: Unser Jesus wohnt in unserm Herzen. Hilf, daß wir sagen können: Du, Jesus, bist mein Jesus; gieb, daß ich ganz Dein eigen sei; Du in mir und ich in Dir. Amen.

Ludwig Harms – Gebet vor Weihnachten 1863

Lieber HErr Jesu Christe, wir sind nun schon so nahe vor Weihnachten, daß wir morgen mit Deiner Hülfe den heiligen Abend feiern wollen; darum kommen wir nun noch einmal zu Dir, das innige Begehren unsers Herzens vor Dir auszusprechen, daß Du uns geben wollest, wonach unsere Seele verlangt, ein gesegnetes, ja ein seliges Weihnachten. Du hast gesagt: Schmecket und sehet, wie freundlich der HErr ist, wohl dem, der auf Ihn trauet; Du hast uns die Verheißung gegeben: Ich will Mich mit dir verloben in Ewigkeit; Ich will Mich mit dir vertrauen in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit; ja im Glauben will Ich Mich mit dir verloben, und du wirst den HErrn erkennen. Du hast uns selbst gesagt, wie wir gestern noch gehört haben, daß die ganze hochheilige Dreieinigkeit zu uns kommen und Wohnung bei uns machen will. Darin besteht das rechte, gesegnete Weihnachten, daß Du zu uns kommst und Wohnung bei uns machst, auf daß wir hier schon auf dieser sündigen Erde den Himmel im Herzen haben. Denn wo ist der Himmel anders, als wo Du, HErr Jesu bist. Müßte doch die Hölle uns zum Himmel werden, wenn Du mit uns in die Hölle gingest; müßte doch die Einöde uns ein Paradies werden, wenn Du bei uns wärest; muß doch das kränkste Herz genesen, wenn Du darin wohnst. Und indem Du bei uns einkehrst, so mache in uns die Hölle zum Himmel, die dürre Einöde zum seligen Paradies und das von Sünden kranke Herz gesund und fröhlich. Dann laß uns nicht mehr fragen, wie lange wir uns noch auf dieser Erde plagen sollen? denn es ist ja keine Plage mehr, wenn Du, HErr Jesu, im Herzen wohnst. Amen.

Ludwig Harms – Gebet um Glauben

Lieber HErr Jesu, es steht geschrieben in Deinem heiligen Worte, daß ohne Glauben Dir niemand wohlgefallen kann, es steht geschrieben: Wer glaubt wird selig werden und wer nicht glaubt wird verdammt werden. Darum bitten wir Dich, HErr, vor allen andern Gaben, so gut und schön sie auch sein mögen, wolles Du uns diese Gabe geben, den wahren, aufrichtigen, lebendigen, immer zunehmenden Glauben, daß der unser ganzes Lebenselement werde, in dem wir leben, weben und sind. O HErr, wenn wir das so recht aus vollem Herzen sagen können, ich glaube, so bist Du ja mit Allem was Du hast, unser Eigenthum, dann haben wir Dich und Alles was Du hast. Ohne Glauben ist es ja unmögich, Dir zu gefallen, denn da haben wir nichts, als was wir von Natur sind, und das ist lauter Ohnmacht, Sünde und Schande und daran kannst Du keinen Gefallen haben. Darum bitten wir Dich, den wahren, lebendigen Glauben gieb uns, der immer im Zunehmen ist, und der erst dann aufhört, wenn er in Schauen verwandelt wird. Amen.