Herrmann, Johannes – Für die Gemeinde

Herr Christe, der du von Anfang der Welt her, zu aller Zeit Lehrer und Prediger vom Himmel gegeben, die deine Gemeine lehren sollen, zu halten alles, was du ihnen befohlen hast, wie denn durch deine Gnade, Hilfe und Beistand die Deinen treulich getan und ihr Amt und Vermögen, so du gesegnet, mit allem Fleiß verrichtet. Von dir bin ich auch durch Mittelspersonen berufen, dass ich am Dienst der Kirchen und deines Worts sein und nach meinem höchsten Vermögen, das du segnen wollest, dir in deiner Gemeine dienen und deine Schäflein, durch dein rosinfarbnes Blut erworben, zu dir und zu ihrer Seelen Heil und Seligkeit leiten und führen soll. Du lieber Herr und Meister, von Gottes Gnade bin ich, was ich bin, der geringste unter deinen Knechten, als der ich nicht wert bin, dass ich dein Diener heiße. Ich bin von unbeschnittenen Lippen, habe eine schwere Sprache und schwere Zunge, und bin je und je nicht wohl beredt gewesen. Fülle meinen Mund, gib mir ein, was ich denken und reden soll, dass ich die Übertreter deine Wege lehre, dass sich die Sünder zu dir bekehren, und schenke mir eine gelehrte Zunge, dass ich mit den Müden wisse zu reden zu rechter Zeit. Gib mir, Herr Christe, nach deiner Zusage, Mund, Weisheit und rechten Verstand, segne mein Vermögen, erhebe meine Stimme wie eine Posaune, dass ich meinen Pfarrkindern, den Armen ihre Sünde und den Reichen ihre Missetat ohne Scheu und Ansehen der Personen anzeige, und nichts verschweige; dass ich ihnen nicht Kissen unter die Arme und Pfühle1Kissen zu den Häuptern mache, um einer Handvoll Gersten und Bissen Brots willen, damit nicht der Gottlosen Hand gestärkt, ihnen in ihren Sünden auf- und übergeholfen, und nachmals ihr Blut von meiner Hand gefordert werde, sondern ihnen allen deinen Rat verkündige und rein sei von aller Blutschuld; lass mich seufzen über ihre Sünde, ihnen die offenbaren und also meine und des Sünders Seele vom Verderben erretten. Herr Christe, die Sache und das Amt ist dein, gib mir Gnade, die Leute zu bekehren, und schaffe durch mein einfältiges Predigen, dir zu Lob und Ehren, in deiner Kirche und Gemeine großen und reichen Nutz, dass ich die Ungezogenen ermahne und strafe, die Schwachen trage, und die, so von einem Fehl übereilt sind, mit sanftmütigem Geist unterweise, und also in reinem Gewissen Gott diene, und mit meinem Willen der keinen verliere, die du mir befohlen hast. Lass mich nicht in Wind reden und meine Arbeit im Herrn vergeblich sein, sondern mich selbst und die mich hören selig machen. Weise mir, Herr, deine Wege, dass ich wandle in deiner Wahrheit, und das, was ich andere aus deinem Wort lehre, selber tue, niemand Ärgernis gebe, noch ein Exempel und Ursache zur Sünde sei. Gib, dass ich dein Wort, das rechte Himmelsbrot und der Seelen Speise, deinen geladenen und erscheinenden Gästen nicht in unreinen Schüsseln auftrage und davon zu essen einen Ekel und Unwillen mache, sondern in allen Dingen mich erweise als einen Diener Gottes, und das Werk eines evangelischen Predigers tue, dass ich alle mühselige und beladene Herzen, betrübte und geängstete Gewissen, durch den Stecken und Stab deines Worts aufrichte, auch Schärfe brauche an den Unbußfertigen, nach der Macht, welche mir der Herr zu bessern und nicht zu verderben gegeben hat, und mein Amt redlich ausrichte. Lass mich auch, du lieber Herr, nicht ungeduldig werden; wenn ich aber wie Jeremias und alle Propheten und Apostel von jedermann verlacht werde und der Welt Fluch und Schauspiel sein muss, auch nicht um der Welt Undank und des Zeitlichen willen von meinem Dienst und Apostelamt, wie Judas Ischarioth, abweichen, sondern im Glauben und Geduld hoffen und harren auf die ewige Belohnung. Lass mich nicht Ruhm und Ehre bei den Menschen, sondern die Ehre, die allein von Gott ist, suchen, dass ich die Ehre bei den Menschen nicht lieber habe, denn die Ehre bei Gott. Lass mich dein Wort, so ein Wort des Kreuzes ist, vor der argen Welt bekennen, damit ich von dir, Herr Christe, von deinem himmlischen Vater, allen heiligen Engeln und seligen Menschen erkennet werde an jenem Tag und als ein treuer Knecht zu deiner ewigen Herrlichkeit und vollkommenen Freude eingehen mag, um dein selbst willen. Amen.

Gebet eines Hausvaters um Segen und Gedeihen zur Nahrung.

Herr, allmächtiger Gott, der du einem jeglichen Menschen giebst, wie es dich gut deucht, du hast Adam den ersten Menschen vor dem Fall zum Erben, Herrn und Hausvater der Welt gemacht und in den Garten des Paradieses gesetzet, daß er den bauen und bewahren soll, auch nach dem Fall auferleget, im Schweiß seines Angesichtes und seiner Hände Arbeit sein Brot zu essen; durch deinen Segen habe ich auch eine Haushaltung und Nahrung, Acker und Feldbau und nähre mich mit meiner Hände Arbeit. Lieber Vater, der du uns gesegnet hast mit allerlei geistlichen Segen und himmlischen Gütern durch Christum, gereichet es zu deiner Ehren und meiner Seelen Seligkeit, so segne auch meine zeitlichen Güter, daß meine Nahrung zunehme und sich ausbreite, gebeut dem Segen, daß er bei mir sei in allem, das ich vornehme. Gieb mir von dem Thau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und laß mich die Ströme und Wasserbäche, so mit Honig und Butter fließen, sehen. Der Heiden Götter können nicht Güter geben, du aber füllest die Erde mit deinen Gütern und segnest uns allenthalben, daß wir des Landes Gut genießen; dein Segen machet reich ohne Mühe und giebst es den Deinen im Schlaf. Thue uns deinen Schatz auf und gieb wahrhaftige Güter, die da bleiben und immerdar gedeihen. Laß uns ordentlich haushalten, vorsichtig und weislich handeln und unsre Sachen so verrichten, daß wir niemand Schaden thun und eine Last seien. Laß uns nicht Wein und Oel lieben, in Wollust und Müßiggang leben, unsre Nahrung gering achten, deine Güter verprassen und übel umbringen, daß uns nicht Noth und Armuth übereile. Lieber Vater, der du der rechte Hausvater im Himmel und auf Erden bist, laß mich dein Wort und Befehl an alle Hausväter zu Herzen nehmen und meine Sachen darnach richten, daß ich meinen Kindern und Gesinde und allen, die mir angehören, deine Gebote schärfe und zu Haus und Felde, wenn ich mich niederlege und aufstehe, mit ihnen davon rede, daß sie, Herr, deine Wege halten und thun, was recht und gut ist, auf daß ihnen alles das Gute widerfahre, das du uns geredet hast, daß ich den Herrn ehre von meinem Einkommen, den Armen und Durstigen Gutes thue, auf daß der Segen in meinem Hause bleibe und ein bleibend Wesen habe. Laß mich des gegenwärtigen Gutes zum Leben und nicht zur Sünde brauchen, daß ich von deinem Segen in deiner Furcht esse und trinke, meiner sauren Arbeit genieße und nicht ein Andrer es verzehre. O reicher Gott im Thron! Armuth und Reichthum gieb mir nicht, laß mich aber mein bescheiden Theil Speise dahin nehmen, ich möchte sonst, wo ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der Herr? ich habe genug, wie kann mirs fehlen? Oder wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen und mich an dem Namen Gottes vergreifen, zürnen Gott und meinem Könige fluchen. Lieber Herr und Meister, der du alles mit Lindigkeit und vielem Verschonen regierest, laß mich meinem eignen Hause wohl vorstehen, Kinder und Gesinde christlich regieren, Arbeitern und Tagelöhnern nicht unrecht thun, damit nicht der abgebrochene Lohn der Arbeits- und Ackerleute und derer, die unser Land eingeerntet haben, wider mich gen Himmel schreie und mir Sünde sei, sondern des Tages gebe, daß die Sonne nicht darüber untergehe. Laß mich nicht Wucher und Uebersatz von meinem Nächsten nehmen und ihn beleidigen, daß mein Segen nicht verflucht werde und mir alles unter den Händen zerrinne, daß ich mir genügen lasse an dem, das da ist und gefallen, ich habe wenig oder viel. Auch thue mir deine Gnade, daß ich mich in allem meinem Thun und Leben als ein christlicher Hausvater erzeige und in deinen Gütern treu beweise, damit ich in der Rechnung wohl bestehe und als ein frommer und treuer Knecht über viel gesetzet werde, zu meines Herrn Freude eingehe und selig werde, um Christi willen. So will ich dir hier zeitlich danken, daß du mich mit deinen Gütern gesättiget hast, und dort mit Abraham, Isaak und Jacob, deinen Dienern, im Himmelreich dich ewig preisen. Amen.