Klage und Gebet eines Predigers über und wider seine Feinde und Lästerer.

Mein Herr und Gott, meine Feinde belügen und lästern mich schändlich und fälschlich, daß meine Lehre, dein Wort, muß Irrthum, ketzerisch, aufrührerisch und verdammt sein; darum schweige du nicht, und lobe mich wider ihr Schelten und Schänden. Lieber Gott, fälle du ein Urtheil für mich, ich schreie darum und bitte, daß meine Sache möge gerechtfertiget und gerichtet werden, denn sie ist gerecht, und ich bin meiner Sachen gewiß, so wollen die Rottengeister auch recht und gewiß sein; aber sie sind es nicht, denn mit ihnen ists eine Halsstarrigkeit und Verstockung, daß sie. vor ihrer teuflischen Blindheit die Wahrheit nicht sehen. Aber ich weiß, daß meine Lehre aus Gottes Eingeben sei, und daß sie wahrhaftig und rechtschaffen sei und ohne Wandel. Herr, sie sind ungerecht, ich aber weiß, daß meine Sache recht ist. Sie werden diese Lehre nicht tadeln können; strafen sie aber dieselbige, so thun sie Unrecht, denn ich weiß, daß sie vor Gott recht ist. Amen.

Danksagung eines Predigers nach verrichtetem Amte.

Lieber Herr Jesu Christe, der du uns gerecht und selig gemacht und mir Kraft und Macht verliehen hast, die heilige Schrift auszulegen, und auch meinen Zuhörern, dieselbe anzuhören, erhalte und starke mich und meine Zuhörer in dieser Lehre und gieb Gnade, daß wir je langer je mehr wachsen und zunehmen in der Erkenntniß deiner Gnade und ungefärbtem Glauben, und behüte uns vor Sekten und falscher Lehre, auf daß wir mögen untadelich und unsträflich auf den seligen Tag unsrer Erlösung erfunden werden. Dir sei mit dem Vater und heiligem Geist Lob und Dank gesagt in Ewigkeit. Amen.

Ein anderes Gebet eines Knechts, oder einer Magd.

Ich will meinen Herren, meinen Frauen zu Gefallen thun und lassen, was sie wollen; ob ich zuweilen gescholten werde, was schadets, sintemal ich das fürwahr weiß, daß mein Stand unserm Herr Gott ein wohlgefällig Leben ist, denn mein Erlöser, Christus selbst ist zur Hochzeit gegangen und hat dieselbe mit seiner Gegenwart und seiner Mutter Maria Diensten geehret; sollte ich nun solchem Stand zu Ehren und Dienst auch nicht gern etwas thun und leiden? Amen.

Gebet eines Knechts, oder einer Magd.

Ich danke dir, Herr, daß du mich in diesen Dienst geordnet hast, da ich weiß, daß ich dir mit diene, mehr denn alle Mönche und Nonnen, die ihres Dienstes keinen Befehl haben. Ich aber habe Gottes Befehl im vierten Gebot, daß ich Vater und Mutter ehren, Herren und Frauen mit allem Fleiß und Treue dienen und zu der Haushaltung helfen soll. Will derhalben demselben mit Lust und Liebe nachkommen. Amen.

Geduldige Ergebung eines Ehemannes bei Krankheit und anderm Unfall.

Lieber Gott, daß ich ein fromm Weib, wohlgezogene Kinder, gehorsam Gesinde, Geld und Gut habe, Frieden und ein gut Regiment führe, das sind Gottesgaben; derselbigen will ich mit Danksagung gebrauchen, so lange es Gott gefällt und er mirs verleihen wird. So mir aber das Weib oder Kinder absterben, oder ein Unfriede im Lande sich erregen wird, wohlan, so will ichs geduldig leiden, denn du, Herr, hast mir das alles von deiner milden Güte verliehen; so bin ich auch zufrieden, daß du es wieder zu dir nimmst. Denn ich weiß wohl, daß ichs ohnedies nicht ewig hätte können haben noch besitzen, sondern hätte es doch zum letzten müssen fahren lassen.

In und bei beschwerlichem Haushalten.

Lieber Herr, du hast mich zu einem Hausvater gemacht, derhalben hilf mir! denn wenn ich allein soll regieren oder haushalten, so werde ich den Wagen also tief in die Pfützen fuhren, daß er drinnen wird stecken bleiben; ich stehe wohl frühe auf und laß mirs sauer werden; es will aber doch gleichwohl mit mir nirgend fort, muß gleichwohl mein Brot mit Angst und Sorge essen. Nun, Herr, ich warte meines Amts und thue, das du mir befohlen hast, und will gern alles arbeiten und thun, was du haben willst; allein hilf du mir auch haushalten. Amen.

Ein weiteres Gebet eines Hausvaters

Herr, du hast mir ein Weib, Kinder und Hausgesinde bescheret; lieber Herr, hilf du nun, regiere, und sei du mein Hausvater, sonst werde ich mit meiner Mühe gar wenig ausrichten. Du hast nur alles gegeben, was zu dem Haus und der Haushaltung von nöthen ist; aber das Amt ist größer und schwerer, denn daß ichs verwalten und verwesen kann. Derhalben vertritt du meine Statt, sei du Hausvater, ich will dir gern weichen.

Noch ein Gebet eines Hausvaters

O allmächtiger, ewiger und barmherziger Gott, dieweil du mit Worten und Werken genugsam bewiesen hast, daß du als ein getreuer Vater für uns sorgest, und hast uns gnädiglich zu Kindern angenommen und einem jeden seinen Beruf gegeben, darinnen er dir und dem Nächsten dienen soll, so bitten wir dich von Herzen, lieber Vater, gieb Gnade, daß wir unsers Berufs fleißig wahrnehmen, und im Gehorsam als deine treuen Kinder allezeit erfunden werden. Fördre die Werke unsers Haushaltens also, daß wir ja unsre Herzen nicht an die Güter dieser Welt hangen, noch jemand dadurch Aergerniß geben, sondern laß uns alle zeitlichen Güter und Gaben, so wir durch deinen Segen empfangen haben, in stillem Wesen mit täglicher Danksagung genießen und gebrauchen; wollest auch von uns abwenden allen Müßiggang, übrige Sorge der Nahrung, und alles was dir mißfällt, und bei uns und in uns fördern alles, was dir wohlgefällt, auf daß wir in all unsern Thun deinem Befehle nachgehen, und alle Sorge und Anliegen aus rechtem Glauben auf dich werfen. Denn du weißst alles, was uns mangelt und noth ist; das wollest du uns gnädiglich verleihen. Amen.

Ein anderes Gebet eines Hausvaters

O du gütiger und barmherziger Gott, du hast mich aus Gnaden in den Stand gebracht, der dir gefällig ist, und den du selbst gestiftet hast, und hast mir ein fromm Gemahl, fromme Kinder und Gesinde bescheret, und die Haussorge auf den Hals gelegt. Nun befinde ich mich viel zu schwach zu solchen hohen Sachen. Darum bitte ich dich, lieber Gott, du wollest Vater mir sein, und diese Werke, so mir in der Haushaltung auferlegt sind, fördern und handhaben, daß sie von Statten gehen, und dir angenehm seien.