Magnus Friedrich Roos – Nach dem Genuß des heiligen Abendmahls.

HErr Jesu, Du hast gesagt: wer Mein Fleisch isset und trinket Mein Blut, der hat das ewige Leben, und Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tag; und wiederum: wer Mein Fleisch isset und trinket Mein Blut, der bleibet in Mir, und Ich in ihm. Lasse diese Worte auch an mir erfüllt werden, der ich nun im heiligen Abendmahl Deinen Leib gegessen und Dein Blut getrunken habe. Weil ich aber täglich durch die vielen Versuchungen, die mi begegnen, von Dir abgezogen werden könnte, so halte mich fest mit Deiner starken Hand, treibe mich selber an zum Wachen und Beten, gib mir Kraft nach dem Reichthum Deiner Herrlichkeit, stark zu werden durch Deinen Geist am inwendigen Menschen, und verhilf mir nach Deiner Treue dazu, daß die Versuchungen mich noch tiefer in die Gemeinschaft mit Dir hineintreiben. Zerstöre in mir den alten Menschen, der durch Lüste in Irrthum sich verderbet, immer völliger, damit Du in mir wohnen und bleiben könnest, und ich sagen könne: ich lebe nun, doch nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Du hast mir und Allen, die Du berufen hast, die Auferweckung am jüngsten Tag als das Ziel unserer Hoffnung vorgestellt, willst aber noch vorher unsere Seelen zu Dir nehmen, damit sie bei Dir in einer sichern Verwahrung seien, und auf diese Auferweckung mit einer fröhlichen Gewißheit und bei dem Genuß himmlischer Erquickungen warten können. Hilf mir nun dazu, daß ich dieses Ziel mit allen Auserwählten erreiche, und des ganzen Segens Deiner vollbrachten Erlösung theilhaftig werde. Du hast selber einen Lauf durch die Welt gemacht, Du bist allenthalben wie wir versucht worden, doch ohne Sünde. Habe also Mitleiden mit meiner Schwachheit, laß mich nie über Vermögen versucht werden, halte mich in einer genauen Zucht, und stärke mich zum Sieg über die Welt, die im Argen liegt, und über den Fürsten de Welt, der noch immer Anfälle auf diejenigen macht, die selig werden wollen. Weil auch Dein Wort das Mittel ist, durch welches Du aufmerksame und folgsame Seelen täglich unterweisen, züchtigen und trösten willst, so thue diese Barmherzigkeit auch an mir, und laß Dein Wort auch mir ein solches kräftiges und heilsames Gnadenmittel sein. Bewahre mich vor Eigendünkel und falschen Lehren, und lehre mich Wahrheit und Irrthum immer unterscheiden. Dein guter Geist bewahre mich, daß ich im Glück nie trotzig und im Unglück nie verzagt werde, und verhelfe mir dazu, daß ich auch im Tode getrost sein, und mit guter Hoffnung der Seligkeit aus dieser Welt scheiden könne. Verlaß mich nicht, HErr mein Gott, ziehe Deine Hand nicht von mir ab, und wirf mich nicht als ein verderbtes Geschöpf weg, sondern mache etwas aus mir zum Lob Deiner Herrlichkeit. Hast Du, o himmlischer Vater, ein gutes werk in mir angefangen, so vollführe es auch bis an den Tag Deines Sohnes Jesu Christi. Dir, o Dreieiniger Gott, sei alle Ehre gegeben. Alles, was Athem hat, lobe Deinen herrlichen Namen ewiglich. Amen.

Magnus Friedrich Roos – Selbstprüfung vor dem Genuß des heiligen Abendmahls.

Heiliger und barmherziger Gott, der Du in Deinem Wort befohlen hast, daß ich vor dem Genuß des heiligen Abendmahls mich selber prüfen soll, und weißest, daß ich selber dazu nicht tüchtig bin: laß Dein Licht in meiner Seele aufgehen und leuchten, damit ich in demselben mich selber recht erkennen möge. Du hast in Deinem Worte gesagt, die Hoffnung der Gottlosen werde verloren sein. Bewahre mich vor diesem schrecklichen Unglück, und zeige mir in der Gnadenzeit, wo es mir fehle, damit ich durch Deine Gnade noch werden könne, was ich nicht bin, und erlangen könne, was ich noch nicht habe. Du hast gesagt, HErr Jesu: welche Ich lieb habe, die strafe und züchtige Ich. Diese Barmherzigkeit und Liebe erweise auch an mir, und verhilf mir durch Deine Bestrafung und Züchtigung, welche immer gerecht und mit Tröstungen gemildert ist, zur heilsamen Erkenntniß meiner Sünden, zur Reue über dieselben, und zur göttlichen Traurigkeit, wodurch ich zu einem wahren Gnadenstand und ewigen Heil zubereitet werde. Ich weiß, daß ich in meiner Lebenszeit oft und gröblich gesündiget habe, und daß noch viele böse Lüste und sündliche Neigungen in mir sind: stelle mir aber alles dieses sündliche Wesen als abscheulich, schädlich und verdammlich vor die Augen, damit ich mich tief vor Dir demüthigen, und das Böse, das ich geliebt habe, hinfort hassen könne. Du bist, HErr Jesu, ein Fluch geworden, um mich von dem Fluch des Gesetzes zu erlösen, und mir zu einem ewigen Segen zu verhelfen. Lehre mich also erkennen, wie ich für mich selbst ein fluchwürdiger Sünder sei, segne mich aber auch mit dem Segen, den Du mir erworben hast, durch Vergebung meiner Sünden, durch die Gabe des Heiligen Geistes und durch Mittheilung des himmlischen Erbes. Lasse meine Andacht, mein Verlangen nach Deiner Gnade, meinen Vorsatz, mich zu bessern, nicht wieder vergehen, sondern etwas Bleibendes und Festes werden; ja laß mich bis an mein Ende unter der Leitung und Bearbeitung Deines guten Geistes stehen, damit ich auf diese Weise das Ziel der himmlischen Herrlichkeit erreiche. In der Beichte bekenne ich Dir, o himmlischer Vater, daß ich leider schwer und mannigfaltig gesündiget habe, weiß aber, daß Du mehr Sünden, die ich begangen habe, weißest als ich selber, und daß Dir mein verdorbener Seelenzustand besser bekannt sei als mir selber. Erzeige mir aber Deine Gnade, welche die größte Sündenschuld überwiegt, und den tiefsten Seelenschaden ausheilt. Vergib mir auch die mir verborgenen Sünden. Decke mir auch diese in der künftigen Zeit nach und nach auf, und erneuere meine Seele zu Deinem Bilde, ohne welche sie ein Scheusal vor Deinen Augen bliebe. Versetze mich von der Finsterniß in’s Licht, und mache mich tüchtig, im Licht, in der Liebe und in der Wahrheit zu wandeln, damit ich tüchtig werde, dereinst in das helle Licht der himmlischen Herrlichkeit versetzt zu werden, und da Dich wahrhaftig und ohne Sünde und Ende zu liebe, aber auch Deine Liebe ohne Aufhören zu genießen. Bereite mich nun auch zu dem würdigen Genuß Deines heiligen Abendmahls, damit ich dabei keine Sündenschuld auf mich lade, sondern von Deinem heiligen Leib und Blut eine heilsame Kraft in meiner Seele erfahre. Amen.

Magnus Friedrich Roos – Gebet um Geduld im Leiden.

HErr Jesus Christus, der Du mit der allerreinsten Geduld die allerschwersten Leiden an der Seele und an dem Leib ausgestanden, und sie nicht bälder geendigt hast, bis Du hast sagen können: es ist vollbracht; ich bekenne dir, daß ich Dir noch sehr unähnlich sei, weil sich die Ungeduld oft in mir regt, und nicht nur in großen Leiden, sondern auch in kleinen Beschwerden ausbrechen will. Vergib mir diese große Sünde, und sei auch in diesem Stück meine Gerechtigkeit, daß mir nämlich Deine vollkommene Geduld zugerechnet, und meine Ungeduld dadurch bedeckt werde. Gib mir zu erkenne, wie deine Regierung untadelich, und das Leiden, welches Du mir zuschickst, nöthig und heilsam und kurz sei. Beuge meinen bösen Willen unter Deinen guten Willen, und schaffe, daß die Trübsal auch bei mir Geduld bringe, und ich bei der Geduld bewährt und geläutert werde, aus dieser Läuterung aber bei mir eine Hoffnung der himmlischen Herrlichkeit entstehe, bei welcher ich nicht zu Schanden werden kann. Laß ferner über mich kommen, was Du willst: sei Du mir nur nicht schrecklich, meine Zuversicht in der Noth. Nahe Dich zu mir, wenn ich Dich anrufe, und sprich: fürchte dich nicht. O wie werde ich Dir noch danken, daß Du meines Angesichts Hülfe und mein Gott bist! O wie werde ich insonderheit in der seligen Ewigkeit alle meine schwermüthigen Gedanken und ungeduldigen Klagen zurücknehmen, und in ein fröhliches Lob Deines Namens und in einen demüthigen Dank für Deine Güte und treue Führung verwandeln. Indessen habe Geduld mit meiner Schwachheit, welche sich in Deine wunderbaren Wege nicht immer schicken kann, und mache mich durch die Mittheilung Deines Geistes nicht nur in kurzen Nöthen geduldig, sondern auch in langwährenden Leiden langmüthig. Lasse Deine Kraft in meiner Schwachheit mächtig sein, und mich weder Trübsal noch Angst von Deiner Liebe scheiden. Ja lasse mich in meinen Leiden immer inniger in Dir vereinigt, und zur himmlischen Herrlichkeit zubereitet werden. Leite mich nach Deinem Rath, und nimm mich mit Ehren an. Amen.

Magnus Friedrich Roos – Am Fest der heiligen Dreieinigkeit.

Dreieiniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, auf dessen göttlichen Namen wir getauft sind, Dich beten wir an, Dir geben wir Dank und Ehre. du bist allein heilig, allein weise, allein gut; Du hast allein Unsterblichkeit, Du bist, Du warst und wirst sein ohne Veränderung. Du bist ein unsichtbarer, Alles durchdringender Geist, Du bist das allerreinste Licht, und wohnest in einem Licht, da Niemand zukommen kann; Du bist Liebe, und gibst Liebe, und erzeigst dich als Liebe in Deinen Werken. Lasse uns, o Du eingeborner Sohn Gottes, Deine Gnade genießen, lasse uns, o Du ewiger Vater, Deine Liebe empfinden, und gib uns Deinen Heiligen Geist, damit wir durch Ihn mit Dir und Deinem Sohn Gemeinschaft haben. Ziehe heute viele Seelen zu Deinem Sohn, o himmlischer Vater, und reinige viele Reben an Ihm, daß sie mehr Frucht bringen. Offenbare uns den Vater, HErr Jesu, und sei unser Fürsprecher bei dem Vater, damit wir von unserer Blindheit frei, und gegen den Fluch des Gesetzes gesichert seien. Sende, o himmlischer Vater, den Geist Deines Sohnes in unsere Herzen, daß Er in uns rufe: Abba, lieber Vater! und Deinen Sohn in uns verkläre. O Dreieiniger Gott, Du bist würdig zu nehmen Preis, Ehre und kraft; denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen, und sind geschaffen. Nach Deinem Willen und ewigen Vorsatz sind wir erlöset, und zu einem ewigen Leben verordnet. Du bist es, der uns heiliget, und zum Erbtheil der Heiligen im Licht tüchtig macht. Von Dir, durch Dich, und zu Dir sind alle Dinge. Erbarme Dich unser, hilf uns, segne uns, und laß uns etwas werden und sein zum Lobe Deiner Herrlichkeit. Amen.

Jesu Gnade segne mich,
Und des Vaters zarte Liebe,
Und des Geistes sanfte Triebe
Seien mit mir ewiglich.
Amen.

Magnus Friedrich Roos – Am Pfingstfest.

Großer Gott, Du hast in Deinem Wort verheißen, Deinen Geist über alles Fleisch auszugießen, und diese Verheißung auch an Vielen, die Dich darum gebeten haben, erfüllet. Wir bitten Dich nun, daß Du sie auch an uns erfüllest. Gieße Deinen Geist als ein lebendiges Wasser auf uns Durstige, und lasse diesen himmlischen Regen auf uns, als ein dürres Erdreich, fallen. Salbe uns mit diesem Oel, damit wir im Geist stark und fröhlich werden. Versiegle uns mit diesem Geist, damit wir unsers Gnadenstandes gewiß werden. Gib uns denselben als ein Angeld des himmlischen Erbes, damit unsere Hoffnung des ewigen Lebens gegründet und fest werde: Lasse denselben unsern Tröster und Beistand sein, der uns glauben, beten und thun lehre, wie es Dir gefällt, und der uns täglich, und insonderheit auch in der letzten tödtlichen Schwachheit mit unaussprechlichem Seufzen vertrete. Lasse auch heute Deinen Geist durch das Wort, das verkündigt wird, bei uns und andern viel Gutes ausrichten, ja laß auch die Lehrer und Prediger den Beistand desselben genießen, damit Dein Name durch sie geheiligt werde. O ewiger Gott, lasse uns, die wir durch die Sünde von Dir geschieden worden sind, durch Deinen Geist auf’s Neue mit Dir Gemeinschaft haben, und diese Gemeinschaft ewiglich fest bleiben. Segne uns, erleuchte uns, belebe uns, hilf uns zum Sieg über alles Widerwärtige, und schenke uns Deinen Frieden. Amen.

Den Geist, der alles Gute schafft,
Den Geist der Liebe, Zucht und Kraft,
Laß uns durch alle Zeiten
Bis in den Himmel leiten.
Amen.

Magnus Friedrich Roos – Am Himmelfahrtsfest.

HErr Jesu! Du hast bei Deiner Himmelfahrt den Himmel eingenommen, mit dem Vorsatz, am Ende der gegenwärtigen Welt, und an dem Tage, den Du dazu ersehen hast, wieder zu kommen, und Dich von allen Augen in Deiner großen Herrlichkeit sehen zu lassen. Auch unsere Augen werden Dich alsdann sehen. Auch wir werden alsdann vor Deinem Richterstuhl erscheinen, und Deine Stimme, die auch über uns den Ausspruch thun wird, hören. Ach laß uns Gnade vor Dir finden, vergib uns unsere Sünden, und sei selber unsere Gerechtigkeit. Heilige auch unsere Seelen, und gib uns Deinen Geist, der uns tüchtig mache und antreibe, Werke zu thun, die Dir wohl gefallen. Bereits uns überhaupt so zu, daß jener Tag Deiner herrlichen Erscheinung und des allgemeinen Weltgerichts für uns kein Tag des Schreckens, der Angst und der Verzweiflung, sondern ein Tag der Wonne, der Ehre und der fröhlichen Ernte sein möge. Wir sind jetzt auf Erden Gäste und Pilgrime, wie alle unsere Väter. Gib uns von dieser Wahrheit einen tiefen Eindruck, damit wir mit unsern Herzen nicht an der Erde kleben, und von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten, enthalten, und unter den ungeschlachten Weltmenschen, unter denen wir noch eine kurze Zeit leben werden, einen guten Wandel führen. Unser Vaterland ist im Himmel, lehre uns also himmlisch gesinnt sein. Erinnere uns durch Deinen Geist oft an die himmlischen Dinge, und erwecke nach und nach das heilige Heimweh in uns, welches einen Eckel an der Welt, und eine Lust abzuscheiden in sich faßt, und das Grauen vor dem Tod wegnimmt. Endlich nimm unsere Seelen auf und dahin, wo Du bist, wenn sie aus den Leibern scheiden sollen, und hilf uns zum Eingang in Dein himmlisches Reich. Wir loben Dich, wir danken Dir, wir beten Dich an. Siehe von Deiner Höhe auf uns Geringe und Elende, die wir in der Niedrigkeit leben, und in manchem Elend stecken, herab. Schütze uns mit Deiner Macht und lasse uns Hülfe in aller Noth widerfahren. Amen.

Du fuhrest von der Erde auf,
Und bleibst doch auf der Erde.
Hilf uns, daß unser Erdenlauf
Dir mehr geheiligt werde.
Amen.

Magnus Friedrich Roos – Am Osterfest.

Wir nahen, HErr Jesu, an diesem Tage, der dem Angedenken Deiner siegreichen Auferstehung gewidmet ist, zu Dir, und danken Dir herzlich, daß Du dich nicht geschämt hast, eine Zeit lang unter die Todten gerechnet zu sein, und wie andere Todte im Grab zu liegen, hernach aber durch Deine Auferstehung Deinen Todten eine Auferstehung zum ewigen Leben zugesichert hast. Vergiß und schäme Dich auch unserer nicht, so lange wir als Sterbliche leben, und wenn wir als todt im Grab liegen werden. Laß uns alsdann Deine Todten sein, und nach Deiner Verheißung wieder leben und auferstehen. Befreie uns durch diese Hoffnung von der Furcht vor dem Tod, und von dem Grauen an dem Grab und der Verwesung, und lehre uns nicht auf das Sichtbare, welches zum Theil eine traurige Gestalt hat, sehen, sondern auf das Unsichtbare, welches lieblich und herrlich ist. Wir bitten Dich auch, daß du uns heute väterlich bestrafen, freundlich zusprechen, kräftig trösten, und zur bessern Einsicht in die heilige Schrift erleuchten wollest, wie Du es Deinen Jüngern und Jüngerinnen nach Deiner Auferstehung hast widerfahren lassen, und daß Du uns unsere Uebertretungen gnädiglich vergebest, gleichwie Du ihnen ihre Fehler vergeben hast. Dein Friede, welcher höher als alle Vernunft ist, umschließe unsere Herzen und Sinnen, damit wir Dein Wort ruhig und glaubig anhören, und durch dasselbe neues Licht und neue Kraft empfangen können. Amen.

Lebendiger, laß uns als Reben
An Dir dem Weinstock fruchtbar sein.
Auch dringe einst Dein Ruf zum Leben
Mit Macht in unsere Gräber ein.
Amen.

Magnus Friedrich Roos – Am Charfreitag.

HErr Jesu Christe, Du bist in Deinem Leiden in der Sünder Hände übergeben gewesen, und diese haben ihren Muthwillen an Dir ausgeübt, zugleich aber ist der Rathschluß Deines himmlischen Vaters ausgeführt und die Schrift erfüllt worden. Unter den Menschen aber hat damals Niemand diesen Rathschluß recht erkannt, Niemand hat die Schrift, die erfüllt werden sollte, verstanden. Die Jünger haben sich an Dir geärgert, die Weiber von Jerusalem im Unverstand geweint, und Juden und Heiden sich als Feinde gezeigt. Du allein warst der Weise, der Geduldige, der Gehorsame und Gerechte, aber eben dadurch die Gerechtigkeit der ungerechten Menschen, deren Sünde Du trugst. Wir bekennen Dir auch unsern Ungehorsam, unsere Ungeduld und ganze Sündenschuld. Auch unsere Sünden hast du tragen und büßen müssen, auch wegen unsers Ungehorsams warst Du bis zum Tod am Kreuz gehorsam, wegen unserer Thorheit hast Du die Schrift erfüllt, und wegen unserer Ungeduld Deinen himmlischen Vater mit der reinsten Geduld im leiden geehrt. Wir danken Dir herzlich dafür, und bitten Dich, daß du dich durch Deinen Geist immer mehr in uns verklären, und uns Kraft schenken wollest, im Leben und Sterben uns glaubig an Dich zu halten, und Deiner vollbrachten Erlösung zu trösten. Lehre uns aber auch Deine Wege verstehen, Deine Gerichte preisen, und Deine Züchtigungen williglich übernehmen. In Deinem schweren verdienstlichen Leiden hast Du das Werk der Erlösung vollbracht: nun soll auch das Werk der Heiligung bei uns unter dem Leiden, das Du uns auflegst, fortgeführt werden. Wir sollen mit Dir leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. Gib uns also rechtschaffenen Glauben, der Geduld wirkt. Lehre uns die Schrift verstehen, die auch an uns erfüllt werden muß. Mache uns fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Trübsal, und im Gebet unverdrossen. Amen.

Zum Leiden schenke uns Geduld,
Und Weisheit zu den Werken.
Gib Licht, daß wir von Deiner Huld
Die Spuren glaubig merken.
Amen.

Magnus Friedrich Roos – Am Fest der Erscheinung Christi.

Großer Gott, der du in vergangenen Zeiten alle Heiden, und unter denselben auch unsere Voreltern ihre eigene Wege wandeln lassen, und die Zeit der Unwissenheit bei ihnen übersehen hast: wir danken Dir, daß Du zur Zeit des Neuen Testaments Dich auch mit Gnade zu den Heiden gewendet, Deinen eingebornen Sohn zum Licht der Heiden gesetzt, und ihnen Dein Evangelium durch Deine Knechte hast predigen lassen. Erleuchte uns, daß wir diese große Wohlthat hoch schätzen, dankbar erkennen, und zu unserem ewigen Heil bemühen. HErr Jesu! die Erstlinge aus den Heiden, nämlich die Weisen aus Morgenland, sind Dir zur Ehre aus ihrem Vaterland ausgegangen, und einen weiten Weg gereiset, und haben Dir als einem armen Kind Gold, Weihrauch und Myrrhen geschenkt. Lehre uns nicht leiblich, sondern geistlich aus der Welt, die im Argen liegt, ausgehen. Laß Dich von uns finden, wenn wir Dich anrufen; offenbare Dich uns durch Dein Wort, und nimm unsere Herzen, ja uns ganz als eine Gabe hin, die dir von Rechtswegen gehört, und die wir Dir hinzugeben unendlich verpflichtet sind. Siehe uns gnädiglich an, und verhilf uns durch Deinen Geist dazu, daß wir, die wir Zweige von dem wilden Oelbaum des Heidenthums sind, durch den Glauben in den guten Oelbaum Israels eingepfropft seien und bleiben, und an jenen Verheißungen Antheil haben mögen, die Du Deinen Knechten und Propheten, dem Abraham, Isaak und Jakob, und dem ganzen Volk Israel gegeben hast. Bereite unsere Seelen zur gesegneten Anhörung Deines Worts, und mache Deine Knechte tüchtig, es recht zu verkündigen. Amen.

Weil Du das Licht der Heiden bist,
So mache hell, was finster ist,
Und gib, daß auf der ganzen Erde
Dein Name bald verehret werde.
Amen.

Magnus Friedrich Roos – Am Neujahrsfest.

In Deinem Namen, HErr Jesu! treten wir heute das neue Jahr an, und loben Dich zuvörderst, und danken Dir für alle Wohlthaten, die Du uns in dem verflossenen Jahr, ja in allen zurückgelegten Jahren und Tagen unsers Lebens erzeigt hast. Dieser erste Tag des neuen Jahres ist Dein Beschneidungs- und Namenstag. Lasse uns die Bedeutung des Namens Jesus, den Du bei der Beschneidung angenommen hast, zuvörderst durch die Vergebung aller unserer begangenen Sünden erfahren, und keine Verdammung wegen derselben an uns haften. Lasse uns aber auch dasjenige, was dieser Name bedeutet, nämlich Heil, Hülfe und Seligkeit, in diesem Jahr, in allen unsern künftigen Tage, ja in alle Ewigkeit genießen. Zerstöre und ertödte den alten Menschen, der sich durch Lüste in Irrthum verderbet, immer mehr in uns, und lasse den neuen Menschen völlige rund stärker werden. Reinige unsere Seelen durch Dein Blut, und salbe uns mit dem Oel des Heiligen Geistes, damit wir Dir in dem neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstaben dienen, und anstatt des Rückfalls in die vorigen Sünden in einem neuen Leben wandeln, und wie im Alter, also auch in Deiner Gnade und Erkenntniß wachsen. Wir wissen nicht, was uns in diesem Jahr begegnen wird. Hingegen wissen und glauben wir, daß Dir der Vater Alles in Deine Hände gegeben habe, und daß Du auch in diesem Jahr leben und regieren, und ein Aufsehen auf Deine Auserwählten haben werdest. Wir freuen uns also zu Voraus über Dein Regiment, welches bei uns und allenthalben Alles wohl machen und herrlich hinausführen wird, und bitten Dich herzlich um Dein gnädiges Aufsehen, um Deinen treuen Schutz, um Deine barmherzige Vorsorge, und alle guten und vollkommenen Gaben, deren wir zu unserer geistlichen und leiblichen Wohlfahrt bedürfen. Amen.

HErr, segne unser Vaterland,
Und streue selbst mit milder Hand
Auf unsern Wohnort, Feld und Haus,
Und alle Länder Segen aus.
Amen.