Girolamo Savonarola

Du allgewaltiger Gott, du weißt, was meinem Tun allein gebricht, was meines Sehnens Not. Nicht Gold erbitt ich und kein Zepter, wie der vor Habgier Blinde, noch Stadt, noch Burg, noch schimmerndes Gestade, nur dies: wo ich dich finde, schlag in mein Herz die Wunde deiner Gnade. Amen.

Savonarola, Girolamo – Gebet an seinem Todesmorgen

vor dem Genuß des heiligen Abendmahls, am 23. Mai l498.

Herr, ich weiß, daß du bist der wahrhaftige Schöpfer der Welt und der Natur des Menschen; ich weiß, daß du bist die heilige, untheilbare Dreieinigkeit; ich weiß, daß du bist das ewige Wort, das vom Himmel zur Erde kam, in den jungfräulichen Leib Maria’s. Zum Holz des Kreuzes hast du dich erhoben, um dein heilig Blut zu vergießen, für unsere Sünden und für ihr Elend. Zu dir fleh‘ ich, mein Herr, zu dir fleh‘ ich, mein Heil; zu dir fleh‘ ich, mein Trost, daß dein heilig Blut nicht vergebens sey für mich vergossen, daß es geflossen sey zur Vergebung all‘ meiner Sünden. Für sie fleh‘ ich dich um Vergebung an, für sie alle, die ich beging von meiner Taufe an bis zu diesem Augenblick. Vor dir bekenne ich meine Schuld. Um Vergebung fleh‘ ich dich an für Alles, womit ich in geistlichen und zeitlichen Dingen diese Stadt und ihr Volk beleidigt, für Alles, Herr, der ich aus mir nicht kann erkennen, wo ich irrte. Um Vergebung bitte ich in Demuth Alle, die hier um mich versammelt stehen, auf daß sie beten für mich, auf daß du mich stark machest für meine letzte Stunde und der Feind nicht über mich Gewalt erlange.

Amen.