Augustinus – Lobgebet

Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen; lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht was er dir Gutes gethan!
Dich lobe ich, Herr, den die Engel und seligen Geister anbeten und preisen, und ich vereine meine Stimme mit ihren Lobgesängen. Meine Seele schwebet empor über alles Geschaffene, und das Auge des Glaubens blicket auf dich, der Alles erschuf. Ich schwinge mich hinauf über das Niedre und mache Wohnung in der Höhe, daß ich dich schaue, o Sonne der Gerechtigkeit, du Licht aller Geister!
O möchte ich dich loben mit aller Kraft meiner Seele, gnadenvoller Gott, möchte ich würdig danken für alle Erweisungen deiner Barmherzigkeit. Unerreichbar ist meinen Gebeten deine Größe und Güte und dein allmächtiges Walten. Ich begehre dich zu loben, und mit starker Liebe dich zu umfassen. Mein Gott, mein Leben, meine Stärke, gib meinem Geiste Erleuchtung und meinem Herzen das Feuer der Andacht, und laß dir, Vater, wohlgefallen die Rede meines Mundes.
Heilige meine Seele und reinige mich von aller Befleckung, damit das reine Opfer meines Dankes dir wohlgefalle. Ergreife meine Seele und mache sie zu deiner Wohnung, auf daß ich dich erkenne und anbete in Geist und Wahrheit. Laß immerdar dein Lob in meinem Munde sein; denn wer ist dir gleich, o Herr, du Urquell alles Guten, und wer kann deinen Namen ausreden? Dir gebühret Ehrfurcht, Dank und Liebe, dir unserm Gott in Ewigkeit. Amen.

Jakob Böhme – Lobgebet

O tiefe Gnade Gottes, erwecke dich doch noch einmal in uns armen, blinden, verwirrten Kindern, und reiße völlig nieder den Stuhl des Widerchrists, den er in Gleisnerei hat aufgebauet, und laß uns doch einst sehen dein Antlitz. O Gott, die Zeit deiner Heimsuchung ist ja da: wer kennet aber deinen Arm vor der großen Eitelkeit des Widerchrists in seinem aufgebauten Reiche! Zerstöre du ihn, Herr, und reiß nieder seine Macht, auf daß dein Kind Jesus offenbar werde allen Zungen und Völkern, und wir von des Teufels Macht, Hoffahrt und Geiz erlöset werden. Hallelujah! Von Aufgang und Mitternacht flammet und rufet der Herr mit seiner Kraft und Macht: wer will das wehren? Hallelujah! In alle Lande siehet dein Auge der Liebe, und deine Wahrheit bleibet ewiglich. Hallelujah! Wir sind erlöset von dem Joche des Treibers! Das soll niemand mehr aufbauen; denn der Herr hats beschlossen in seinen Wundern. Hallelujah!

Johann Amos Comenius – Lobpreis

Gebenedeyet seyst du, Herr mein Gott, der du ewiger Verherrlichung und Erhöhung würdig beist! gebenedeyet sey der herrliche und preiswürdige Name deiner Majestät in alle Ewigkeit! Deine Engel und alle deine Heiligen sollen verkündigen deine Herrlichkeit: Denn du bist groß von Macht, und deine Weisheit ist unerforschlich, deine Barmherzigkeit aber gehet über alle deine Werke. Ich will dich preisen, o Herr, so lange ich lebe und deinem heiligen Namen singen so lange ich hier bin: Denn du hast mich erfreuet mit deiner Barmherzigkeit und meinen Mund mit Frohlocken erfüllet, indem du mich aus dem schnellen Strom heraus gerissen, aus tiefen Wasserwirbeln errettet, und meine Füsse auf sichern Ort gestellet. Ich bin von dir, o Gott, du ewige Süßigkeit, entfernet gewesen; aber du hast dich erbarmend zu mir genahet: Ich irrete; aber du hast mich zu rechte gewiesen; Ich taumelte, und wußte nicht, wo ich hingienge; aber du hast mich auf den rechten Weg gebracht; Ich war von dir abgewichen, und hatte dich und mich verloren; aber du hast dich zu mir gewandt, und mich wieder zu dir und zu mir gekehret: Ich kam bis zu den Bitterkeiten der Höllen; aber du zogest mich zurücke, und brachtest mich bis zu den Süßigkeiten des Himmels. Derohalben so lobe, o Seele, deinen Herrn, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Es ist mein Herz, o Gott, bereit, es ist mein Herz bereit, daß ich singe und frohlocke. Denn du bist höher, als alle Höhen, und tiefer, als alle Tiefen. Wunderbar, herrlich und voller Barmherzigkeit bist du. Wehe den unbesonnenen Seelen, welche von dir weichen, und meinen, daß sie auf solche Art Frieden finden können! welchen doch ausser dir weder Himmel, noch Erden, noch der Abgrund hat; weil in dir allein die ewige Ruhe ist. Himmel und Erde sind von dir, und sind gut, schön und lieblich, weil sie von dir sind; aber doch sind sie weder so gut, noch so schön, noch so lieblich, als du, ihr Werkmeister: Und derohalben können sie die Seelen, welche Trost bedürfen, nicht befriedigen noch sättigen. Du, o Herr, bist die Fülle aller Fülle; und unser Herz ist nicht zufrieden, so lange bis es sich in dir nicht beruhiget. Ach ich habe dich zu spät lieb gewonnen, o du ewige Schönheit! weil ich dich zu spät erkannt habe. Da aber habe ich dich erst erkannt, als du mich angeschienen, o du himmlisches Licht. Dein Lob verschweiget, wer deine Erbarmungen noch nicht erkannt; du aber, mein Herz, thue dich dem Herrn kund! O daß mein Herz mit dir, du ewiger Geruch, doch ganz möchte eingenommen seyn! damit ich alles vergesse, was du nicht bist, mein Gott. Verbirge dich doch nicht mehr meinem Herzen, du allerschönste Schönheit. Sollten dich aber irdische Dinge mir verbergen, so will ich lieber sterben, damit ich dich nur erblicke, und ewig mit und bey dir sey, da wo ich dich nicht mehr werde verlieren können. Erhalte mich, Herr, führe mich, trage mich, damit ich von dir nicht mehr irre gehe noch strauchele. Gib, daß ich dich liebe mit ewiger Liebe, und neben dir kein Ding mehr liebe, es sey denn, daß ich es um deinet willen und in dir liebe, o du unendliche Liebe! Aber was soll ich mehr sprechen, mein Herr? Hier bin ich. Dein bin ich, dein eigen, dein in alle Ewigkeit. Ich entsage gern dem Himmel und der Erde, nur daß ich dich behalte. Versage dich mir nur nnicht. Ich habe genug in alle Ewigkeit, ich habe unveränderlich genug an dir allein. Seel und Leib erfreuet sich und frohlocket in dir dem lebendigen Gott. Ach! wenn werde ich aber von hinnen gehen, daß ich mich vor deinem Angesichte darstelle? So dir es gefällt, Herr mein Gott, so nimm mich hin. Hier bin ich, und stehe bereit. Rufe, wenn du willst, wohin du willst, wie du willst. Ich will gehen, wohin du befiehlest, und will verrichten, was du heissen wirst. Dein guter Geist reigere mich nur, und führe mich zwischen den Fallstricken der Welt, als auf ebener Bahn. Deine Barmherzigkeit begleite mich auf meinen Wegen, und führe mich durch diese, ach! so ängstliche Finsternissen der Welt bis zu dem ewigen Lichte! Amen, ja Amen!

Comenius

Bonifacius Stölzlin – Lob Gottes

O du ewiger Vater des Lichts! wie groß ist deine Treue und unaussprechlich deine Güte, wie unerforschlich deine Barmherzigkeit, daß du deine Sonne lässest aufgehen über die Bösen und über die Guten; erleuchtest und erwärmest damit den Erdboden, machest fruchtbar und fröhlich alles, was da webet und lebet. Ach lieber Gott! laß mich dieses Sonnenlichtes allezeit mit fröhlichen Augen und gutem Gewissen anschauen, und hilf mir, daß ich dich bald in deinem unwandelbaren Lichte sehen und mich in dir ewiglich freuen möge. Amen.

Johannes Bugenhagen – Gotteslob

Gelobet seist du, Herr, mein Gott, Ehre und Preis sei dir ewig gegeben für alle deine Wohlthaten, so du mir bis daher im Glauben und Bekenntniß deines Wortes behalten hast. O Herr, bring es also hinaus bis an das Ende, mehre und stärke meinen Glauben immerdar baß. Herr, zwinge mit deinem Geiste mein Fleisch unter mich, sei meine Burg, mein Schutz, mein Schild und mein Erretter. Barmherziger Gott, ich sage dir Ehre, Lob und Preis um die leibliche Nahrung und alle deine Güte, die du mir und allen Menschen aus Gnaden reichlich mittheilest, mache uns sie alle brauchen zu deinem ewigen Lob, unserer Seelen Heil und Nutz des Nächsten. Amen. Vater Unser.

Gebetbuch,
enthaltend
die sämmtlichen Gebete und Seufzer
Dr. Martin Luther’S,
wie auch Gebete
von
Melanchthon, Bugenhaben, Matthesius, Habermann, Arnd
und anderen Gott-erleuchteten Männern.
Herausgegeben
vom
evangelischen Bücherverein
Berlin, 1849.
Im Magazin des Vereins, Klosterstraße No. 71

Basilius – Gotteslob

Ewiger Gott, du ursprunggloses und uranfängliches Licht, Schöpfer aller Creatur, du Quelle der Barmherzigkeit, du Meer der Güte, du unergründlicher Abgrund der Leutseligkeit: laß leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! Herr, scheine in unsere Herzen, du wahrhaftige Sonne der Gerechtigkeit, und erfülle mit deiner Lieblichkeit unsere Seelen. Lehre uns allezeit an deine Gerichte denken und von ihnen reden, und dich ohn‘ Unterlaß als unsern Herrn und Wohlthäter bekennen. Richte nach deinem Willen die Werke unserer Hände, und leite uns auf rechtem Wege, daß wir thun mögen, was dir wohlgefällig und angenehm ist, damit auch durch uns Unwürdige dein heiliger Name verherrlicht werde, der Name des Vaters, des Sohnes, und des heiligen Geistes, dem allein gebühret Ruhm, Ehre und Anbetung in Ewigkeit. Amen.

Allgemeines evangelisches
Gesang- und Gebetbuch
Hamburg 1846
Agentur des Rauhen Hauses

Anselm von Canterbury – Größe Gottes

Du, o Herr, bist nicht blos das Größte, was gedacht werden, sondern größer, als man denken kann. Du wohnst in einem unzugänglichen Lichte. Das sehe ich nicht, weil es mir zu groß ist, und doch sehe ich Alles, was ich sehe, nur durch dasselbe, gleichwie das schwache Auge, was es sieht, nur im Scheine der Sonne sieht. In Deine Ursonne kann mein Verstand nicht hineindringen, ihre Strahlen leuchten zu stark. Zurückgeworfen werde ich von dem Glanze, überwältigt von der Größe, verwirrt durch die Unermeßlichkeit. O höchstes Licht, o volle und selige Wahrheit, weit bist Du von mir, und doch bin ich Dir so nahe: wie entfernt bist Du von meinem Blicke, und doch bin ich Dir so gegenwärtig!

Johannes Geiler von Kaysersberg – Jesus

O allerliebster Herr Jesu Christe, ewiges Wort des väterlichen Herzens, gnadenreicher Brunnen aller Tugend, mehre in mir Alles, was Dir wohlgefällt an mir. O Du süße Speise der Engel, o Du Heller Glanz der göttlichen Sonne, erleuchte die Finsterniß meines Herzens. O Du barmherziger Herr Jesu, der Du Dich so tief zu mir armen, dürftigen Menschen erniedrigt hast, ich litte Deine unermessene, grundlose Gütigkeit, laß diese lebendige Speise mich genießen zur Vergebung meiner Sünden, zur Beschirmung wider allen Schaden Leibes und der Seele, zur Vermehrung der Gnade und Andacht, zur fröhlichen Heimfahrt aus diesem Jammerthal. Laß Deine Gegenwart mein Herz und Gemüth also verwandeln, daß ich keine Süßigkeit ohne Dich empfinden und keine Liebe haben möge, denn Dich allein, den Sohn des höchsten Gottes.

Christian Wilhelm Spieker – Lobgebet

Jesu, mein Erlöser, wer kann dich würdig preisen, du unaussprechliche Macht und Weisheit des Vaters? O wie gern möchte ich ganz in deinem Lobe aufgehen! Aber, weil ich solches nicht kann, soll ich darum schweigen? Wehe denen, die von dir schweigen, der du den Mund der Stummen öffnest und Rinderzungen beredt machst! Wehe denen, die von dir schweigen; denn bei all ihrem Geschwätz sind sie stumm, wenn sie dein Lob nicht verkündigen. Unendlich bist du, o Herr, und unendliche Liebe sind wir dir schuldig, die du durch dein theures Blut erkauft hast. Denn wenn ein Mensch den andern also liebt, daß er kaum ohne ihn sein kann, wenn die Braut dem Bräutigam so innig zugethan ist, daß sie nimmer Ruhe hat, wenn ihr Freund nicht bei ihr ist; mit welcher Liebe, mit welcher Inbrunst muß dich die dir im Glauben vertraute Seele lieben, ihren waren Gott und Bräutigam, der du so Vieles und so Großes für uns gethan hast! Und überdies ist deine Liebe so süß und so ruhevoll. Auch die Welt hat zwar ihre Lust und Ergötzlichkeiten, aber die Seelen, welche sich ihr hingeben, können nicht still sein; von Argwohn, Unruhe und mannigfachen Befürchtungen werden sie umgetrieben. Bei dir hingegen ist ein ungestörtes Leben. Wer zu dir kommt, lieber Herr, der geht ein zur Freude seines Herrn, der kann sprechen: Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln; er weidet mich auf einer grünen Aue. Amen!

Heinrich von Suso – Lob Gottes

O Gott, wer giebt, daß sich mein Herz ganz in Deinem Lobe sättige! O könnte ich Dich doch mit alle dem Saitenspiel loben, das je erklungen ist, könnte ich doch alles Land und Gras zu deinem Preise vor Dir in Deinem himmlischen Hose aufsprießen lassen! Ach, lieber Herr, bin ich gleich Deines Lobes nicht würdig, so begehrt doch meine Seele Dich zu loben, wie der Himmel, wann er in herrlichster Schönheit mit der Sonne Glanz und mit der lichten Sterne unzähliger Menge niederleuchtet; wie die schöne Haide, wann sie von Frühlingsblumen glänzet und wie alle die süßen Gedanken, die ein reines, liebendes Herz beim Hinausblick in die Heiterkeit der Natur je empfunden hat. Herr, wenn ich an Dein hohes Lob gedenke, so möchte mir mein Herz zerfließen; es vergehen mir die Gedanken, es gebricht mir das Wort. Blicke ich hin auf Deine lebendigen Bilder und wunderbaren Kreaturen, so sprechen sie zu meinem Herzen: Siehe, wie recht liebenswürdig der ist, von dem alle Schönheit gekommen ist! Ich durchgehe Himmel und Erde, die Welt und den Abgrund, Wald und Haide, Berg und Thal: Alles ruft in meine Ohren einen vollen Ton Deines grundlosen Lobes. Darauf werde ich stumm und wortlos und merke: wer Dich wähnt nach Würdigkeit zu loben, der jaget dem Winde nach und will den Schatten ergreifen.