Thorpe, William – Gebet im Gefängnis

O GOtt mein HErr/ gib daß diß alles zu deines Nahmens Ehr gereiche/ und daß wir eins sein in deiner Wahrheit. Ich bitt dich von ganzem Herzen/ daß es bald geschehen möge/ auf daß alle die meine Schrifften gelesen und gehöret haben/ dich als den unsterblichen GOtt mit mir erkennen und preisen/ und dich im Glauben anruffen/ ohn allen Zweiffel. Du wollest auch meinen Wiedersachern/ O HErr/ auß deiner unaußsprechlichen Güte verleihen/ daß sie deiner Lehr hinfort nicht mehr wiedersprechen/ und ihrem eygenen Heyl widersprechen/ sondern daß sie im Glauben/ Hoffnung und rechtschaffener Lieb sich mit uns mögen vereinen/ und nach deinem Heiligen und guten Willen in Fried und seliger Wohlfahrt leben/ Amen.

Denkwürdige Geschichten/ Trostreiche und Herzbewegliche Reden der Fürträfflichst/ Gottseligsten Heiligen Märtyrern
Leonhard Meyer
Gedrukt zu Schaffhausen
Bei Johann Kaspar Sytern
M. DC. LXIV

Georg Blaurock – Letztes Gebet

o Herr Gott! Dich will ich loben von nun an bis an mein Ende, weil Du mir den Glauben geben hast, durch welchen ich Dich kennen gelernt habe. Du sendest Dein göttliches Wort zu mir, welches ich aus lauter Gnaden merken und spüren kann. Von Dir, o Gott, habe ich dasselbe empfangen, wie Du weißt; ich hoffe gewiß, (Jes. 55:11) es wird nicht leer wieder zu Dir zurückkehren u. O Herr, stärke hierzu mein Gemüt, (Psalm 38: 5) daß ich Deinen Willen erkenne, dessen ich mich von Herzen erfreue. Wärest Du mir, o Gott mit dem Worte deiner göttlichen Gnade nicht erschienen, als ich die schwere Last der Sünden gewahrte, welche mich sehr ängstigte, so hätte ich unterliegen und ewige Pein leiden müssen. Darum will ich Deinen herrlichen Namen ewig hochloben und rühmen, weil Du Dich stets als einen barmherzigen, lieben Vater erweisest. Verstoße mich doch nicht, sondern nimm mich als Dein Kind an. Darum schreie ich zu Dir, hilf doch, o Vater, daß ich Dein Kind und Erbe sein möge. (Luk. 17: 5) O Herr, stärke meinen Glauben, sonst wird mein Gebäude, wenn mir deine Hilfe nicht beisteht, bald umfallen; vergiß mein nicht, o Herr! Sondern sei immer bei mir; dein Heiliger Geist beschütze und lehre mich, daß ich in allen meinen Leiden stets deinen Trost empfangen (1. Kor. 9, 25, 26, 27) und in diesem Streite ritterlich kämpfen möge, bis ich den Sieg erhalten haben werde. Der Feind hält mit mir eine Schlacht in dem Felde, worin ich nun liege; er hätte mich gern aus dem Feld verjagt; aber Du, Herr, hast mir den Sieg gegeben. Er ist mit scharfem Geschütz auf mich eingedrungen, so daß mir alle meine Glieder vor der falschen Lehre und ihrem Zwange bebten. Aber Du, o Herr, erbarme Dich meiner, und hilf armen Menschen, deinem Sohne, mit Deiner Gnade und kräftigen Hand, damit ich überwinde. O Gott! Wie bald hast du mich erhört, wie bist Du mit Deiner Hilfe geeilt und hast meine Feinde zurückgeschlagen! Darum will ich zum Lobe Deines Namens, in meinem _Herzen singen, und die Gnade, die mir widerfahren ist, ewig ausbreiten. Ich bitte Dich nun, Vater, für alle deine Kinder; bewahre uns sämtlich in Ewigkeit vor allen Feinden unsere Seelen; (1. Petr. 1: 14) auf das Fleisch will ich nicht bauen, denn dasselbe vergeht und hat keinen Bestand, aber auf Dein Wort will ich fest vertrauen, das sei mein Trost, darauf ich mich verlasse, das wird mir aus allen meinen Nöten zu ewigen Ruhe helfen. Die Stunden des letzten Tages, wo wir das Leben lassen müssen, ist nun sehr nahe. Lieber Herr! Hilf uns doch das Kreuz bis auf den Platz zu tragen, und kehr Dich zu uns mit aller Gnade, (Luk. 23: 45) damit wir unser Geist in Deine Hände befehlen mögen. Ich bitte Dich, o Herr! Herzlich für alle unsere Feinde, wie viele derer auch sind; (Apg. 7: 68 ) Herr, rechne ihnen ihre Sünden nicht zu; dieses bitte ich Dich nach Deinem Willen. Und also wollen wir (ich, Georg Blaurock, und Hans von der Reve) im Frieden hinscheiden; der gute Gott wolle uns durch seine Gnade bis in sein ewiges Reich geleiten; gleichwie wir Ihm auch fest vertrauen, daß er solches tun, und sein heiliges Werk in uns vollenden und mit seiner Kraft bis ans Ende uns beistehen werden. Amen.

Eitelhans Langenmantel – Gebet vor der Hinrichtung

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O Gott! Vater vom Himmel, komm mit der Kraft deines Heiligen Geistes und erfreue damit unser Gemüt, Herz und unsere Sinne; gib uns allen dreien ein männlich Gemüt, um in dieser Angst, worin wir sind, zu streiten und zu siegen. Halt uns mit deiner rechten Hand, denn du bist unsere Stärke, streite für uns in dem Streite, und habe acht auf uns in der Not, damit wir im Streite bestehen möchten und nicht zurückweichen, wenn der Streit am heftigsten wird, darum, o Herr, halte doch Wache über uns und bewahre uns in dieser großen Not, da sich die Gottlosen gegen dein Wort aufmachen und uns davon abwendig machen wollen. O Gott! erhalte uns doch in deiner Obhut, damit wir nicht schwach werden und dein Wort fahren lassen. Laß uns doch die Treue genießen, die du durch deinen Sohn Jesum Christum an uns vollbracht und erwiesen hast, damit wir aber solches stets fleißig betrachten möchten, so sende uns deinen Heiligen Geist und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe; führe du uns, der du dieselbe mit der Tat gelehrt und uns vorgelegt hast, daß wir uns auch darin üben und dieselbe, als deine lieben Kinder unterhalten und ausüben sollen, damit diese Gabe in uns komme, und wir in dieser deiner Wahrheit unser Leben darnach einrichten möchten, wozu wir berufen sind, damit Friede und Einigkeit unter uns grünen möge und wir uns untereinander in der Wahrheit aus reinem Herzen lieb habne. Darum, o Gott! laß das Licht deiner göttlichen Klarhiet uns erleuchten, damit wir darin wandeln mögen. O Herr! erhalte uns darin als deine lieben Kinder! Laß uns doch nicht durch die grausame Finsternis dieser Welt, welche mit jeder Art von Untreue die Oberhand bekommen und welches alles den Tod nach sich zieht, ebenfalls verfinstert werden. Du aber, unser Vater, liebest die Billigkeit. In dir ist keine Finsternis, sondern die Welt ist damit verblendet. Du aber bist das ewige Licht, welches durch die Finsternis dringt. Damit wir nun ferner nicht mehr Kinder der Nacht, sondern Kinder des Tages sein mögen, so wache über uns mit deinem Heiligen Geiste, und lehre uns mit Lust und Freude nach deiner göttlichen Art in diesem Licht fortgehen.

O Gott, wir bitten noch einmal, sende uns zu diesem Zwecke Deinen Heiligen Geist, verleihe uns Seine Kraft, erneuere unsere Herzen und mache uns stark in Dir, damit wir Dir in Gehorsam folgen und Deinen Namen verherrlichen mögen. Wenn diese Welt sich wider Deine Worte empört und dem widerstrebt, daß unsere Seele in allen Trübsalen zu Dir seufzt, wodurch sie uns abzureißen suchen, so gib uns, o Herr, daß wir auf Deine Hilfe warten und hilf uns zur Ueberwindung. Gib uns Herr, daß wir uns durch keine Sünde oder Schuld beflecken und nimm von unserm Fleisch den Schrecken hinweg, womit man uns abzuziehen und in diesem Werke aufzuhalten beabsichtigt, damit wir im Streite nicht wanken, wenn man das Todesurteil an uns vollstrecken wird, sondern damit wir Dir mit allen Frommen entgegengehen und in dem herrlichen Hochzeitskleide bei der Hochzeit erscheinen, welche deinem Sohne zubereitet ist, wenn Er seine Braut mit ewiger Freude und Lust aufnehmen wird. Herr! stehe uns doch bei in allen Aengsten und Nöten und in der Todespein; gib uns das Himmelsbrot, sende uns Deinen Tröster; denn du Gott bist ein Tröster der Elenden; Du machest die Armen reich und stärkest die Schwachen; Du kannst die Müden erquicken und den Schwachen Kraft geben, daß sie sich zu Dir wenden; durch Dich überwinden sie, die sich jetzt zum Streite begeben haben, um für die Wahrheit zu streiten. Hilf uns zum Siege in Christo, Deinem Sohne, ja in Ihm allein auf dieser Erde. Sei Du allein unser Helfer, beschirme uns mit deinem Schwerte, damit wir sämtlich als Deine Helden die Krone erlangen und ewig bei Dir sein mögen, Amen.

Savonarola, Girolamo – Gebet an seinem Todesmorgen

vor dem Genuß des heiligen Abendmahls, am 23. Mai l498.

Herr, ich weiß, daß du bist der wahrhaftige Schöpfer der Welt und der Natur des Menschen; ich weiß, daß du bist die heilige, untheilbare Dreieinigkeit; ich weiß, daß du bist das ewige Wort, das vom Himmel zur Erde kam, in den jungfräulichen Leib Maria’s. Zum Holz des Kreuzes hast du dich erhoben, um dein heilig Blut zu vergießen, für unsere Sünden und für ihr Elend. Zu dir fleh‘ ich, mein Herr, zu dir fleh‘ ich, mein Heil; zu dir fleh‘ ich, mein Trost, daß dein heilig Blut nicht vergebens sey für mich vergossen, daß es geflossen sey zur Vergebung all‘ meiner Sünden. Für sie fleh‘ ich dich um Vergebung an, für sie alle, die ich beging von meiner Taufe an bis zu diesem Augenblick. Vor dir bekenne ich meine Schuld. Um Vergebung fleh‘ ich dich an für Alles, womit ich in geistlichen und zeitlichen Dingen diese Stadt und ihr Volk beleidigt, für Alles, Herr, der ich aus mir nicht kann erkennen, wo ich irrte. Um Vergebung bitte ich in Demuth Alle, die hier um mich versammelt stehen, auf daß sie beten für mich, auf daß du mich stark machest für meine letzte Stunde und der Feind nicht über mich Gewalt erlange.

Amen.

Hans Schlaffer – Gebet vor seiner Hinrichtung

Allmächtiger Gott! Ich will annehmen den Kelch des Heils und deinen Namen anrufen, ja ich will dir ein freiwilliges Opfer geben und deinen Namen bekennen. Ich will dir bezahlen meine Schuld vor dem Angesicht alles Volks, und die dich fürchten, werden sehen, daß ich auf dein Blut gehofft. Darum, allmächtiger Gott, erzeige deine Kraft und Großmächtigkeit in meinem schwachen irdischen Gefäß, darein du den edlen Schatz gelegt und verborgen, den du mir hast gezeigt.

Ach mein Gott! Was für Not und Stoß‘ leid ich hier! Da erkenne ich erst den großen Schaden und Fall Adams in mir, da erhebt sich erst der große Streit des Fleisches und Geistes miteinander, welchen niemand, er habe es denn erfahren, entdecken mag.

O mein Gott! Wie wird es noch ergehen? Nun aber, Herr, alle meine Sorge, Not und Angst lege ich auf dich. Ich habe deine Hilfe bisher mächtiglich empfunden. Du wirst sie nicht von mir nehmen bis ans Ende, sondern in der großen Not und Schwachheit mir deine größte Hilfe und Stärke erzeigen. In meiner Schmach und Schande wirst du deine Herrlichkeit auskündigen und in meinem zeitlichen Tod das ewige Leben offenbaren allen denen, deie sich im Glauben Christi dir ergeben und in deinem Willen verharren bis ans Ende.

Darum kommm, o lieber Vater, komm! Die große, ängstliche Not ist vorhanden. Die gelegene Zeit ist hier. Halte deine Zusage und Verheißung, die du allen deinen Auserwählten und Gläubigen getan hast. Du willst ja der Armen Helfer, der Betrübten Tröster, der Schwachen Stärke und Kraft, den Verzagten eine Hoffnung, der Elenden Zuflucht, der Sterbenden (um deines Namens und Wortes willen) ein Schutz und Schirm allezeit sein bis in die Ewigkeit.h Strecke deine Hand von oben herab über uns und erlöse uns aus der Hand der fremden, bösen Kinder, deren Gewalt eine Gewalt der Bosheit ist. Inmitten der höchsten Trübsal und Not wirst du uns erlösen, erledigen und lebendig machen! Unsere Seele ist betrübt bis zum Tode! O Vater! Hilf uns aus dieser Stunde. Wir gehen dahin mit dem Herrn an den Ölberg, um zu beten: O Vater, nicht unser, sondern dein Wille geschehe! Hilf uns durch diese betrübte Nacht zu deinem ewigen Leben. Amen!