Jakob Otter

Allmächtiger, barmherziger Vater. Du willst, daß unser Volk mit gerechtem Regiment und Gericht versehen sei, so bitten wir dich von Herzen: gib uns Häupter und Regenten, die nach deinem Gebot fragen und den Willen haben, mit ganzem Herzen ein Volk so zu regieren, daß dein Ruhm erhöht, alles, was zu deiner Ehre dient, gefördert und der Friede im Lande erhalten werden. Amen.

Philipp Melanchthon

Da, ohne deine Hilfe, du ewiger Gott, Vater unseres Herrn Jesu Christo, du Schöpfer aller Dinge und auch deiner Kirche selbst, das Licht des göttlichen Wortes nicht erhalten werden kann, so bitte ich dich um deines Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi willen, daß du in diesen Landen und an anderen Orten stets eine Kirche sammeln wollest, die dich in ewiger Freude samt deinem Sohn preise, daß du das Licht des Evangeliums schützen, gerechten und heilsamen Frieden diesem Volke schenkest, Zucht und Sitte leisten, und die Herzen der Fürsten und Untertanen durch deinen heiligen Geist zu wahrer Anbetung und wahrer Gottseligkeit leitest. Amen.

Gebet, daß die Obrigkeit das Wort Gottes ehre.

Lieber Gott, hilf, daß die Obrigkeit erkenne deinen Willen mit Furcht und Demuth, und ehre deinen Sohn, das ist sein Wort, daß er sie durch sein Blut ertheuret und erbarmet hat, und seine Diener, die armen Pfarrherren, die sonst geplaget sind und billig von weltlichen Regenten Schutz und Trost haben sollten, damit ihr Amt ein Gottesdienst würde. Amen.

Allmächtiger Herr Gott, erleuchte und bewege doch einmal die Herzen der Potentaten, dein Wort zu fürchten und demüthiglich gegen dasselbe zu handeln. Amen.

Um gute Regierung.

Herr, erhalte dein Volk, die Rechte, Gerichte, Billigkeit und das ganze weltliche Regiment, daß alles ordentlich geschehe, damit der Friede durch Empörung und innerliche Feindschaft nicht zerrüttet, noch die äußerliche Zucht durch Ehebruch und andre Aergernisse unruhig gemacht und verunreiniget werde. Amen.

Für einen christlichen Fürsten und Landesherrn.

Ach Vater aller Gnaden, du wollest unsren Landesherrn als mitten unter den Wölfen, auch ohne Zweifel nicht gar frei von bösen Geistern, sonderlich in diesen wüsten gefährlichen Zeiten barmherziglich erhalten in deinem Erkenntniß und reinem Wort, dazu behüten vor allen bösen Werken; sonderlich deinen Geist senden und ihn zu deinem angenehmen Werkzeug zubereiten, dadurch er viel und großen Nutz und Frommen, zu Lob und Ehre deines Wortes ausrichte, wie denn durch ihn viel Nutz und Gutes geschehen kann vielen betrübten, verlassenen, irrigen Seelen. Amen.

Gebet eines Amtmanns, Richters oder Rathsherrn.

Allmächtiger, ewiger Gott, himmlischer Vater, du hast also geordnet und befohlen, daß ich das Recht studiren, lernen, und sprechen soll, was recht ist; darum gieb du Gnade und Segen dazu, daß ich allein die Wahrheit suche und finde und thue nur, was dir gefällig ist, dir zu Ehren, und Land und Leuten zu Nutz, um Christi willen, deines lieben Sohnes, meines Herrn und Heilandes. Amen.

Gebet weltlicher Obrigkeit

Lieber Gott, dieses Leben ist dermaßen gestaltet, daß man darin nicht stille stehen noch müßig gehen, sondern einhergehen und allezeit etwas zu thun vorhaben soll, es sei im Haus- oder Weltregiment, darum verleihe Gnade, daß wir dasselbe weislich verrichten, das ist in Demuth und in deiner Furcht, und stets betrachten, daß wir unter deinem Zorn sind um unsrer Sünden willen, daß wir nicht unter der Menschen Unflath seien, die weder ihr Leben noch ihren Tod weder recht kennen noch achten, sondern nur den Bauch füllen und nach Ehre und Gewalt trachten; diese gehen daher in höchster Verachtung des zornigen Gottes, fragen weder nach Gnade noch nach Zorn, und leben also in der allergrößten Thorheit und Unverstand. Darum erhalte uns in dieser Weisheit, das ist in deiner Furcht, denn Gottesfurcht ist ein Anfang der Weisheit, ja die höchste Weisheit ist, deinen Zorn vor Augen haben und darnach leben und alles thun in Demuth.