Hofacker, Ludwig – Gebet für die Passionszeit.

Hochgelobter Heiland und HErr! Lass das Wort von deinem Leiden und deinem Tode sich an unsern Herzen bewähren als ein Schwert, welches Mark und Bein, auch Seele und Geist scheidet und als einen Hammer, welcher Felsenharte Herzen zerschlägt. Schenke uns nach deiner unbegreiflichen Gnade, Macht und Herrlichkeit offene Ohren und Herzen, damit wir Alle, Alle die Sünde, um welcher willen du so Vieles erduldet, die dich ans Kreuz gebracht hat, ernstlich hassen und mit einer brünstigen Liebe gegen dich erfüllt werden. O du Lamm Gottes, ziehe uns selbst und bekehre uns selbst zu dir nach der überschwenglichen Größe deiner Kraft. Amen!

Johann Arnd – Danksagung und Betrachtung des Leidens Jesu Christi.

O du heiligster und holdseligster Herr Jesu Christe! wir danken dir für deine herzliche Traurigkeit, da deine Seele um unsertwillen betrübt ward bis in den Tod, auf dass du die ewige Traurigkeit von uns abwendetest, und uns die ewige Freude erwirbst; für deinen demütigen Fußfall, so du deinem himmlischen Vater tatest, da du auf die Erde fielst auf dein heiliges Angesicht, auf dass du uns Gnade erlangtest, und unsere Angesichter nicht beschämt würden; für dein allerheiligstes Gebet und heiligen Gehorsam, da du deinen Willen deinem himmlischen Vater ganz aufopfertest und sprachst: Nicht was ich will, sondern was du willst, auf dass du unsern bösen Willen büßtest, heiltest, und uns in dem Willen Gottes heiligtest; für deinen herben bitteren Todeskampf, damit du dem Tod die Macht genommen und ihn kraftlos gemacht und überwunden; für deinen allerheiligsten blutigen Schweiß, welcher mild aus deinem zarten Leichnam gedrungen und auf die Erde gefallen, auf dass du unsern kalten Todesschweiß heiligtest und die Angst des Todes in einen sanften Schlaf verwandeltest. O du unschuldiges und unbeflecktes Lämmlein Gottes! wir danken dir, dass du um unsertwillen bist gefangen, auf dass wir erlöst würden; gebunden, auf dass wir von Sünden befreit würden; fälschlich verklagt, auf dass wir vor dem strengen Gericht Gottes losgezählt würden; in dein heiliges Angesicht geschlagen, auf dass wir Frieden hätten. O du allergeduldigstes und sanftmütigstes Herz! wir danken dir, dass du um unsertwillen bist verspottet, auf dass du uns gemacht würdest zur ewigen Weisheit; verspeit, auf dass du uns von unsern Schanden erlöstest; gelästert, auf dass wir in dir zu Ehren gebracht würden; gegeißelt, auf dass du unsern Ungehorsam büßtest. O du König der Ehren und Herr der Herrlichkeit! wir danken dir, dass du um unsertwillen zu Hohn und Schmach mit Purpur bekleidet, auf dass du uns das hochzeitliche Ehrenkleid erwirbst; mit Dornen gekrönt, auf dass du uns die Krone der Gerechtigkeit aufsetztest; ein Rohr in deine rechte Hand genommen, auf dass du das schwache Rohr nicht vollends zerbrächst; und damit lassen dein heiliges Haupt schlagen, auf dass wir unsere Häupter mit Freuden möchten aufrichten. O du allerliebreichster und freundlichster Herr! wir danken dir von Herzen für deine Vorstellung vor das Volk, da Pilatus sprach: Seht, welch ein Mensch! auf dass dein himmlischer Vater unser Elend ansähe, und um deinetwillen sich unserer erbarmte. Ach Vater, siehe, welch ein Mensch! Du Allerlieblichster, du bist von deinem Volk verworfen und verleugnet, auf dass du deiner gläubigen Kirche zum Eckstein würdest. – Du bist um unsertwillen zum Tode verurteilt, auf dass du uns von dem Urteil des ewigen Todes los machtest. O du allergerechtester und demütigster Knecht Gottes, du allergehorsamster Sohn Gottes, deines Vaters! wir danken dir, dass du dein Kreuz zu deinem heiligen Tod selbst hast getragen, auf dass du uns lehrtest, unser Kreuz willig auf uns zu nehmen; bist daran mit Händen und Füßen angenagelt, auf dass du ein Opfer würdest für unsere Sünde; bist zwischen zweien Mördern gekreuzigt, und unter die Übeltäter gerechnet, da du doch niemand Unrecht getan, auch kein Betrug in deinem Mund erfunden worden, auf dass du uns durch deine Unschuld versöhntest; hast auch große Lästerung und Schmach am Krenz erlitten, auf dass du uns von der ewigen Schmach erlöstest. O du Gesegneter des Herrn! wir danken dir, dass du ein Fluch am Holz bist worden, auf dass in dir alle Völker auf Erden gesegnet würden. Du bist worden als ein Wurm, und bist doch der Schönste unter den Menschenkindern, auf dass du uns vor Gott lieblich machtest. Du bist worden der Allerverachtetste unter den Menschen, auf dass du uns herrlich machtest. Du bist ganz trostlos am Kreuz gehangen, auf dass wir ewig getröstet würden. Du hast mit bloßem blutigen Leib sterben müssen, auf dass du uns mit dem Kleid des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidest. O du ewiger Hoherpriester und unser einiger Mittler! wir danken dir, dass du am Kreuz für uns gebeten, auf dass du dich mit starkem Geschrei und mit Tränen deinem himmlischen Vater für uns opfertest. Wir danken dir für das tröstliche Wort: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Damit hast du das Paradies den armen Sündern aufgeschlossen. Denn dies Wort ist der rechte Paradiesschlüssel. Wir danken dir für deine Angst und Not, da du schriest: Mein Gott, mein Gott! warum hast du mich verlassen? auf dass wir von Gott nicht sollten ewig verlassen werden. Wir danken dir für deinen heiligen Durst am Kreuz und den herben Essigtrank, damit du uns vom ewigen Durst und von der Hölle Bitterkeit erlöst hast. Wir danken dir für dein tröstliches Wort: Es ist vollbracht! das ist: die Sünde ist nun getilgt, Gott ist versöhnt, die Schrift ist erfüllt, und ist eine ewige Erlösung erfunden. Wir danken dir für deinen heiligen Tod, und für dein letztes Wort am Kreuz. Denn damit ist alle unsere Sünde bezahlt, das Leben wiedergebracht, und aller Gläubigen Seelen in Christo in die Hände des himmlischen Vaters überantwortet. Lass uns nun, o du allerliebreichster, gebenedeiter König, um deinen heiligen Leichnam mit Joseph von Arimathia bitten, denselben in eine reine Leinwand unsers Glaubens einwickeln, mit Myrrhen und Aloe salben, das ist, mit herzlicher Reue und Leid über unsere Sünde, in unsere Andacht aufnehmen, und in ein neues gereinigtes Herz durch den Glauben, als in ein neues Grab, legen, dass er allein, und sonst keiner mehr, darin ruhe. Und versiegele du dies Grab mit deinem Heiligen Geist, dass dich niemand, weder Welt noch Teufel, aus unserm Herzen stehle, dass wir dich nicht verlieren, sondern dass wir mit dir sterben, auferstehen, leben, gen Himmel zu dir fahren, und ewig bei dir sein und bleiben mögen. Amen.

Johann Christian Storr – Zum Schlusse der stillen Woche.

Lieber Herr Jesu, ich habe dich am Anfange dieser stillen und großen Woche um ein stilles Herz gebeten. Nun bitte ich dich auch bei deinem Grabe: gieb mir Gnade, daß ich meine Seele setzen und stillen könne. Dein Tod am Kreuz hat Alles unter deinen Freunden und Feinden stille gemacht, was zuvor voll Unruhe war. Nun so heilige auch mir deinen Todestag und den Tag deiner Begräbniß zu einem Tag der Ruhe und heiligen Stille. Nachdem mir das Wort von deinem Kreuz, welches ich diese Woche gehöret, in meine Seele gedrungen und mich wegen meiner Mitschuld gleichsam gezüchtiget hat, so gieb mir Gnade, daß ich nun in dieser Abendstunde beruhe und still bleibe in deiner Gnade, die du auch mir durch dein heiliges Leben erworben hast. Laß mir, o Herr, die Schätze, so in dem Geheimniß deines Kreuzes verborgen liegen, nicht vergeblich aufs neue geöffnet sein, sondern gieb, daß ich in stillem Geist des Glaubens dieselben ergreife und genieße, dadurch mein Herz zu brünstiger Liebe gegen dich entzünde und mich zu heiligem Wandel in deiner Nachfolge antreibe. Amen.