Martin Luther – Eine allgemeine Beichte, die Dr. Martin Luther täglich, wenn er hat wollen schlafen gehen, gesprochen.

Mein lieber Vater, ich bekenne allewege, du siehest es auch, daß ich je meinethalben, wie ich gehe oder stehe, inwendig und auswendig mit Haut und Haar, mit Leib und Seel in das ewige höllische Feuer hineingehöre. Daß auch in Summa, weißt du, mein Vater, meinethalben nichts Gutes in mir ist, nicht ein Haar auf dem Haupte droben, es gehört doch alles miteinander hinein in den Abgrund der Höllen zu dem leidigen Teufel. Was soll ich viel Worte davon machen. Aber, mein lieber Vater, ich bitte wiederum hiergegen allewege, ich sei meinethalben, was ich wolle, so bitte ich dich dennoch und will es von dir auch haben allewege, daß du dein Aufsehen und Aufmerken auf mich nicht wollest haben, und wollest deine Augen auf mich nicht kehren und wenden. O es ist sonst mit mir verloren und verdorben, und wenn hunderttausend Welten auf mir wären; sondern da bitte ich dich, daß du wollest dein Aufsehen und Aufmerken haben und wollest deine Augen kehren, wenden und richten in das Angesicht deines lieben Sohnes Jesu Christi, deines Gesalbten, meines Mittlers, Hohenpriesters und Fürsprechers, meines Heilandes, Erlösers und Seligmachers, und wollest mir um seinetwillen und nicht um meinetwillen (bitt ich dich, mein Vater) gnädig und barmherzig sein, und wollest mir um deines Sohnes Jesu Christi willen verleihen ein seliges Ende und eine fröhliche Auferstehung, hier helfen dem Leibe, und dort in jener Welt der armen Seele! Und um seines rosinfarbenen Blutes wegen, das er da mildiglich am Galgen des Kreuzes zu Verzeihung und Vergebung meiner Sünde vergossen hat – dein Sohn Jesus Christus bitte ich dich jetzund, mein Vater, daß du dasselbige Blut Jesu Christi, deines lieben Sohnes an mir armen Kreatur meiner mannigfaltigen Sünden halben, die da nicht auszureden noch auszusprechen sind, nach deiner Gerechtigkeit nicht wollest anders machen und umkehren, sondern wollest es, nach deiner grundlosen Barmherzigkeit den Nutz und die Frucht lassen an mir schaffen und ausrichten, dazu es denn in Ewigkeit von dir verordnet und von deinem lieben Sohne Jesu Christo an dem Galgen des Kreuzes auch vergossen ist, als nämlich, daß du es mir ja wollest gereichen und kommen lassen zur Verzeihung und Vergebung meiner Sünden, auf daß, welche Stunde, welchen Augenblick bei Tag oder bei Nacht du kommest und klopfest an und willst wiederum meinen Geist, welchen du mir erstlich hast eingeblasen, hinwegfordern, so bitte ich dich allewege, mein Vater, daß du dir denselben meinen Geist, das ist meine Seele, wollest lassen in deine Hände befohlen sein um deines Sohnes Jesu Christi Bluts, Leidens und Sterbens willen. Amen.