Valerius Herberger – Gebet nach der Predigt

Herr JEsu, deine Christen werden aus der Predigt von den Thautröpflein deiner Wohlthaten gezeugt. Wenn du im Evangelium nicht würdest geprediget. so wäre kein Christ, so wäre kein Gotteskind auf Erden. Ach gib mir guter Bienlein Art, daß ich ein süßes Werk setze, daß ich mich heiliger, guter Werke befleiße. Denn dein Wort ist meinem Munde süßer, denn Honig. Mein Herr und mein Gott, wie reich tröstest du, die gänzlich sind verlassen; wie lieblich hat’s geschmeckt, sei gelobet für dein kräftiges Himmelsbrod in Ewigkeit; wie soll ich’s immermehr vergelten! Mein ganz Leben will ich Gott zu Ehren anstellen, mein Christenthum soll auch ein Brunn werden, daraus lauter Tugend fließe, dabei sich mein Nächster fröhlich erquicken könne. Christus mein Trostbrunn soll mir der liebste Schatz sein auf Erden; nimmermehr soll Gott über mich klagen, wie Jer. 2. „Mein Volt thut eine zwiefache Sünde, mich, die lebendige Quelle, verlassen sie, und machen ihnen hie und da ausgehauene Brunnen, die doch löchericht sind, und kein Wasser geben.“ O Herr JEsu, du bist der Lebensbrunn, der nimmer vertrocknet, der der Menschen Herz erquicket; zu dir kommt jedermann, weil du allein ihm ein genügsamer Lohn bist. Herr JEsu, wässere das Paradies meines Gewissens, laß mich nicht mit ledigem Herzkrüglein hinweggehen; schenke mir ein deinen Trost, daß ich nicht verzage. Hilf Herr JEsu, daß sich alle fromme Leute mit ihren Herzeimern fassen, wie Rebecca mit ihrem Kruge. Gib Gnade, daß sie ihre Herzkannen nicht stehen lassen, wie das semantische Weib ihren Schöpfkrug, sondern in der Kirche bis oben an füllen, und mit heim nehmen, damit sie volle Genüge haben, und mit dem 23. Psalm sagen: „Du schenkest mir voll ein; fürwahr Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang.“ Ach du edler Kraftbrunn aller seligen Freude, alles nothwendigen Trostes, und aller gewünschten Seligkeit, Herr JEsu, hilf, daß alle Christen fleißige geistliche Wasserzieher und andächtige Wasserschöpfer sein, so lange sie leben, damit ihre Herzen mit dem lebendigen Trostwasser deiner Gnade gefüllet werden bis oben an, Gott zu Lob und Ehren, zur Besserung ihres Christenthums, und zu gewisser Versicherung ihrer Seligkeit. Gelobet sei der Herr unser Gott, der durch sein heilig Wort unsere Ohren und Herzen mit so viel nützlichen Lehren und nothwendigem Trost gefüllet hat; gelobet sei sein herrlicher Name in Ewigkeit. Amen!

Habe Dank, lieber himmlischer Vater, daß du auch an meinem Herzen anklopfest, daß du mich, als ein treuer Freund, vor Schaden warnest; ach mein Herz sei dein Schlößlein, zeug hinein, klopfe am Haus meines Herzens nach deinem Willen, dir zu Ehren, mir zur Seligkeit. Hosianna dem Sohne David; Glück zu meinem lieben Seligmacher JEsu, er hat jetzt an meinem Herzen geklopfet; es müsse ihm alles nach seinem Wunsch zu meiner Seligkeit gerathen. Herr JEsu, sei gelobet für so viel süße Trostsprüche, die wir jetzt in der Predigt gehöret haben; hilf, daß wir sie mit Lust behalten, und Mit Nutz brauchen, dir zu Ehren, uns zur Seligkeit. Amen!

Wir danken dir, Herr JEsu, auch billig, daß du noch heute das ewige Evangelium mit großem Nutz und Frommen unter uns lässest predigen, und bitten, du wollest unsere Herzen durch deinen Geist regieren, daß wir gehorsamlich uns demselben untergeben, und nicht muthwillig Gottes Zorn und ewige Verdammniß auf uns laden, und uns selbst einen nagenden Wurm in den Busen, des Gewissens setzen; ach verleihe, daß du und dein Evangelium uns lieb sei, damit wir die ewige Freude, welche uns im Evangelium wird angeboten, erlangen. Du wollest auch alle Irrende gnädiglich zurecht bringen, damit die ewige evangelische Wahrheit weit erkannt und bekannt, und unserm lieben Gott und Vater sein himmlisches Haus voll werde. Amen!

Ach du Gott des Trostes und der Geduld, der du alle frommen evangelischen Herzen bei deinem reinen Worte und ihrem beständigen wahren Glauben erhalten kannst zur ewigen Seligkeit, der du vom Anfang der Welt treue Arbeiter in deine Erndte gesendet hast, sei gelobt und geliebt für solche treuherzige Fürsorge, die du noch heute gegen deine lieben Christen trägest, in alle Ewigkeit. Amen!

Valerius Herberger – Gebet vor der Predigt

Ach mein Herr JEsu, du bist ja der erste und lieblichste Trostprediger, und bleibest auch der schönste, edelste Tröster aller gottseligen Herzen, bis an das Ende der Welt. Ich bitte, du wollest dein Amt günstiglich auch bei mir in allen Nöthen beweisen. Mein Herr JEsu, du meldest dich meinem Herzen in allen evangelischen Predigten, bei der heil. Taufe, beim heil. Abendmahl, daß du mein Herz- und Blutsfreund seiest, du lassest mich wissen, von wannen du seiest, wer du seiest, welches Geschlechtes du seiest, weß ich mich dein zu freuen und zu trösten habe im Leben, im Gebet, im Kreuz und Leiden, in Anfechtung und aller Betrübniß, im Tode, im Grabe, am jüngsten Tage, im Himmel. Ach melde dich meinem Herzen, hier zeitlich und dort in alle Ewigkeit. Lieber Herr JEsu hilf, daß ich mit rechter herzlicher Lust und Freude dein Wort höre, daß ich andächtig sei bei der Predigt des Evangeliums und bei dem Brauch der heiligen Sakramente, auch nach deinen Geboten meinen Wandel löblich anzustellen. Ach Herr JEsu hilf, daß ich die Posaunen des Evangeliums in christlicher Andacht in dieser Welt höre, zu Herzen nehme, meine Seele mit Geduld fasse, und alsdann gar wohl bestehen möge. Herr JEsu, habe auch Dank in Ewigkeit, daß du uns dein Wort gönnest und eröffnest; gib dazu wackere Ohren, verleihe dazu andächtige Herzen, bescheere dazu Leben und Gesundheit, geuß aus deine himmlische Gaben, damit alles deinem heiligsten Namen zu Ehren recht besonnen, tüchtig abgeredet, und uns zu ewigem Nutzen glücklich möge gebraucht werden. Herr JEsu, noch eins bitte ich von dir: Ach hilf, daß ich mir bei allen Predigten die Gedanken mache, als wenn du dich mit meiner Seele wolltest letzen, denn ich kann nicht wissen, welches die letzte wird sein, die ich in der Welt werde hören. Wenn ich aber denke, jede Predigt sei meine letzte Predigt, so werde ich fleißig alle Worte behalten, das wird mir zu großem trefflichen Nutzen dienen. Darum versage mir meine Bitte nicht, erhöre mich lieber Herr JEsu, hochgelobet und geliebet in Ewigkeit. Amen!

Valerius Herberger – Gebet in der Kirche

Ach Herr JEsu Christe, hilf durch deinen heiligen Geist, daß ich dich allezeit für den bewährten Grundstein meiner Seligkeit achte, und dich für meine gewisse Himmelsleiter erkenne, so weiß ich gewißlich und wahrhaftig, daß dein lieber himmlischer Vater mit seiner Gnade nahe zu meinem Herzen werde treten. Hilf, daß ich mich allezeit zu der evangelischen Versammlung deiner Christen geselle. Denn da ist gewißlich die Gnade Gottes zu finden; gewißlich ist der Herr an diesem Orte, wo das Evangelium recht wird geprediget, und die Sakramente nach deiner Ordnung werden ausgetheilet. Heilig ist diese Stätte, wo man in deinem Namen, Herr JEsu, betet, von deinem Namen lehret; heilig sind alle Herzen, die dich lieb haben. Nun mag ich mit Freuden St. Augustin’s Wort führen: „Ich bin heilig“; das ist kein Hoffartswort, sondern ein gläubiges Dankwort. Ich bin heilig durch dein heiliges Blut, damit ich in der Taufe bin gewaschen, bei der Predigt des Evangelii und Absolution besprenget, und im hochwürdigen Abendmahl getränket, und durch die Gabe deines heiligen Geistes.“ Wenn ich in deinem Namen bei dem Tische bete, so wird dadurch alle Speise geweihet, geheiliget und gesegnet. Nun weiß ich, daß mein Herz ist ein Gottes Haus. Denn ich erkenne dich für den rechten Jakobsstein meiner Seligkeit, für die rechte Himmelsleiter meiner Seelen. Ach Herr JEsu, laß mein Herz sein und bleiben ein heiliges Gotteshaus, darin du mit deinem Vater und heiligem Geiste gerne wohnest, nach deiner tröstlichen Zusage. Behüte mein Herz vor des Teufels Betrug, daß es nicht werde ein sündiges Schandhaus. Ach Herr JEsu, gib, daß sich Niemand in der ganzen Welt zum Gebet und zum Gottesdienste dünke zu stattlich sein, sondern daß sich auch alle hohen Personen in christlicher Demuth herunter lassen, und dir dienen. Derowegen singet auch die Kirche alle Sonntage frühe die Worte aus dem 95. Psalm in der Einladung zum Lobe Gottes: „Kommt herzu, lasset uns dem Herrn frohlocken, und jauchzen dem Hort unsers Heils! Lasset uns mit Danken vor sein Angesicht kommen, und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der Herr ist ein großer Gott, und ein großer König über alle Götter. Kommt, laßt uns anbeten, und knieen und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat!“ Ach Gott verleihe, daß es alle Herzen sich selbst zur Seligkeit bedenken mögen! Denn durch dich, Herr JEsu, habe ich auch den Segen zu gewarten. Ein kleines Wort ist das, aber langer vielfältiger Trost wird meinem Herzen darinnen vorgetragen. Wenn du mich segnest, so bist du sammt deinem himmlischen Vater und heil. Geiste mit mir. Wenn ich bete, so hörest du mich; wenn ich Elend habe, so tröstest du mich; wenn ich angefochten werde, so schützest du mich; wenn ich sterbe, so machest du mich selig. Bist du mit mir, wer will wider mich sein? Du bist mir besser, als alle Macht dieser Welt, du segnest mich, du behütest mich, wo ich hinziehe; du bist mein getreuer Gefährte, du bist mein Wächter, du schläfest noch schlummerst nicht, wer will mich beleidigen? Du segnest mich, du willst mich nicht lassen. Herr JEsu, dein Segen ist mein Leben; ich will mich zu deiner Christenheit halten, ich will bei dir, dem Felsen meiner Seligkeit, allzeit bleiben, ich will dein Wort und Werk in Acht nehmen, das Evangelium hören, der Sakramente gebrauchen. Denn da lässest du gewiß alle deine Güte vor mir hergehen. Also werde ich dein Herz, Willen und Liebe klar sehen, und mich mit diesem Anschauen der Herrlichkeit deiner Gnaden unter dem Schutze deiner Hand behelfen, bis ich zur vollkommenen Erkenntniß deiner Herrlichkeit komme, und im Himmel deine göttliche Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen werde. Amen!

Valerius Herberger – Am Anfang JESUS

JESUS,
Der Anfang zu meines Herzens Lust und Freude, der Anfang zu meinem Gebet.

Kolosser 3, V. 7.

Alles, was ihr thut mit Worten oder Werken, (was ihr redet oder thut) das thut alles in dem Namen des Herrn Jesu (nach seinem Wort, mit Anrufung seines Beistandes, und zu seines Namens Ehre) und danket Gott und dem Vater (Gott, dem himmlischen Vater, für seine Wohlthaten) durch ihn (durch Christum, den Mittler; denn kein Gebet und kein Lob ist Gott gefällig, es geschehe denn in Christi Namen).

Darum HErr JEsu, so oft ich werde beten, will ich sagen: Am Anfang JESUS. Mein Herr JEsu, hilf du mir mein Gebet stärken, verleihe du mir ein gutes Wort bei deinem himmlischen Vater, sei du meines Gebets Grund. Herr JEsu, du bist der Grundstein meiner Seligkeit; du sei das Mittel, du sei das Ende, so habe ich Trost, Saft und Kraft im Leben und Tode. Wenn der Tag anbrechen wird, soll das meine erste Rede sein: Am Anfange dieses Tages sei JEsus mein Trost, Helfer, Segen und Beistand, und bewahre mich und die Meinen vor allem Unglück. In all meinem Handel und Wandel, in allen meinen Werken will ich anfangen mit JEsu, so wird’s wohlgerathen, wie da die Apostel im Namen JEsu ihre Netze auswarfen, beschlossen sie eine große unverhoffte Menge Fische. Wenn ich in der Welt was vornehme, so ziehe voran, Herr JEsu, wie vor König David, da er mit den Philistern kämpfen sollte, auf daß alles, was ich thue und vornehme, deinem Namen zu Lob und Ehren gereiche. Ich will mein Herz auf dich, Herr JEsu, meinen Altar, legen, daß es auch von deinem Vater heilig geschätzet werde. In deinem Namen will ich beten, in deinem Namen will ich alle meine Werke verrichten, so werden meine Seufzer und alle meine Werke, dir zu Ehren gethan, für Heiligthum geschätzet werden. Herr JEsu, du bist mein Hohepriester, du allein verrichtest den Gottesdienst, der mich selig macht, du lehrest uns, wie es dein Vater mit unserm Herzen meinet, du betest am Kreuz und auch jetzt zur Rechten deines Vaters für uns, du heiligest und opferst dich selber für uns, und fährst mit Segensprechen gen Himmel, zum Zeugniß, daß du einen Segen nach dem andern über deine betenden Christen willst sprechen. Herr JEsu, du bist unser Priester und Fürsprecher bei dem Allerhöchsten, ich bin dein Pfarrkind, du lehrest mich, wie ich soll gerecht und selig werden, du bittest für mich; ich befehle mich deinem andächtigen Gebete, lege mir ein gutes Wort ein bei dem frommen Herzen deines Vaters, so bin ich genesen. Ach Herr JEsu, du bist mein Heiland, sage und zeige dich deinem Vater an, daß du hast genug für mich gethan. Du bist ja mein Fürsprecher, du wirst mir dein gutes Wort lassen zu Hülfe kommen. Ach sage mich an deinem Vater, wenn ich bete, daß ich erhöret werde, wenn ich Unglück leide, daß ich getröstet werde, wenn der Teufel mich plaget, daß ich geschützet werde, wenn die Welt mich dränget, daß ich erhalten werde, wenn ich sterbe, daß meine Seele in den Himmel genommen werde. Du bist der fleißige treuherzige Vorbringer aller Sachen bei deinem Vater. Ach deine sorgfältige Treue thut das Beste bei uns armen Sündern. Du Herr JEsu bist von Ewigkeit und bleibest auch in alle Ewigkeit, dein Stuhl stehet feste, du bist ewig, darum habe ich mich ewiglich dein zu trösten, du kannst selig machen immerdar, die durch dich zu Gott kommen, und lebest immerdar, und bittest für sie. Herr JEsu, du warest am Anfang, und bist vor allem Anfang der Zeit, du bist der Anfang meines Glücks, sei auch der Anfang meiner Sorge, meines Trostes, meines Gebets und meines Herzens Lust und Freude. Amen!

Jan Hus – Das Gebet Hussen’s, womit er sich zu Gott wandte, da er die Erklärung des Briefes Jacobi anfangen wollte.

Der einige Gott, Vater, Sohn und h. Geist würdige mich nach seiner Barmherzigkeit, meine Unreinigkeit zu tilgen, mit seiner göttlichen Kraft mein Herz zu erleuchten, und lasse den Thau der Gnade vom Himmel herabträufeln, damit ich tüchtig werde, durch seinen Beistand und Hülfe meine Begierden beständig und demüthiglich zur höchsten Seligkeit zu erheben. Denn wo die Gnade des h. Geistes nicht bei uns ist, so ist alles bei uns eitel und vergeblich. Er ist es, von dem alle unser Thun anfangen und zu dem es wieder zurückkehren muß. – Da ich mir nun vorgenommen habe, mit der Erklärung der Epistel des . Apostels Jacobi einen Anfang zu machen, so werde ich nun und nun geängstigt. Es drückt mich hart die Last meiner Sünden; es demüthigt mich meine Unwissenheit; meine inwendigen Kräfte tappen wie ein Blinder umher. Ich weiß nicht, wo ich hinfliehen soll, als zu Dir, mein Gott! denn Du bist es allein, der die Sünden vollkommen vergiebt, die Unwissenden heilsam unterweiset, die Kräfte stärket, und den Demüthigen den Weg der Wahrheit eröffnet. Was soll ich thun? Ach, ich erzittere, wenn ich Dich loben soll; denn der weise Mann sagt: das Lob stehet nicht schön in dem Munde eines Sünderns, Sir. 15.

Was soll ich anfangen, o Herr? Wo soll ich hinaus? – Den Himmel, wo Dein Thron ist, darf ich nicht anschauen, denn ich bin ärger als jener Zöllner. – Was ist mir armen und elenden Menschen noch übrig gelassen? Nichts, als daß ich an meine Brust schlage und von Herzensgrund spreche: Gott, sey mir Sünder gnädig! – Hilf mir, Herr, so Du willst, kannst Du mich wohl reinigen. – … Da ich weggegangen war, wie jener verlorene Sohn in ein fernes Land, so will ich jetzt wieder umkehren zu meinem Vater. Ich war ein Sünder, und brachte meine Seele um; ich war todt. Aber, Herr, wecke mich wieder auf, daß, wenn die Bande der Sünde und Unwissenheit aufgebunden sind, ich mit Lazaro auch würdiglich erkennen und Deine Wahrheit beständig bekennen möge. Aber demüthige auch mein Herz, und mache, daß ich mich fürchte vor Deinen Geboten, damit Dein Geist sanft über mir ruhe. Denn Du sagst bei dem Propheten: Ueber wem wird mein Geist ruhen, als über dem Demüthigen, Sanftmüthigen, und der vor meinem Worte sich fürchtet! Wo Dein Geist nicht in einem Menschen ruhet, so wird derselbe nichts zur Seligkeit Dienendes wirken können; er ist dann ein abgerissener Rebe, und verdorret. Darum komme, heiliger Geist, und sende vom Himmel den Glanz Deines Lichtes, und erleuchte die Herzen der Menschen, daß das Wort des Lehrenden und der Zuhörenden zum Gedeihen komme, wiel ohne Dein Wirken die Arbeit des Lehrers vergeblich ist.

Denn wer lehret die Herzen der Einfältigen, als der, welchen der Sohn vom Vater gesendet hat, daß er den einfältigen Fischern alle Wahrheit lehre? Wer macht den Ehebrecher und Mörder zu einem Psalmisten? Wer den Zöllner zu einem Evangelisten? Wer den Verfolger der Gemeinde zu einem Lehrer der Heiden? Wer die Sünderinn zu einer Predigerinn? Wer den Samariter zu einem Christen? Und den Zöllner zu einem Gerechtfertigten? Dein Geist allein ist es, der erfüllet den Harfenschläger und macht ihn zu einem Psalmendichter; der geräth über den Kuhhirten, als er Maulbeeren las, und machte ihn zu einem Propheten. O, was ist dieser Geist für ein Künstler! Wen er anrühret, den lehret er; sein Anrühren ist Lehren. Er thut plötzlich weg, was war, und stellt schnell dar, was nicht war. Siehe, wie gnädiglich dieser Geist des Herrn von Sünden reiniget, die Irrenden zurückruft, die Einfältigen erleuchtet. Da ich nun unter diesen der Geringste bin, durch die Finsterniß der Sünde geschwächt, und mit der Hülle der Unwissenheit umgeben, und da der Herr gut ist den Seelen die auf Ihn hoffen, so verlasse ich mich auf seine Barmherzigkeit, und fliehe zu Dir, Herr, der Du der stummen Eselinn den Mund aufgethan, daß sie mit Menschenstimme redete, und den Knaben zu einem ansehnlichen Propheten gemacht, und mit einem Worte geboten, daß der Todte redete.

Du wollest mir geben von Deinen Brosamen, die von Deinem Tische fallen, womit ich mein so hungriges Herz sättigen möge. Ach, Herr, erleuchte mein Herz mit dem Geist der Weisheit, der das Verborgene des inwendigen Menschen reinigt, die Schwachen stärkt, die Todten belebt, die Abgöttischen zum Dienst des wahren Gottes leitet, der beste Lehrmeister, der die hohen Herzen nicht kennt, aber gerne bei den Demüthigen ist. Ihm übergebe ich mich ganz und gar, daß er in mir nützlich anfange, und heilsam zur Erlangung der Seligkeit vollende! Die Gnade helfe mir, und lasse mich vollführen, was den Zuhörern nützlich werden möge zur ewigen Seligkeit!

Jan Hus – Gebet

O du allergnädigster Herr Jesus Christus! Ziehe uns Schwache zu dir; denn wo du uns nicht ziehen wirst, so können wir nicht folgen. Gib uns einen starken Geist, der da willig sei, obgleich das Fleisch schwach ist, daß es doch durch deine Hilfe folge. Denn ohne dich vermögen wir nichts zu tun, am allerwenigsten um deinetwillen in den Tod zu gehen. Gib uns einen willigen Geist, ein unerschrockenes Herz im rechten Glauben, eine feste Hoffnung, daß wir um deinetwillen auf das geduldigste und mit Freuden von uns legen unser Leben. Amen.

Leonhard Kaiser – Gebet

Allmächtiger Gott, gieb Gnade, laß dein heiliges göttliches Wort nicht untergehen. Das Wort ist dein, handhabe dein Wort: du mußt es thun, ich bin ihm viel zu einfältig und zu schwach. Befinde auch bei mir nicht, noch in aller meiner Macht, etwas zu enden, dein Wort, Ehre und Lob zu erhalten, es sei denn, daß du mir’s zuvor gebest und verleihest: ich bin nichts anders, denn ein armes Werkzeug.

Caspar Kantz – Te Deum

Gott dich loben wir / dich herr bekennen wir. O ewiger vatter / dich eeret das gantz erdtrich. Alle engel / mit allen krefften der hymmelen schreyen dir mit on uffhörlicher stimme. Heyliger / heyliger / heyliger herre got sabaoth. Voll seind hymel und erden der glorien deiner maiestat. Dich lobet die heylige versamlung der Aposteln. Die löblich zal der propheten / Unnd das scheinbar hör der märterer. Dich bekent die heyligen christenheit durch den umbkreiß der gantzen welt. Einen vatter der ungemessen herligkeit. Unnd deinen einigen waren erwirdigen sun. Auch den tröster den heyligen geyst. O Christe ein künig der eeren. Du bist des vatters ewiger sun. Du hast nit gescheucht der jungkfrawen leib anzunemen die menscheit. Du hast überwundenn des tods angel / unnd den gläubigen uffgethon das hymmelreich. Du sitzest zu der rechten / in der herrlicheit gott des vatters / und würst geglaubt ein zukünfftiger richter. Darumb bitten wir dich / das du helffest deinen dienern, die du mit deinem kostbarlichen blut erlöset hast. Uff das wir in ewiger glory belonet werden mit deinen heyligen. O herr mach sälig dein volck / und segne dein erbschafft. Regier und erheb sye in ewigkeit. Denn wir loben dich alle tag / unnd preysen deinen namen von welt zu welt. Herr bewar uns disen tag vor sünden. Erbarm dich unser o herr / erbarm dich unser. unnd beweyß uns dein barmhertzigkeit / als wir dann in dich gehofft haben. Herr in dich hab ich gehofft / laß mich nit geschendt werden in ewigkeit. Amen.

O gütiger barmhertziger gott / ein sterck aller die in dich hoffenn / hilff das wir also wandlen durch das zeytlich / uff das wir nit verlieren das ewig. Durch Christum unsern herren. Amen.

O du heylige dreyvaltigkeit / laß dir wolgefallen unser lob unnd dancksagung. Mach vest unnd stet das werck das du in uns verbracht hast. Hilff das uns fruchtbar und fürderlich sey in das ewig leben.

Caspar Kantz – Abendmahlsgebete

Almechtiger Gott mein her Jesu Christe / ich glaub das in dem Brot gegenwertig sey / dein heiliger fronleichnam / unnd in dem wein dein kostbarlichs Blut. Ich glaub auch / das du den leib unnd das blut an dich genommen habest / Adam unnd alle seine nachkomen zu erlösen von dem ewigen tod. Unnd hasts uns verlassen in dem hochwirdigen Sacrament / zu bestätigen deine warhafftige zusagung die sünden zu vergeben / das Bezeugen deine wort / die yetzt in der meß gesprochen werden. Nempt hyn und essent / das ist mein leib der für euch geben wirdt. Nement hyn unnd trincket / das ist mein Blut das für euch vergossen wirdt / zu vergebung der sünden. Uff sollichs trostlichs zusagen beger ich von gantzem meinem hertzenn / in rechter zuversycht unnd gutem vertrawen / das du mich nit lassest heym geen lär unnd hungerig / sonder mich geistlich speisest und trenckest / mit deinem heiligem fronleichnam und rosenfarben Blut / zu vergebung aller meiner sünden uff das ich in warer lieb gegen dir / und Brüderlicher treuw gegen meinen nechsten bestätiget werde. Amen.

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O ewiger barmhertziger gott / ich armer ellender sünder / bin berufft und geladen von dir / zu deinem hohen kostreichen abentmal / da du dein eigen leib unnd blut mir zu einer heilsamen speys und volkomnen tranck gnädigklich hast zubereit. Nun erkenn ich mich warlich ein armen unwirdigen sünder / auch der wenigisten gnad bey dir gantz ungemäß. Ich glaub aber on allen zweifel / das du mir dein heiliges sacrament unnd rheylich testament / treulich werdest geben zu einem starcken zeychen / unnd sichern pfand deiner warhafftigen zusagung / die du uns gethon hast mit sollichen worten. Wer mein fleisch ysset / unnd mein Blut trinckt / der bleibt in mir / und ich in jm / und hat das ewig leben / und ich werd in erwecken an dem jüngsten tag. Uff solich dein tröstlich zusagen / beger und wil ich yetzt entpfahen dein heiligen fronleichnam / der für mich dargeben ist in tod. Und dein unschuldigs blut / das für mich vergossen ist zu vergebung aller meiner sünden. Wie wol ich darzu gantz unbereit und des nit wirdig bin. vermag auch durch mein eigne reuw / beicht / Buß / noch andere werck nit rein ( würdig und bereit werden. Darum beger ich von dir meinem einigen gott und heyland / das du mich barmhertzigklich wollest bereiten und würdig machen. Denn darumb das ich ein armer unwürdiger sünder bin / wil ich zu dir / aller sünder trost / fliehen und dich entpfahen in warem glauben. Uff das ich allein bey dir unnd von dir meinem engstlichen gewissen mög ruw und trost finden / und das du in mir bleibend mich dir bereitest nach deinem göttlichen wolgefallen. Ich zweifel auch gar nichtszs / deine krefftige wort werden an mir gentzlich unnd warlich erfüllet / durch welche ich gantz wol getröst / frölich will hin geen zu dir meinem gütigen gott. Unnd glaub vestigklich / das du den leib und das blut an dich genommen habest mich zu erlösen von dem ewigen tod. Darum geschech mir nach deinem wort. Amen. Der rid sey mit mir. Amen.

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Caspar Kantz – Bußgebet

O barmhertziger ewiger gott ich beken vnd klag dir alle meine sünd . denn ich hab dir allein gesündiget/ vnnd meine sünd richten vnd verdammen mich an allen orten. Wo ich bin oder hinflieh/ so volgen sye mir nach vnd stond vor meinen augen. O mein gutiger gott/ wie vil sünd hab ich vor dir verbracht/ die ich vß schamm vnd forcht/ vor keinen menschen verbracht het. Auch bin ich in sünden entpfangen vnd geboren/ vnd ist all mein leben/ thun vnd lassen nichts denn sünd. Darzu hab ich dein volck mit meinen sünden offt beleidiget vnd betrübt/ darumb ich dich billich fürchten vnd flyehen solt/ als ein gestrengen richter aller boßheit . Aber ich weiß das du ein guttiger gott bist/ vmb der sünder willen mensch worden/ bist kommen in dise welt zu beruffen nit die gerechten/ sonder die armen sünder zu der buß . Du hast auch gesagt . Komendt här zu mir alle die ir arbeiten vnd beschwärdt seind/ ich wil eüch erquicken vnnd helffen . Darumb fleüßt mein seel in wanckelmutigkeit zwischen der forcht vnnd hoffnung/ yetzt verzwyfel ich vß forcht der sünd/ die ich in mir erkenn vnt entpfind/ dan werd ich wider getröst vnnd erhebt vß hoffnung deiner barmhertzigkeit . Yedoch die weil dein barmhertzigkeit grösser ist dann mein dürfftigkeit/ so will ich allzeit hoffen in dich . Denn du allein bist mein gott vnd herr/ mein saeligmacher vnnd tröster/ mein heyland vnd einige zuuersicht . Darumb bit ich dich demütigklich vnd hertzlich/ durch deines leydens willen vnd kostbarlichen bluts/ vmb vergebung meiner sünden/ vnnd das du seyest mein hoffnung vnd mein sterck/ yetzund auch in der stund meines abscheids . Amen!