Selig, ja über die Maaßen selig bin ich, o Herr, wenn ich empfinde, daß ich Dich habe; renn ich aber mit Sinn und Gedanken von Dir getrennt bin, dann kommen mir die Wohlthaten Deiner Liebe, die Du mir immerdar erzeigst!, wie Werke vor, die der Begräbnißfeier einer Leiche gelten. Thue mir auf, lieber Herr, die Thür Deiner Gnade, daß ich wieder zu Dir kommen und sehen möge. Es leuchten mir zwar in den Evangelien Deine Thaten und Worte; es schlagen an meine Ohren Dein und aller Deiner Frommen heilige Exempel. Aber beim Scheine der Sonne, wie unter dem Getöse des Meeres und dem Halle der Donner schlafe ich. Wie lange Herr, wie lange willst Du fern von mir bleiben? Wie lange willst Du Deine Himmel nicht zerreißen und herabsteigen? Manchmal ist es mir zwar, als schwebte ein Hauch Deines Geistes an mir vorüber und spräche: Komm zu mir, und laß dich erleuchten! Ich höre es, ich schrecke auf, ich mühe mich, die Sinne meiner Seele auszusenden, Dich zu suchen, ich trete heraus ans der dunkeln Kammer meines Herzens und blicke hin zu dem Aufgang aus der Höhe. Aber bald schließen sich die matten Augen wiederum, ich kann mich nicht halten und sinke zitternd zurück. O gieb Gnade, daß ich ihn finde, den Quell der Thränen, der in den Thälern zerschlagener Herzen so leicht fließt! Wie der Habicht seine Flügel gegen Mittag breitet, so breite ich meine Hände aus zu Dir; meine Seele dürstet nach Dir, wie ein dürres Land.