Gerok, Carl – Morgengebet am Montag.

Zu uns komme dein Reich!

Mit dieser Bitte, o himmlischer Vater, die dein lieber Sohn auf unsere Lippen gelegt hat, greifen wir heute die Arbeit der Woche, das Tagwerk unserer Hände wieder an. Lass uns in den Sorgen dieser Welt nicht vergessen dein Gebot: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das übrige alles zufallen! Lass uns über den zeitlichen Marthageschäften nicht versäumen das ewige Mariateil, die köstliche Perle deines Himmelreichs. Lenke all unser Tun und Arbeiten, all unsere Schicksale und Führungen, den ganzen verworrenen Lauf dieser Welt, ja selbst die boshaften Anschläge deiner Feinde mit deiner allmächtigen Königshand zu dem herrlichen Ziele hin, dass dein Reich komme! Lass dein Reich, das Gnadenreich deines lieben Sohnes Jesu Christi, kommen in die Welt auch durch die Gerichte dieser Zeit! Lass es kommen zu den armen Heiden, dass sie, errettet von der Obrigkeit der Finsternis, ihre Knie beugen vor dir, dem lebendigen Gott. Lass es kommen in deine Christenheit, damit du dir reinigst aus ihr ein Volk des Eigentums, das da fleißig sei zu guten Werken. Lass es kommen in unser Vaterland, damit es ein Garten Gottes werde, darin Güte und Treue sich begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Lass es kommen in unsere Häuser, auf dass Zucht und Gottesfurcht wohne bei hohen und niederen, bei alt und jung, bei Herrschaft und Gesinde, und man über unsere Tür könne schreiben: siehe da eine Hütte Gottes bei den Menschen! Lass es kommen in unsere Herzen; reute je mehr und mehr aus das giftige Unkraut der Selbstsucht, des Hochmuts, des Zornes, der Lüge und aller fleischlichen Lüste, und pflanze und pflege in uns die Früchte des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Getreuer Gott und Vater, du hast uns in deiner Christenheit mit den Gütern deines Reiches begnadigt vor vielen Millionen, hast uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis und versetzt in das Reich deines lieben Sohnes, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden. lass uns solche Gnade nicht vergeblich empfahen, lass dein Reich täglich mehr inwendig kommen in uns, damit wir rechte Kinder deines Reiches werden. Siehe, aus dem Jammer dieser Welt und aus der Not unserer Sünden heben wir flehend unsere Hände empor zu dir, dem Vater des Lichts, von dem alle gute und vollkommene Gabe kommt; höre uns, erhöre uns: Zu uns komme dein Reich! Amen.

Schenke, Herr, mir und gewähre \\
Was die arme Seele stillt! \\
Ach, erneure und verkläre \\
Stets in mir dein Ebenbild ! \\
Sende mir den Geist der Kraft, \\
Der ein neues Leben schafft, \\
Dass ich himmlisch auf der Erde \\
Und ein Geist mit Christo werde.

Segne meiner Hände Werke, \\
fördre mich in meiner Pflicht; \\
Bleibe meiner Schwachheit Stärke, \\
Meines Lebens Kraft und Licht; \\
Lass mein Lebensziel allein \\
Deines Namens Ehre sein; \\
Hilf, dass ich stets wahre Liebe \\
Gegen meinen Nächsten übe.

O führ mich einst zu jenem Lichte \\
Deiner höchsten Majestät, \\
Wo vor deinem Angesichte \\
Die verklärte Seele steht, \\
Heller als der Sonnenschein, \\
Schön, unsterblich, engelrein; \\
Lass sie sein mit dir vereinet, \\
Wann mein letzter Tag erscheinet.

Amen.

(Salomo Frank.)

Gerok, Carl – Abendgebet am Sonntag.

Geheiligt werde dein Name!

Hochheilig, o Herr der Herrlichkeit, ist dein Name an ihm selber und du bedarfst nicht das Lob unserer sündigen Lippen. Die reinen Himmelsgeister beten dich an mit verhülltem Angesicht, und die Seraphim vor deinem Thron rufen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre oll. Aber auch auf Erden willst du deinem Namen ein Haus bauen, auch aus dem Munde deiner Menschenkinder willst du dir ein Lob zubereiten. Wir preisen dich, dass du durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, deinen Namen hast offenbart und verklärt in der Welt, und hast auch uns berufen, dass wir etwas werden sollen zum Lobe deines herrlichen Namens. Wir danken dir, dass du auch heute wieder deinen heiligen Namen deiner Christenheit hast predigen lassen allerorten, und dass auch wir in deinem Haus und im Kämmerlein mit unserem Singen und Beten haben einstimmen dürfen in die Chöre deiner Gemeinde, die im Himmel und auf Erden dir lobsingt. So sei denn dein Name von uns geheiligt auch am stillen Abend dieses Ruhetages, und nicht anders wollen wir heut einschlafen, als mit deinem Namen in unseren Herzen, mit deinem Lob auf unseren Lippen! Aber gib, o Herr, dass dein Name nicht nur heut, sondern immerdar, nicht allein von uns, sondern allenthalben je mehr und mehr geheiligt werde durch Wort und Tat. Lass uns deinen Namen preisen nicht allein durch ein frommes Gebet, sondern auch durch ein mutiges Bekenntnis, durch ein heiliges Leben, durch ein christliches Dulden, durch ein seliges Sterben. Steure allem Ärgernis, wodurch dein Name unter uns entheiligt wird. Mache die Spötter stumm und lehre die Flucher beten. Die anders von dir lehren, denn das Wort Gottes uns lehrt, die führe zur Erkenntnis deiner Wahrheit; die dich nur mit den Lippen ehren, aus denen mache solche Leute, die in deinen Geboten wandeln und deine Rechte halten; die noch in Finsternis und Todesschatten sitzen, denen tue deinen heiligen Namen bald kund durch das Evangelium deines lieben Sohnes, bis alle Lande deiner Ehre voll find und der ewige Sonntag anbricht, wo eine große Schar aus allen Heiden und Völkern und Sprachen dir lobsingen wird in himmlischen Chören: Geheiligt werde dein Name! Amen.

Du Herr der hohen Seraphinen,\\
Willst unser Gott, willst unser Vater sein! \\
O Trostwort: der, dem Engel dienen, \\
Will Menschen mit dem Kindesrecht erfreun! \\
Dich fassen, Gott, der Himmel Himmel nicht: \\
Doch neigest du zu uns dein Angesicht.

Wo ist ein Volk, zu dem die Götter \\
So nahe sich mit Huld und Gnade tun, \\
Wie du, o mächtigster Erretter, \\
Wenn wir getrost in deinen Armen ruhn? \\
Wer hört, wie du, ein Herz das im Gebet \\
Voll Zuversicht und kindlich zu dir fleht?

Was mangelt uns? denn wir besitzen \\
Genug in Gott, der allgenugsam ist! \\
Was fürchten wir? du willst uns schützen, \\
Der du die feste Burg der Deinen bist; \\
Der Himmel ist nun unser Vaterland, \\
Denn der drin wohnt, hat Vater sich genannt. Amen!

(Steinmetz.)