Hans Schlaffer – Vergebung

O Gott! ich bitte um deine Gnade! Du wollest mir meine Sünden nicht zurechnen, indem Christus für dieselben genug getan hat, ehe ich geboren war. Ich war dein Feind und du hast mich geliebt, mich in Gnaden aufgenommen und für mich, zu meiner Erlösung, das unschuldige Blut deines geliebten Sohnes dahin gegeben, obgleich ich noch an mir viele Spuren der anklebenden Sünden wahrnehme, welche sich in meinem Fleische hervortun. Denn wenn ich das Gute tun will, hanget mir das Böse an. Um deswillen bin ich betrübt und mag wohl mit dem Apostel Paulus seufzen und rufen: Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Und ich muß mir selbst antworten und sagen: Ich danke meinem Gott, der mir durch Christum den Sieg gegeben hat. Du bist mein Trost, denn weil ich von Herzen glaube, so kann ich nicht verdammt werden. Der Geist ist zwar willig und bereit, aber das Fleisch ist schwach, so daß es nicht dem Gesetze Genüge tun kann, bis Christus mit seinem Geiste stärkt. Wo menschliche Gesetze auf Erden regieren, da werden die elenden Gemüter verführt; ja, wo Jesus Christus nicht allein der Beherrscher ist, bauet und die Aufsicht hat, da bestehet kein Gebäude, sondern bleibt alles zerrissen und zerbrochen. Obschon die Welt andere Dinge hochhält, so sind sie doch vor Gott verschmähet; darum bitten wir dich alle gemeinschaftlich, jung und alt, groß und klein, daß du, o Gott, dich unserer erbarmen und uns armen Kindern getreue Hirten senden wollest, die deine Gabe austeilen, damit jede Menschenlehre ausgerottet werden möge; denn es it Zeit, daß man rechte Buße tue und von dem Bösen ablasse, indem das strenge Urteil Gottes vor der Türe ist. Darum lasset uns zu der Züchtigung unseres Vaters unsere Zuflucht nehmen und ihm in Gehorsam uns unterwerfen, damit er uns, als seine Kinder, züchtige. Die Welt ist verblendet, sie kennt der Christen Leben nicht, sie hat davor einen Abscheu, flieht vor dem Kreuze und meint, es sei genug, wenn sie nur von dem christlichen Leben fein mit Worten reden könne, mit der Tat aber wenig vollbringt.

Hans Schlaffer – Danksagung

Allmächtiger, ewiger, barmherziger Gott! Wir erkennen uns als die Schwachen, und bitten dich, du wollest uns stärken mit der Kraft deines Heiligen Geistes, daß er auslösche in uns alle menschliche Furcht! Ewiger Gott! Wollest uns verzeihen unsere Sünde. Wir bitten dich auch für alle unsere Feinde, du wollest ihnen verzeihen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wir bitten dich auch für alle gutherzigen Menschen, die da hungert und dürstet nach der göttlichen Gerechtigkeit, du wollest sie sättigen mit der Speise, die da bleibet in das ewige Leben.

Ewiger himmlischer Vater!

Wir sagen dir Lob, daß du uns gnädiglich gebracht hast aus der Finsternis dieser Welt zu deinem wunderbaren Licht, welches du verborgen hast vor den Kindern dieser Welt und hast es geoffenbart deinen Kindern. Wir bitten dich für alle Brüder und Schwestern, du wollest sie erhalten in deinem göttlichen Namen, damit sie wandeln in deinen Geboten, darin verharren bis ans Ende und ritterlich austrinken den Kelch, den du uns einschenken wirst.

Wir bitten dich auch für alle Fürsten und Obrigkeiten und Herren, du wollest sie erleuchten mit deiner göttlichen Wahrheit, damit sie die Gewalt, die sie von dir empfangen haben, mögen brauchen den Frommen zum Schutz, den Bösen zur Strafe und sich nicht vergreifen an dem unschuldigen Blut.

Ewiger Vater! Wir bitten dich auch, du wollest uns senden Arbeiter in deinen Weinberg, denn die Ernte ist groß und der Arbeiter sind wenig. Wir bitten dich für alle Sendboten in der ganzen Welt, du wollest sie stärken mit der Kraft deines Heiligen Geistes, daß er auslösche in ihnen alle menschliche Furcht, damit sie auskünden dein Wort ohne Furcht. Wollest uns erhalten in deinem göttlichen Namen und nicht lassen abwenden von dir, du Brunnen des lebendigen Wassers, sondern uns beharren lassen in dem wahren Glauben bis ans Ende, das bitten wir dich durch deinen lieben Sohn Jesum Christum. Amen!

Hans Schlaffer – Gebet vor seiner Hinrichtung

Allmächtiger Gott! Ich will annehmen den Kelch des Heils und deinen Namen anrufen, ja ich will dir ein freiwilliges Opfer geben und deinen Namen bekennen. Ich will dir bezahlen meine Schuld vor dem Angesicht alles Volks, und die dich fürchten, werden sehen, daß ich auf dein Blut gehofft. Darum, allmächtiger Gott, erzeige deine Kraft und Großmächtigkeit in meinem schwachen irdischen Gefäß, darein du den edlen Schatz gelegt und verborgen, den du mir hast gezeigt.

Ach mein Gott! Was für Not und Stoß‘ leid ich hier! Da erkenne ich erst den großen Schaden und Fall Adams in mir, da erhebt sich erst der große Streit des Fleisches und Geistes miteinander, welchen niemand, er habe es denn erfahren, entdecken mag.

O mein Gott! Wie wird es noch ergehen? Nun aber, Herr, alle meine Sorge, Not und Angst lege ich auf dich. Ich habe deine Hilfe bisher mächtiglich empfunden. Du wirst sie nicht von mir nehmen bis ans Ende, sondern in der großen Not und Schwachheit mir deine größte Hilfe und Stärke erzeigen. In meiner Schmach und Schande wirst du deine Herrlichkeit auskündigen und in meinem zeitlichen Tod das ewige Leben offenbaren allen denen, deie sich im Glauben Christi dir ergeben und in deinem Willen verharren bis ans Ende.

Darum kommm, o lieber Vater, komm! Die große, ängstliche Not ist vorhanden. Die gelegene Zeit ist hier. Halte deine Zusage und Verheißung, die du allen deinen Auserwählten und Gläubigen getan hast. Du willst ja der Armen Helfer, der Betrübten Tröster, der Schwachen Stärke und Kraft, den Verzagten eine Hoffnung, der Elenden Zuflucht, der Sterbenden (um deines Namens und Wortes willen) ein Schutz und Schirm allezeit sein bis in die Ewigkeit.h Strecke deine Hand von oben herab über uns und erlöse uns aus der Hand der fremden, bösen Kinder, deren Gewalt eine Gewalt der Bosheit ist. Inmitten der höchsten Trübsal und Not wirst du uns erlösen, erledigen und lebendig machen! Unsere Seele ist betrübt bis zum Tode! O Vater! Hilf uns aus dieser Stunde. Wir gehen dahin mit dem Herrn an den Ölberg, um zu beten: O Vater, nicht unser, sondern dein Wille geschehe! Hilf uns durch diese betrübte Nacht zu deinem ewigen Leben. Amen!