Aber verstoße mich nun nicht, da ich jetzt als ein verlornes Schaf wieder zu dir, dem treuen Hirten komme, der seine verirrten Schafe sucht und annimmt. Ach, bekehre du mich selbst HErr Jesu, damit ich recht bekehrt werde; wecke mich noch heute recht auf und erweiche mich; lass mich ja nicht mit bloßen Rührungen und natürlichen Tränen zufrieden sein und erlöse mich von meiner Heuchelei und Eigengerechtigkeit, die mich verblendet hat. Ach HErr, mache mich zu einer ganz neuen Kreatur, errette meine Seele um deines Todes willen. Schenke mir um deines vergossenen Blutes willen den Trost der Vergebung aller meiner erkannten und unerkannten Sünden und gib mir den neuen gewissen Geist, dass ich sei dein Eigentum und dein begnadigtes Kind. Ach, lass mich nimmermehr untreu werden, sondern bewahre mich durch deines Geistes Zucht und Leitung im Glauben, in der Liebe, in der Gottseligkeit zum ewigen Leben. Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünden der Welt, gib mir deinen Frieden. Amen!
Schlagwort: Gnade
Hofacker, Ludwig – Danksagung eines Kindes Gottes für die freie Gnade.
Ach HErr Jesus Christus! Du großer Hohepriester deiner Gemeinde! Der du dich in den Tod gegeben hast, um deine Schafe zu erretten, ich danke dir für deine freie Gnade. Öffne doch mir und allen Sündern das Herz, damit wir dich und deine Gnade ganz an- und aufnehmen und dir leben! Durch deine heiligen Wunden, durch deinen blutigen Schweiß, durch deinen Tod und deine Auferstehung, durch deine Himmelfahrt hast du eine ewige Erlösung gestiftet für alles Volk! Habe Dank dafür! Ich danke dir, dass du schon so viele, auch mich zur Erkenntnis deiner freien Gnade geführt hast. Ach HErr Jesu! führe noch mehrere eben dahin und treibe aus allen den hochmütigen Pharisäer völlig aus, damit wir einst unter denen sein mögen, die dir, dem geschlachteten Lamme ewiglich Lob und Ehre bringen, damit wir dir Alles, ja uns selber weihen! Ja Lamm, du bists gar! Du bists gar! Amen!
Hofacker, Ludwig – Gebet um Vertrauen auf die göttliche Gnade.
O du ewige Liebe, HErr Jesu! So gar viele tappen in Finsternis und setzen ihr Vertrauen auf deine Gnade entweder gar nicht, oder auf eine falsche Weise. Nimm doch weg alle falschen Stützen, alle eigengerechten Gedanken, lass uns doch unser Glaubensschloss auf deine lautere und freie Gnade bauen! Bewahre uns aber auch vor allem falschen Irrwahn, damit wir uns selbst betören und betrügen könnten. Leite uns ein in deine vollkommene Wahrheit und lass uns erfahren, dass wer dich hat, das Licht des Lebens hat. Amen!
Adelheid Amalie von Gallitzin
Ich sage nicht, erlöse mich von dem Stachel, den du mir ins Fleisch gegeben hast. Ach, er ist mir heilsam, mich in der Demut zu bilden. Ich unterwerfe mich den Versuchungen, Begierden und Leiden; nur entziehe mir deine Gnade nicht, soll ich sie auch nicht tröstend fühlen, nur das Vertrauen nicht, mich dir zu nähern. O Gott, gib mir die Gnade dazu, den Kampf zu vollenden, das heißt, meine eigne Niedrigkeit zu Tragen bis ans Ende mit Geduld! Amen.
Musculus – Gnade und Erlösung
Ach du frommer und gnädiger Herr Christe, du Sohn David, nimm dich meiner in großen Gnaden an und verstoß mich nicht von deinem Angesicht: du hast mich ja geschaffen da ich nichts war, du hast mich erlöset da ich verloren und verdammt war; ja da ich zum Tode verurtheilt war, hast du dich meinethalben in den Tod gegeben, und hast mich mehr als dich selber geliebet, indem du dein Blut für mich vergossen und mich dadurch theuer erkauft hast. So behalte mich nun, du frommer Herr Christe, in deiner Gunst, Liebe und Gnade; laß diese deine Gnade größer sein als meine Sünde, und vollende so mit Gnaden, was du mit Gnaden angefangen hast. Amen.
Aurelius Augustinus – Gnade
Herr Jesu Christe, der du mit deinem heiligen Munde selber sagtest, daß, wer da hungrig und durstig zu dir komme, den wollest du also speisen und tränken, daß ihn nimmermehr hungern und dürsten solle, ach Herr, hier kommt zu dir eine arme, nach deiner Speise und deinem Tranke, der ewigen Gerechtigkeit, hungrige und durstige Seele. Du Brunn des Lebens, tränke und erquicke mich mit deinem lebendigen Wasser; speise mich armen Hungrigen mit dem Brote des Lebens; reiche mir Armen und Elenden deine Hand und speise und tränke mich mit dem Brote und Wasser des Lebens, daß ich gesättigt und erquickt aus diesem Jammerthal zu dir hinauf in den Himmel mich erhebe, wo du sitzest zu Rechten deines himmlischen Vaters, und wo ich ohne allen Hunger und Durst in ewiger Freude frohlockend bei dir sei und dich sammt deinem Vater mit dem heiligen Geiste lobe und preise in alle Ewigkeit. Amen!
unbekannt – Gnade
Allmächtiger, ewiger, barmherziger Gott, der du bist von Herzen gütig, langmüthig und von vieler Güte, und läßt dich des Uebels reuen, wir bitten dich ganz demüthiglich, du wollest dein väterliches Angesicht nimmermehr von uns wenden in aller unserer Widerwärtigkeit, sondern deine gnädige und väterliche Hand bieten und reichen, und uns endlich von allerlei Jammer und Noth des Leibes und der Seelen ewiglich erlösen, durch Christum Jesum, deinen lieben Sohn, unsern Herrn. Amen.
Thomas von Kempen
Herr, mein Gott, aller wahren Güter Fülle! wer bin ich, daß ich zu dir zu reden mich unterfange? Dein ärmster Knecht bin ich, ein Wurm und kein Mensch, weit ärmer und verwerflicher, als ich es weiß und zu bekennen wage. Dennoch, o Herr, gedenke, daß ich nichts bin, nichts habe, nichts vermag, und du allein gut bist, gerecht und heilig, allmächtig und Alles erfüllest. Nur den Sünder lässest du leer, nur zu dem Sünder gehest du nicht ein. So gedenke doch deiner Barmherzigkeit und erfülle mein Herz mit deiner Gnade, der du alle deine Werke nicht unerfüllt lassen willst. Wie kann ich mich ertragen in diesem elenden Leben, wenn deine Barmherzigkeit und Gnade mich nicht stärkt? Wende dein Angesicht nicht von mir, verzeuch nicht, dein Geschöpf heimzusuchen, nimm deinen Trost nicht von mir, daß meine Seele nicht vor dir sei wie ein dürres Land! Herr, lehre mich deinen Willen thun; lehre mich würdig und demüthig vor dir wandeln; denn du bist meine Weisheit, der du mich nach der Wahrheit kennst, und mich erkannt hast, ehe denn die Welt war und ehe ich das Licht des Lebens schaute.
Allgemeines evangelisches
Gesang- und Gebetbuch
Hamburg 1846
Agentur des Rauhen Hauses
Bonifacius Stölzlin
Gnädiger Gott! brich mit deiner Gnade hervor wie die schöne Morgenröthe, und laß auch mein Licht, Glück und Wohlfahrt hervorbrechen und meine Besserung schnell wachsen, um Jesu Christi willen. Amen, Amen.
*B. Stölzlin*
/Mag. Bonifacius Stölzlin, geb. zu Giengen in Schwaben den 7. Juni 1603, starb als Pfarrer zu Kuchheim im Ulm’schen den 22. April 1677/
Andreas Musculus – Vergebung
Ob ich gleich ein armer Sünder bin, und mich meine großen Missethaten quälen und zaghaft machen, bin ich doch zufrieden und fröhlich, wenn ich deine Wunden anschaue, die voller Gnade und Barmherzigkeit sind: in ihnen sehe ich, wie gar freundlich und lieblich du bist gegen alle dürftige und betrübte Herzen, welche du allesamt labest und erquickest, und lässest deine Gnade kein Ende nehmen. Wer viel begehrt, der findet viel, noch mehr als er bittet und hoffet. In der Hoffnung und Zuversicht komme ich, Herr Christe, zu dir und bitte um große Gnade, denn meine Sünden sind groß: heile mich, Herr Christe, und entstündige mich von meinen großen Missethaten durch dein heiliges Blut.
Laß deine Gnade größer sein als meine Uebertretung, nimm mich als ein armes verlornes Schaf in Gnaden an, bringe mich wieder zurecht und trage mich auf deinen Schultern, leite und führe mich im Verdienst deines Leidens und Sterbens zum ewigen Leben. Amen.
Allgemeines evangelisches
Gesang- und Gebetbuch
Hamburg 1846
Agentur des Rauhen Hauses