Wir kommen zu dir, o Gott, denn du bist der Herr, unser Gott! Wir nahen dir mit demüthigem, dankbarem, kindlichem Sinne! Was wären wir, wenn deine Gnade nicht unserer sich erbarmet hätte? wenn du nicht zu rechter Stunde erschienen wärest ein Retter, ein Helfer? O daß wir der Tage, die wir erlebt haben, nie vergessen mögten! daß sie uns sich lebhaft vergegenwärtigten in jeder Stunde des Leichtsinns, des Uebermuths, des schnöden Dienstes der Welt! Aber auch in frohen Tagen laß sie uns nahe sein, damit immer wach bleibe unser Dank gegen dich, den weisen Erzieher, den Vater! Ja, Dank dir, denn immer beweisest du dich als Vater! Nur aus weisen Absichten sendest du uns Leiden und Uebel, und in dem Drucke der Leiden und Uebel erscheinet stets deine Huld tröstend, leichternd, zum Bessern wendend. Wer sollte dir nicht danken für die innige Sorgfalt, für die unter vielen Sorgen und Arbeiten unermüdliche Treue unserer Obrigkeit? Wer nicht danken, daß in unserm Unglücke ein Fürst in unserer Mitte war, der, gerührt von der allgemeinen Noth, so manches zu unserer Erleichterung that? Wer nicht danken, daß unter uns so viel wahrer Menschensinn, so viel wechselseitige Theilnahme, so viele Bestrebungen die Noth zu mindern sichtbar wurden? Wer nicht danken, daß auch auswärts, daß besonders in unserer Schwesterstadt so viele Herzen bewegt wurden, um für die dringendsten Bedürfnisse unserer verarmten Mitbürger zu sorgen? O es sei diese Dankbarkeit uns ein inniger Antrieb immer treu deinen heiligen Willen zu erfüllen, dir uns ganz hinzugeben, für dich ganz zu leben! Alles Ungöttliche sei aus unserm Wesen verbannt, und züchtig, gerecht, und gottselig sei unser Wandel! Gieb uns Kraft uns als deine Kinder zu beweisen, so sind gewiß deine weisen Absichten an uns erreicht, und du wirst jedes schwere, warnende, demüthigende, züchtigende, zu dir mit Macht hinweisende Schicksal von uns abwenden, weil wir dann immer bei dir sind. Gieb uns Kraft zu tragen was noch auf uns liegt, und lasse keinen von den vielen, die jetzt kaum die dringendsten Lebensbedürfnisse sich verschaffen können, verzweifelnd das Schlechte ergreifen, und an dir, an sich selbst und der Menschheit irre werden! Lindere du ferner, tröste, rette, helfe! Laß dich finden von uns allen in unserem Innern, und in unserer Noth uns die Erfahrung machen, daß wir nicht dich träumten, sondern daß du bist. Auf unsere Erfahrung müsse sich stützen unser Glaube, fest wie unser Glaube sei unser Vertrauen zu dir, innig und treu wie unser Vertrauen sei unser Gehorsam, unsere Liebe! Gieb daß auch wir sagen können, wie einst dein unvergleichbarer Sohn sagte: der Vater lässet sein Kind nie allein! Mit den Worten unseres Heilandes beten wir: Unser Vater etc.