Claus Harms – Kommen Gottes

Da du wohnest, kann ich nicht hin, aber deine Leutseligkeit ist es, daß du zu mir kommst. Herr, mein Gott, bringst du Leerheit oder Erfüllung? Siehe, mir ist nicht anders, als wenn alles gewichen wäre vor deinem Nahen, daß ich selber auch nicht mehr bei mir bin. Alles treibst du vor dir weg, bis auf den Staub in den Winkeln meiner Seele, Sorgen, Sünden, die sind weit entflohen. Eines bleibt: diese betende Seele, und daran allein erkenne ich, daß ich noch bin, mein aber nicht mehr bin in dieser deiner Gegenwart. Ich habe gewonnen und habe nicht verloren. O Gott, wie freue ich mich, daß ich nicht mein bin, sondern daß ich dein bin. Du hast den Fremdling in die Heimat gebracht, ich war ausgetreten, du hast mich in dein Reich wieder aufgenommen. Der Sturm bricht den Eichbaum, und die Sonne schmelzt das Eis, so macht die Esse das Eisen weich, aber ein Menschenherz kann lange Gott widerstehen. Bis du nicht wolltest, o Gott, unerforschlich in deinen Wegen, länger auf meine Zukehr warten, da deine Barmherzigkeit dich hinriß, mich zu retten und ich war gerettet. Denn dein ist die Kraft. Amen.