Gerok, Carl – Abendgebet am Sonntag.

Geheiligt werde dein Name!

Hochheilig, o Herr der Herrlichkeit, ist dein Name an ihm selber und du bedarfst nicht das Lob unserer sündigen Lippen. Die reinen Himmelsgeister beten dich an mit verhülltem Angesicht, und die Seraphim vor deinem Thron rufen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre oll. Aber auch auf Erden willst du deinem Namen ein Haus bauen, auch aus dem Munde deiner Menschenkinder willst du dir ein Lob zubereiten. Wir preisen dich, dass du durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, deinen Namen hast offenbart und verklärt in der Welt, und hast auch uns berufen, dass wir etwas werden sollen zum Lobe deines herrlichen Namens. Wir danken dir, dass du auch heute wieder deinen heiligen Namen deiner Christenheit hast predigen lassen allerorten, und dass auch wir in deinem Haus und im Kämmerlein mit unserem Singen und Beten haben einstimmen dürfen in die Chöre deiner Gemeinde, die im Himmel und auf Erden dir lobsingt. So sei denn dein Name von uns geheiligt auch am stillen Abend dieses Ruhetages, und nicht anders wollen wir heut einschlafen, als mit deinem Namen in unseren Herzen, mit deinem Lob auf unseren Lippen! Aber gib, o Herr, dass dein Name nicht nur heut, sondern immerdar, nicht allein von uns, sondern allenthalben je mehr und mehr geheiligt werde durch Wort und Tat. Lass uns deinen Namen preisen nicht allein durch ein frommes Gebet, sondern auch durch ein mutiges Bekenntnis, durch ein heiliges Leben, durch ein christliches Dulden, durch ein seliges Sterben. Steure allem Ärgernis, wodurch dein Name unter uns entheiligt wird. Mache die Spötter stumm und lehre die Flucher beten. Die anders von dir lehren, denn das Wort Gottes uns lehrt, die führe zur Erkenntnis deiner Wahrheit; die dich nur mit den Lippen ehren, aus denen mache solche Leute, die in deinen Geboten wandeln und deine Rechte halten; die noch in Finsternis und Todesschatten sitzen, denen tue deinen heiligen Namen bald kund durch das Evangelium deines lieben Sohnes, bis alle Lande deiner Ehre voll find und der ewige Sonntag anbricht, wo eine große Schar aus allen Heiden und Völkern und Sprachen dir lobsingen wird in himmlischen Chören: Geheiligt werde dein Name! Amen.

Du Herr der hohen Seraphinen,\\
Willst unser Gott, willst unser Vater sein! \\
O Trostwort: der, dem Engel dienen, \\
Will Menschen mit dem Kindesrecht erfreun! \\
Dich fassen, Gott, der Himmel Himmel nicht: \\
Doch neigest du zu uns dein Angesicht.

Wo ist ein Volk, zu dem die Götter \\
So nahe sich mit Huld und Gnade tun, \\
Wie du, o mächtigster Erretter, \\
Wenn wir getrost in deinen Armen ruhn? \\
Wer hört, wie du, ein Herz das im Gebet \\
Voll Zuversicht und kindlich zu dir fleht?

Was mangelt uns? denn wir besitzen \\
Genug in Gott, der allgenugsam ist! \\
Was fürchten wir? du willst uns schützen, \\
Der du die feste Burg der Deinen bist; \\
Der Himmel ist nun unser Vaterland, \\
Denn der drin wohnt, hat Vater sich genannt. Amen!

(Steinmetz.)

Hofacker, Ludwig – Abendgebet am Sonntag.

Jesu, du Licht der Welt! Du bist an dem heutigen ersten Wochentage siegreich auferstanden von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters. Du hast durch diese deine Auferstehung dem Tode die Macht genommen, und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht. Sei auch mein Licht in dieser Nacht, und vergib mir alle Sünden, womit ich dich heute betrübt, und meine Finsternis vermehrt habe. Gehe in mir auf, als die Sonne der Gerechtigkeit! Du hast alle Herzen in deiner Gewalt; du tötest und machst lebendig. So öffne und erleuchte auch mein Herz, und mach es zu einem Tempel deines heiligen Geistes, nach deiner Verheißung: ich will in euch wohnen und wandeln, und will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein.

 

Du bist die Auferstehung und das Leben. Sei auch mein Leben, so lang ich noch lebe, und führe mich durch die Kraft deiner Auferstehung heraus von Allem, was Tod heißt: aus dem Tode des Unglaubens und der Sünde, aus dem Tode der Trägheit und der Weltlust, und gib mir ein Herz, das dir anhänge, wie ein Kind der Mutter. Wer dir, o Jesu, nachfolgt, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern er wird das Licht des Lebens haben. So hoffe ich denn auf dich, du werdest in dieser Woche meine Hilfe, mein Trost und meine Stärke sein; dein guter Geist regiere mich und verkläre dich in meiner Seele, damit ich dich lieben lerne, der du mich zuerst geliebt, und dich für mich dargegeben hast. Deinem großen Namen sei Ehre und Anbetung jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Ludwig Hofacker – Abendgebet für jeden Wochentag.

Heiliger und barmherziger Gott! Ich armer Sünder bekenne dir mit reumütigem Herzen, dass ich nicht wert bin aller Güte und Treue, die du mir auch heute erwiesen hast; gelobt seist du, HErr, lehre mich deine Gebote. Wenn ich bedenke, wie lange ich schon auf der Welt bin, wie viel Gutes ich von deiner Hand empfangen habe, wie du bald mit Lieben, bald mit Leiden zu mir gekommen bist, wie du von meiner Kindheit an durch deinen Geist an meinem Herzen gearbeitet, und dich meiner Seele so herzlich angenommen hast, dass ich nicht verderbe, so kann ich nichts sagen, als: HErr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Wie teuer ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

Bedenke ich aber auch, wie ich mich gegen diesen Reichtum deiner Güte, Geduld und Langmut verhalten habe, so muss ich mit Tränen sagen: Ach, ich muss mich herzlich schämen, Du erhältst und schützt mich Tag und Nacht so gnädiglich. Und ich will mich nicht bequemen, Dass ich ohne Heuchelei Dir dafür recht dankbar sei. Darum falle ich dir jetzt zu Füßen, lieber HErr Jesu, und danke dir von Herzen, dass du, wenn schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt ist, mich dennoch nicht abhauen, sondern bisher hast stehen lassen. Aber ich bitte dich auch um ein neues Herz, und dass ich deinen Liebeswillen gegen mich recht verstehen und ehren lernen möge. Ändere insonderheit mein unversöhnliches Herz, dass ich meinen Beleidigern von Herzen vergebe, und gib, dass ich Niemand weder mit Worten und Werken beleidigen, noch Übels von ihm denken möge. O Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trug, erbarme dich meiner, und lass mich in dieser Nacht samt den lieben Meinigen in deinem Frieden wachen oder schlafen, leben oder sterben. Amen.

Ludwig Hofacker – Ein kürzeres Abendgebet für jeden Wochentag.

HErr Jesu! ich bin leider lange genug mein eigen gewesen, und ohne dich wie ein verlorenes Schaf dahin gegangen. Ich habe bisher der Welt und Sünde gedient, Tag und Nacht, in gesunden und kranken Tagen. Aber was habe ich für Frucht davon? Keine andere, als deren ich mich vor dir und vor Engel und Menschen schämen muss. Vergib mirs, HErr, um deines bittern Leidens und Sterbens willen, wodurch du mich zu deinem Eigentum um einen so hohen Preis erkauft hast. Ach zeuch mich ganz zu Dir, damit mein Herz an nichts mehr hange, als an dir, und mache mich los vom Dienst der Eitelkeit und des Verderbens, denn wen du, der Sohn, freimachst, der ist recht frei.

 

Lass dich finden, lass dich finden,

Der hat Alles, wer dich hat. Amen.

Ludwig Hofacker – Noch ein Abendgebet für jeden Wochentag.

Großer Hohepriester Jesus Christus! Wie hast du gearbeitet für meine Sünden, und Mühe gehabt für meine Missetaten! Mein Eigenwille hat deine Seele bis an den Tod betrübt; meine Herzenshärtigkeit hat dir den Todeskampf und blutigen Schweiß verursacht. Und doch bin ich noch so eigensinnig und eigengerecht in meinem jetzigen Zustande – ich habe meinen Eigenwillen, diese Wurzel alles Übels, leider noch nie mit wahrem Ernst angegriffen, nicht mit Ernst dagegen gekämpft, mithin dieselbe auch noch nicht überwunden und besiegt. Darum schreckt mich Tod und Hölle noch, und ich kann noch nicht mit Paulus sagen: ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein. Ich möchte aber gern frei sein von meinem harten ungebrochenen Herzen und es nicht zu meiner eigenen Verdammnis mit in die Ewigkeit nehmen. Darum bitte ich dich, o HErr:

 

Dein Blut, das dir vergossen ward, \\

Ist köstlich, gut und reine; \\

Mein Herz hingegen böser Art, \\

Und hart gleich einem Steine. \\

O lass doch deines Blutes Kraft \\

Mein hartes Herz bezwingen, \\

Wohl durchdringen, und diesen Lebenssaft \\

Mir deine Liebe bringen.

 

HErr, zerbrich meine bisherige Sicherheit, dass ich aus meinem Sündenschlaf erwache! Zerbrich die Trägheit meines Herzens zum Gebet, dass ich willig und geschickt werde, dich anzubeten und zu preisen. Zerbrich die schreckliche Kraft des Unglaubens, der mich von dir und deiner Liebe scheidet, der mich verblendet und verhärtet – damit ich deiner genießen und mit Geist und Seele dir anhangen könne. Zerbrich die Zärtlichkeit meines Fleisches, dass ich nicht mehr wider dich murre, sondern mich in deinen heiligen Willen ergebe. Nun HErr, erbarme dich mein und vergib mir in Gnaden, was ich heute wider dich und meinen Nächsten in Gedanken und Worten und Werken gesündigt habe; lass mich einschlafen unter deinem Erbarmen, und sei bei mir wenn ich erwache. Amen.

Ludwig Hofacker – Abendgebet in Krankheit oder anderer Not.

Vater der Herrlichkeit! ich, zwar ein Staub, aber doch dein Geschöpf, dein erlöstes Geschöpf, lobe dich am Ende dieses Tages in meiner Schwachheit. Ich preise deinen Namen, so gut ich kann, nicht nur für die Gnade, sondern auch für die Plage des heutigen Tages. Hätte ich dem Eigenwillen und dem Murren unter meinen Schmerzen nicht so sehr nachgegeben, so wäre der Trost und der Segen, den mir deine Hand heute bereitet hatte, nicht vor meinen Augen verborgen gewesen. Öffne mir doch meine Augen und erleuchte mich an dem Abend dieses Tages, dass ich nicht auch den Segen, den du mir jetzt noch geben willst, verscherze. Ach wie selig wäre ich, wenn ich so ganz an dir hinge, an deinem ewigen Liebeserbarmen, wenn ich bei allem Druck des Irdischen in dir Frieden hätte. Freilich die Welt kann deinen Frieden nicht empfangen, denn die Gottlosen haben keinen Frieden und so lange ich noch an der Sünde Lust habe, so lange ich mich nicht zu dir wende, ist nur Jammer und Fluch mein Erbteil. Und doch hast du, barmherziger Gott, uns nicht geschaffen zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch Jesum Christum, unsern HErrn; du bist die Liebe und deine Freude ist es, uns wohlzutun. O HErr! so ziehe mich an dich und entwöhne mich von dem Joch der Sünde; sende deinen heiligen Geist, dass er mich leite auf den Weg des Friedens, auf welchem Freude ist und liebliches Wesen die Fülle. HErr Jesu! ehe ich zur Ruhe gehe, beuge ich meine Knie vor dir und bitte dich:

Mach‘ mich dir gleichgesinnt Wie ein gehorsam Kind, Sanft und stille; Jesu, Jesu hilf mir dazu, Dass ich gesinnt sei wie du! Amen!

Schrenk, Elias – Morgen- und Abendseufzer.

Herr! Öffne mir das Ohr für diesen ganzen Tag, Deine Stimme zu hören.

Herr Jesu! Hülle mich ein in Deine allmächtige Gnade für diesen ganzen Tag.

Herr! Lass Dein Angesicht über mir leuchten, Stunde für Stunde. Amen.

Herr, es ist Abend geworden, bleibe bei mir!

Vater des Lichts! Der Tag hat sich geneigt. Lass Deine Augen offen stehen über mir, auch in der Nacht.

Lobe den Herrn, meine Seele, für Alles, was er dir heute Gutes getan. Amen.

Rigaisches Gebetsbuch – Alltäglicher Abendsegen.

Der Segen des Vaters überschatte mich,
Das Licht des Sohnes scheine mir,
Der Trost des Heiligen Geistes umgebe mich.

Der dreieinige Schöpfer der Welt schaffe in mir einen gläubigen Geist, eine gesunde Seele, ein befriedigtes Gewissen zu meiner Seligkeit. Amen.

Herr Zebaoth, du Gott der Heerscharen, du hast heut abermal das Heer deiner himmlischen Frohngeisterlein und die heilige Schar der guten Engel, deine liebe Christenheit, so hin und her in dieser kümmerlichen Welt zerstreut ist, beschirmen und auch mich elenden Sünder behüten lassen, da ich doch gewiss zum öfteren werde geirrt und gesündigt haben,

Ach Gott, was kann ich mehr sagen, denn dass du ein überaus gütiger Gott seiest, der viel mehr Lust habe, mich mit unverdienten Wohltaten zu erfreuen, als mit verdienten Strafen zu betrüben.

Dir, o Gott, sei Dank; dir, o Gott, sei Ehr; dir, o Gott, sei Lob; dir, o Gott, sei Preis jetzt und allezeit.

Mein Gott, sei doch ferner mein Gott, und wie ich heute durch deine Gnad und Hilfe von dem Schlaf bin aufgestanden und diesen Tag durch deine Gnade vollbracht habe: also wollest du mich auch heunt1heute nacht durch deine Gnade ruhen, schlafen und nach deinem väterlichen Wohlgefallen morgen wieder gesund und gesegnet erwachen und aufstehen lassen.

Dein heiliger Geist erleuchte mich, dass ich deiner Wohltaten nimmermehr vergesse. Deine allmächtige Hand erhalte mich, deine väterliche Güte erquicke mich, damit ich dir allezeit freudig dienen möge. Wann ich auch in dem zeitlichen Tod einmal werde entschlafen sein, so verleihe durch die Auferstehung Jesu Christi, dass ich an jenem Tage getrost aus dem Tode hervorgehen und zu der ewigen Herrlichkeit gelangen möge. Amen. O mein Gott und Herr. Amen. Amen.

Kindergebet des Martin Bucer

„HERRE Got himlischer vatter, Ich sage dir lob vnd danck, das du mich diesen tag so vätterlich behütet, geleret, vnd erneret hast, Vnd bit dich, verzeihe mir was ich disen tag wider dich gedacht, geredt vnd gethon habe, vnd beware mich auch dise nacht, das ich inn deinem namen ruge, vnnd morn frölich zu deinem lobe wider auffstande, Behüte auch vnsere Obren, Lerer, Vater, Muter, geschwisterte, freund und jederman, Durch unseren Herren Jesum Christum, Amen. Unser Vatter rc.“

Johannes Habermann – Abendsegen am Dienstag.

Herr, gütiger Gott, heiliger Vater! des Tages schreie ich zu dir mit meiner Stimme; wenn mir angst ist, rufe ich zu dir, und des Abends gedenke ich an deine Güte und Treue, die du mir erzeiget hast. Und sonderlich preise ich dich jetzt, daß du mich aus lauter Gnade und Barmherzigkeit ohn alle mein Verdienst und Würdigkeit diesen vergangenen Tag vor unzähligem Schaden und Gefahr, die mich hätten können treffen, so ganz väterlich behütet hast, daß mich der Satan nicht mit einem bösen jähen Tod umgebracht hat. Dafür sage ich dir jetzt und allezeit Lob und Dank, und bitte dich, um des bittren Leidens Jesu Christi willen, du wollest mir verzeihen alle Mißhandlungen, so ich heute wider dich gethan habe, und mich die zukünftige Nacht gnädiglich bewahren vor meinem Widersacher, dem leidigen Teufel, vor Schrecken und Entsetzen des Nachts, daß mich kein Ungethüm noch Phantasie bethöre, noch beschädige. Behüte mich mit allem, was ich habe, vor Wassers- und Feuersnöthen, vor allem Uebel Leibes und der Seelen. Laß mich ruhig, ohne alle Sorge und Bekümmernis, einschlafen, auf daß ich auch in Finsternis das Licht deines göttlichen Glanzes über mich möge scheinen sehen mit den Augen meines Herzens, denn du bist ein helles und wahrhaftiges Licht, welches da erleuchtet alle Dunkelheit, die uns umfangen hat. Du, Herr Gott, bist bei mir, du bist mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz. Herr, mein Gott, zu dir breite ich des Nachts meine Hände aus. Komme zu mir wie ein Spätregen, der das Land befruchtet. Bleibe bei uns, Herr, denn der Tag hat sich geneiget, und ist niemand, der uns in dieser Finsternis schütze, denn du allein, unser Gott. Eile mir zu helfen und schütze mich in dieser Nacht, daß mein Geist in Sünden nicht einschlafe und meinem Leib kein Uebel widerfahre. Wecke mich zu rechter Zeit, und laß mich hören Freud und Wonne, denn ich habe Lust zu deinem Wort und Zeugnissen, die sind meines Herzens Trost. Sieh, daß vor meine Ohren nicht komme eine traurige Botschaft und wende die Angst meiner Seele, denn du kannst allein mein Leben fristen und mich mit allerlei Segen erfüllen, in Christo Jesu unserm Herrn. Amen.