Alkuin – Morgengebet

Ich danke Dir, allmächtiger Vater, daß Du mich in dieser Nacht gnädiglich behütet hast. Laß mich nun, gütigster Herr, den kommenden Tag so in Deinem Dienste vollbringen, wie es Dir wohlgefällt. Gieb mir Demuth, Weisheit und Geduld. Halt Deine Augen offen über mir vom Aufgange des Lichtes bis zum Untergange und wende Deine Ohren zu meinen Gebeten. Sende Deine Engel zu meinem Schutze, und richte meine Schritte auf den Weg des Friedens, daß ich ohne Anstoß in Deinen Gesetzen wandeln möge durch unsern Herrn Jesum Christum. Amen!

Alkuin – Abendgebet

Herr Gott, Regierer und Beschützer aller Dinge, der Du das Licht von der Finsterniß geschieden hast: Wir bitten Dich inständigst, laß uns bei der Finsterniß der kommenden Nacht Deine Rechte bedecken, daß wir allzumal fröhlich die Morgenröthe wieder hervorbrechen sehen. Gieb uns Deinen Frieden, o Herr, vom Himmel, daß wir schlafen in Frieden und mit Christo erwachen mögen, der mit Dir und dem heiligen Geiste regieret in Ewigkeit. Amen!

Alkuin – Glaube

ch glaube an dich von ganzem Herzen, o König des Himmels und des Erdkreises Herr; ich verehre dich als Vater, Sohn und Geist, dreifach den Personen, einig dem Wesen nach. Du bist der wahre, allmächtige Gott, unkörperlich, unsichtbar und unbegrenzter Natur. Nichts ist über dir oder unter dir, was größer wäre als du. Du bist allerseits vollkommen ohne Mängel, groß ohne Ausdehnung, ewig ohne Zeit, bist Leben ohne Tod, stark ohne Schwäche, wahrhaftig ohne Trug. Du bist ohne Raum überall gegenwärtig, ohne Theilung überall ganz, ohne Regung erfüllest du alles, ohne Bewegung übersteigest du alles, ohne Ruhe bleibest du in allem, ohne Bedürfniß schaffest du alles, ohne Mühe regierest du alles. Keinen Anfang hast du und machst doch aller Dinge Anfänge, keine Veränderung trifft dich und bringst doch alle Veränderungen hervor. In deiner Größe bist du unendlich, in deiner Kraft allmächtig, in deiner Güte unerreichbar, in deiner Weisheit unerforschlich. Gerecht zeigst du dich in deinen Gerichten, geheimnißvoll in deinen Gedanken, wahrhaftig in Worten, heilig in Werken, reich an Mitleid, geduldig gegen Fehlende, gnädig gegen Reuige. Du bist immer dasselbe ewige und endlose Wesen, das kein Wille wandelt und keine Nothwendigkeit vernichtet, das von keinem Unglück niedergebeugt und von keinem Glück erhoben wird. Nicht trägt dir Vergessenheit etwas davon, nicht bringt dir Gedächtniß etwas wieder; das Vergangene entschwindet dir nicht, die Zukunft zieht dir nicht entgegen. Nicht diente dir ein Ursprung zum Anfang, nicht die Zeit zum Wachsthum, kein Zufall kann dir ein Ende setzen; sondern vor der Zeit, in der Zeit und nach der Zeit lebest du in Ewigkeit, und es ist dir beständiges Lob und ewiger Ruhm, unvergleichbare Gewalt und immerwährende Herrschaft bis in die unendliche und unermüdliche und unermeßliche Ewigkeit. Amen!

Alkuin

Unermeßlicher Gott, von dem Alles, durch den Alles und zu dem Alles geschaffen ist, das Sichtbare und Unsichtbare, der Du Deine Werke nach Außen umgiebst und nach Innen erfüllst, der Du in der Höhe regierst und die Tiefe trägst, bewahre mich, das Werk Deiner Hände, der ich auf Dich hoffe und auf Dein Erbarmen allein vertraue. Behüte mich hier und überall, jetzt und immerdar, äußerlich und innerlich, vorwärts und rückwärts und ringsherum, also daß keine Stelle an mir den Nachstellungen der Feinde mehr offen stehe. Du bist der allmächtige Gott, ein Wächter und Beschützer aller derer, die auf Dich hoffen. Dir gebühret Lob, Dir gebühret Ehre, Dir gebühret Jubelgesang!

Alkuin – Vergebung

Herr Jesu Christe, eingeborner Sohn Gottes, gleiches Wesens mit dem Vater und heiligen Geiste, durch den allein Vergebung der Sünden, durch den allein Leben und Seligkeit kommt: Du hast einst den reuigen Zöllner gerechtfertigt, die Bitte des demüthigen Kananäischen Weibes erhört, mitleidig auf Petrus hingeblickt, da er Dich verleugnet, und als er bitterlich weinte, ihn wiederum angenommen, Du hast den Schacher am Kreuz, als er um Gnade flehte, mit Paradiesesherrlichkeit beschenkt. O so laß auch mir, dem elendesten und unglücklichsten Sünder, der mit Furcht und Zittern seine Missethat bekennt, Vergebung werden, aus daß ich das heilige Sacrament Deines Leibes und Blutes nicht zum Gericht der Verdammniß, sondern als Speise zur ewigen Seligkeit genieße. Dazu hilf Du mir, der Du mit dem Vater und heiligen Geiste regierest in Ewigkeit. Amen!

Alkuin – Größe Gottes

Groß bist Du, o Herr, und sehr zu preisen, groß ist Deine Kraft, und Deine Weisheit ohne Maaß. Zu Deinem Lobe hast Du uns geschaffen, und unser Herz ruhet nicht, bis es in Dir ruhet. Aber wer giebt, daß Du in mein Herz kommst, daß Du es mit heiligem Rausche erfüllest, daß ich allen Jammer vergesse und Dich allein umfasse. Was bist Du mir? Verzeihe, daß ich mich unterwinde, mit Dir zu reden! Sage mir um Deiner Barmherzigkeit willen, Herr mein Gott, was Du mir bist. Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hülfe! Ich will Deiner Stimme nachgehen, und Dich umfassen. Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir, daß ich nicht sterbe. Eng ist die Wohnung meiner Seele, komm und mache sie weit, zerrüttet ist sie, stelle sie wieder her. Viel Sündenschmutz hat sich darin fest gesetzt, der Deinen Augen mißfällt; ich bekenne und weiß es. Ich will nicht mit Dir rechten, denn Du bist die Wahrheit, ich will mich selber nicht täuschen.
Ich habe gesündigt, daß ich nicht in Dir, sondern in Deinen Kreaturen meine Lust suchte: so bin ich in Schmerzen, Verwirrung und Irrthum gefallen. Ach vergieb die Ungerechtigkeit meines Herzens, und sprich zu mir, barmherziger Gott, sprich zu mir Armen: Ich bin deine Hülfe! Entreiß mich dem Abgrunde eitler Freuden, laß mich empfinden, was es heißt, Dich lieben, und tröste meine Seele, daß sie wiederum fröhlich werde. Herr, der Du immerdar bist ohne Veränderung, der Du lebest und Nichts stirbt an Dir, sprich zu Deinem Knechte: Ich bin deine Hülfe!

Alkuin – Dank

Allmächtiger, ewiger, unaussprechlicher Gott, dreieiniger Gott ohne Ende und ohne Anfang, ich bete Dich an, ich lobe und preise Dich. Dir sei Dank, daß Du mich aus der Nacht des Unglaubens und Irrthums errettet, und in das Reich Deiner Gnade versetzet hast. Vollende nun auch das Werk Deiner Liebe, das Du an mir angefangen. Hilf, daß ich immerdar denke, rede und thue, was Dir wohlgefällt. Beschirme mich überall nach Deiner Güte, und laß mich Unwürdigen und Armen endlich dahin gelangen, wo man Dein Antlitz schauet in Ewigkeit. Amen.

Alkuin – Gnade

Vor Dir, o Herr, der Du gesprochen hast: Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe, Millich mein ganzes Herz enthüllen. Wie die Sterne des Himmels und wie der Sand am Meere, so unzählbar ist meiner Sünden Menge. Siehe auf mich in Gnaden herab und erbarme Dich meiner. Oeffne den Quell meiner Augen, vergönne mir einen Blick in das Geheimniß Deiner Erlösung und nimm mich als Glied am Leibe Deiner Kirche auf durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unsern Herrn und Heiland, der mit Dir und dem heiligen Geiste lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!