Jan Hus – Gebet um Mut zur Nachfolge im Leiden

Treuester Christus, zieh uns Schwache dir nach, denn wenn du uns nicht ziehest, können wir dir nicht folgen. Gib einen tapferen Geist, der willig sei, und wenn das Fleisch schwach ist, so gehe deine Gnade voran, denn ohne dich könnten wir nichts tun, besonders nicht in den grausamen Tod gehen um deinetwillen. Gib einen willigen Geist, ein furchtloses Herz, rechten Glauben, feste Hoffnung und vollkommene Liebe, daß wir für dich geduldig und freudig unser Leben hingeben. Amen.

Jan Hus – Das Gebet Hussen’s, womit er sich zu Gott wandte, da er die Erklärung des Briefes Jacobi anfangen wollte.

Der einige Gott, Vater, Sohn und h. Geist würdige mich nach seiner Barmherzigkeit, meine Unreinigkeit zu tilgen, mit seiner göttlichen Kraft mein Herz zu erleuchten, und lasse den Thau der Gnade vom Himmel herabträufeln, damit ich tüchtig werde, durch seinen Beistand und Hülfe meine Begierden beständig und demüthiglich zur höchsten Seligkeit zu erheben. Denn wo die Gnade des h. Geistes nicht bei uns ist, so ist alles bei uns eitel und vergeblich. Er ist es, von dem alle unser Thun anfangen und zu dem es wieder zurückkehren muß. – Da ich mir nun vorgenommen habe, mit der Erklärung der Epistel des . Apostels Jacobi einen Anfang zu machen, so werde ich nun und nun geängstigt. Es drückt mich hart die Last meiner Sünden; es demüthigt mich meine Unwissenheit; meine inwendigen Kräfte tappen wie ein Blinder umher. Ich weiß nicht, wo ich hinfliehen soll, als zu Dir, mein Gott! denn Du bist es allein, der die Sünden vollkommen vergiebt, die Unwissenden heilsam unterweiset, die Kräfte stärket, und den Demüthigen den Weg der Wahrheit eröffnet. Was soll ich thun? Ach, ich erzittere, wenn ich Dich loben soll; denn der weise Mann sagt: das Lob stehet nicht schön in dem Munde eines Sünderns, Sir. 15.

Was soll ich anfangen, o Herr? Wo soll ich hinaus? – Den Himmel, wo Dein Thron ist, darf ich nicht anschauen, denn ich bin ärger als jener Zöllner. – Was ist mir armen und elenden Menschen noch übrig gelassen? Nichts, als daß ich an meine Brust schlage und von Herzensgrund spreche: Gott, sey mir Sünder gnädig! – Hilf mir, Herr, so Du willst, kannst Du mich wohl reinigen. – … Da ich weggegangen war, wie jener verlorene Sohn in ein fernes Land, so will ich jetzt wieder umkehren zu meinem Vater. Ich war ein Sünder, und brachte meine Seele um; ich war todt. Aber, Herr, wecke mich wieder auf, daß, wenn die Bande der Sünde und Unwissenheit aufgebunden sind, ich mit Lazaro auch würdiglich erkennen und Deine Wahrheit beständig bekennen möge. Aber demüthige auch mein Herz, und mache, daß ich mich fürchte vor Deinen Geboten, damit Dein Geist sanft über mir ruhe. Denn Du sagst bei dem Propheten: Ueber wem wird mein Geist ruhen, als über dem Demüthigen, Sanftmüthigen, und der vor meinem Worte sich fürchtet! Wo Dein Geist nicht in einem Menschen ruhet, so wird derselbe nichts zur Seligkeit Dienendes wirken können; er ist dann ein abgerissener Rebe, und verdorret. Darum komme, heiliger Geist, und sende vom Himmel den Glanz Deines Lichtes, und erleuchte die Herzen der Menschen, daß das Wort des Lehrenden und der Zuhörenden zum Gedeihen komme, wiel ohne Dein Wirken die Arbeit des Lehrers vergeblich ist.

Denn wer lehret die Herzen der Einfältigen, als der, welchen der Sohn vom Vater gesendet hat, daß er den einfältigen Fischern alle Wahrheit lehre? Wer macht den Ehebrecher und Mörder zu einem Psalmisten? Wer den Zöllner zu einem Evangelisten? Wer den Verfolger der Gemeinde zu einem Lehrer der Heiden? Wer die Sünderinn zu einer Predigerinn? Wer den Samariter zu einem Christen? Und den Zöllner zu einem Gerechtfertigten? Dein Geist allein ist es, der erfüllet den Harfenschläger und macht ihn zu einem Psalmendichter; der geräth über den Kuhhirten, als er Maulbeeren las, und machte ihn zu einem Propheten. O, was ist dieser Geist für ein Künstler! Wen er anrühret, den lehret er; sein Anrühren ist Lehren. Er thut plötzlich weg, was war, und stellt schnell dar, was nicht war. Siehe, wie gnädiglich dieser Geist des Herrn von Sünden reiniget, die Irrenden zurückruft, die Einfältigen erleuchtet. Da ich nun unter diesen der Geringste bin, durch die Finsterniß der Sünde geschwächt, und mit der Hülle der Unwissenheit umgeben, und da der Herr gut ist den Seelen die auf Ihn hoffen, so verlasse ich mich auf seine Barmherzigkeit, und fliehe zu Dir, Herr, der Du der stummen Eselinn den Mund aufgethan, daß sie mit Menschenstimme redete, und den Knaben zu einem ansehnlichen Propheten gemacht, und mit einem Worte geboten, daß der Todte redete.

Du wollest mir geben von Deinen Brosamen, die von Deinem Tische fallen, womit ich mein so hungriges Herz sättigen möge. Ach, Herr, erleuchte mein Herz mit dem Geist der Weisheit, der das Verborgene des inwendigen Menschen reinigt, die Schwachen stärkt, die Todten belebt, die Abgöttischen zum Dienst des wahren Gottes leitet, der beste Lehrmeister, der die hohen Herzen nicht kennt, aber gerne bei den Demüthigen ist. Ihm übergebe ich mich ganz und gar, daß er in mir nützlich anfange, und heilsam zur Erlangung der Seligkeit vollende! Die Gnade helfe mir, und lasse mich vollführen, was den Zuhörern nützlich werden möge zur ewigen Seligkeit!

Jan Hus – Gebet

O du allergnädigster Herr Jesus Christus! Ziehe uns Schwache zu dir; denn wo du uns nicht ziehen wirst, so können wir nicht folgen. Gib uns einen starken Geist, der da willig sei, obgleich das Fleisch schwach ist, daß es doch durch deine Hilfe folge. Denn ohne dich vermögen wir nichts zu tun, am allerwenigsten um deinetwillen in den Tod zu gehen. Gib uns einen willigen Geist, ein unerschrockenes Herz im rechten Glauben, eine feste Hoffnung, daß wir um deinetwillen auf das geduldigste und mit Freuden von uns legen unser Leben. Amen.