Bernhard Albrecht – Um Vergebung der Sünden.

Barmherziger Gott, gnädiger Vater! du bist gut und fromm, darum unterweisest du die Sünder auf dem Wege dieses Lebens. Deine Wege, o Herr! sind eitel Güte und Wahrheit denen, die deinen Bund und Zeugnis halten. Ich aber erkenne und bekenne, daß ich von deinem Wege und Befehl oft abgewichen bin, und keine Stunde deine Gebote recht und vollkommen gehalten, sondern in allen dawider gesündiget und dich leider alle Tage erzürnet habe, welches mir denn auch sehr und herzlich leid ist. Darum beuge ich die Kniee meines Herzens vor dir und bitte demüthiglich um Gnade. Ich halte mich an meinen Jesum, den du selbst mir vorgestellet hast zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut. Um desselben willen gehe, liebster Vater, jetzt nicht mit mir ins Gericht, sondern schenke und vergib mir alle meine angebornen und wirklichen Sünden. Verzeihe mir alle argen Gedanken, alle unnützen Reden, alle hässigen Gebärden, alle bösen Werke und Thaten, womit ich bisher wider dein Wort gehandelt und mich an dir und meinem Nächsten vergriffen habe. Wirf alle meine Uebertretungen in die Tiefe des Meeres und tilge sie durch das Blut deines liebsten Sohnes, welches uns rein machet von allen Sünden. Wende auch in Gnaden ab deinen Zorn und die wohlverdienten Strafen, oder aber hilf mir solche zur Besserung meines Lebens durch deinen Geist geduldig tragen. Heiliger Vater! hilf, daß ich mit dem Anfang dieser Woche aufhöre zu sündigen und anfange zu leben in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit, die dir gefällig ist. Dein heiliger und guter Geist wohne in meinem Herzen ewiglich, daß ich dich liebe, und dein Wort halte, und du zu mir kommest und deine Wohnung in mir machest, damit Leib und Seele in rechtschaffenem Glauben, gutem Gewissen, starker Hoffnung und christlicher Geduld ihren Lauf auf Erden wohl vollenden und endlich um Jesu Christi Verdienstes willen in jenem Leben die ewige Krone der Ehren davon bringen mögen. Amen. Amen.

Bernhard Albrecht – Sonntägliches Mittagsgebet, um allerlei Wohlthaten, die einem Christen an Leib und Seele von nöthen sind.

O du barmherziger Gott und gütiger Vater! ich, deine erschaffene Creatur und liebes Kind, bitte dich als meinen herzlieben himmlischen Vater, du wollest meines Herzens Seufzen gnädig hören und erhören, und dieweil mein Eingang und Ausgang, Wollen und Vollbringen, Thun und Lassen, Leben und Sterben, und alles, was meinen Leib und Seele betrifft, nicht in meiner Macht und Gewalt, sondern allein in deinen Händen stehet, so wollest du nicht allein heute den ersten Tag dieser angehenden Woche, sondern die ganze Zeit meines Lebens alles dasselbige väterlich regieren, reichlich segnen, gnädig bewahren und alle Augenblicke meinen Leib und Seele zu deinem Gefallen führen und leiten. Das mit ich aber nicht allein zeitlich in dieser Welt, sondern auch dort in jener Welt ewiglich mit dir lebe, so erleuchte mein Herz, Sinn und Verstand durch dein heiliges Wort und Sacrament, daß ich dich, Vater, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkenne, liebe und ehre, und bei dem rechten allein seligmachenden Glauben an dich steif und fest, getreu und beständig bis in den Tod bleibe. Und demnach das heilige Evangelium von deinem lieben Sohn Jesu Christo sehr viel Feinde hat an allen Enden und Orten, welche es gern ausgerottet sähen, so erhalte und bewahre, du Mächtiger und Starker in Israel, deine Kirche und Gemeine, laß dein Wort allezeit gewaltig empor, und dagegen alle Abgötterei und Irrthum stark untergeben. Mache auch zu nichte alle Gewalt und List, Macht und Stärke, die wider dein Wort und desselbigen Bekenner gerichtet ist. Nach deinem heiligen Wort gib mir, o treuer Gott, auch gesunden Leib und das tägliche Brot, Glück und Heil zu meinem Beruf, daß ich denselben getreulich abwarte, dir meinem Gott und dem Nächsten darinnen zu dienen. Und dieweil uns, o lieber Vater, der Tod alle Stunden nachgehet, sintemal wir alle gesündiget haben, und darum auch alle dem Tode unterworfen sind, so gib mir Gnade, daß ich die Unbeständigkeit meines Lebens samt dem letzten Ende täglich erkenne, damit ich allezeit wohl dazu bereitet, und mit dem Schild des Glaubens, ausgerüstet, die feurigen Pfeile des Bösewichts auslöschen, und wenn das böse Stündlein kommt, Widerstand thun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möge. Ich bitte auch demüthiglich, mein allerliebster Vater im Himmel, du wollest mir armen Sünder gnädig sein und alle meine Sünde, wo ich wider dich gedacht, geredet und gethan habe, tilgen nach deiner großen Barmherzigkeit, um des großen Gehorsams, bittern Leidens, Sterbens und Auferstehens unsers Herrn Jesu Christi willen. Und dieweil du, mein Herr und Gott, den Gnadenschatz der Vergebung unsrer Sünden durch deine Diener und Mundboten uns anbieten und vortragen lässest, so bitte ich von Herzensgrund, du wollest mir bei der Predigt deines heiligen Wortes und rechtem Gebrauch der hochwürdigen Sacramente allezeit mein Herz öffnen und mich erleuchten, daß ich nicht allein ein Hörer, sondern auch ein Thäter des Worts sei, daß ich nicht allein deinen Willen wisse, sondern auch thue, damit ich an dem jüngsten Tage die fröhliche Stimme meines Heilandes Jesu Christi gegen mich anhöre: komm her, du Gesegneter meines Vaters, und ererbe das Reich, das dir von Anbeginn der Welt bereitet ist; dazu hilf mir, mein getreuer Gott und einiger lieber Vater, daß es (wie ich nicht zweifle) an mir wahr werde, um deines allerliebsten Sohnes willen, welcher mit dir und dem heiligen Geiste lebet und regieret, ein wahrer Gott, hochgelobet in Ewigkeit. Amen.

Albrecht – Zum Jahresende

Wir danken dir, Herr Zebaoth, du Gott Israels, wir danken dir für alle deine Güte und deine Wunder, die du dieß verflossene Jahr, wie auch die ganze Zeit unseres Lebens hindurch an uns gethan hast. Denn ob wir zwar bekennen müssen, daß wir alle vielfältig gesündigt haben und deinen Geboten ungehorsam gewesen sind, und du daher nicht unrecht gethan hättest, wenn du wärest mit uns umgegangen wie wir gelebet, und uns gerichtet hättest wie wirs verdienet haben, so ist dennoch deine Barmherzigkeit zu brünstig, daß du nicht gethan nach deinem Zorn, noch dich gekehret, uns gar zu verderben; denn du bist Gott und nicht ein Mensch, und bist der Heilige unter uns. Es ist deine Güte, daß wir nicht gar aus sind, deine Barmherzigkeit hat noch kein Ende. Du hast alle unsere Sünde hinter dich geworfen, und uns dieselbe geschenkt und vergeben. Du hast alle unsere Gebrechen geheilet, unser Leben vom Verderben erlöset, und uns gekrönet mit Gnade und Barmherzigkeit: Kirche und Schule und Haus hast du gesegnet und vor allem Uebel behütet. Du hast uns Lehrer gegeben zur Gerechtigkeit, und uns sagen lassen, daß sich ein jeglicher von seinem bösen Wesen bekehre, und sein Leben bessere. Du hast unserer christlichen Obrigkeit Gnade und Weisheit verliehen, daß wir unter ihrem Regiment in stiller Ruhe und gutem Frieden, wie Christen gebühret, haben unser Leben vollführen mögen. Du hast uns viel Gutes gethan an Leib und Seele, an Weib und Kind, an Hab und Gut, in der Stadt und auf dem Felde, daß wirs nicht Alles erzählen können. Gelobet sei Gott, der Vater unsers Herrn Jesu Christ, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum, der uns so viel Gutes gethan, vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, und unsere Herzen erfüllet mit mit Speise und Freuden. Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich. Saget, die ihr erlöset seid durch den Herrn, die er aus der Noth erlöset hat, die er errettet aus ihren Aengsten: Gelobet sei der Herr, der Gott Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und alles Volk sage Amen und lobe den Herrn. Gelobet sei der Herr ewiglich. Amen, Amen.

Dankgebet

Ich danke dir, Herr mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich. Ich danke dir ewig; denn du kannst es wohl machen.

Siehe, um Trost war mir sehr bange; du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, daß sie nicht verdürbe. Ich schrie zu dir in meiner Angst, da erhörtest du meine Stimme, und mein Geschrei kam vor dich zu deinen Ohren, und du tröstetest mich; du bist mir treulich beigestanden, du hast meine Seele erhalten und mich endlich aus meiner großen Trübsal väterlich errettet.

O mein Herr und Gott! wie soll ich dir vergelten alle Wohlthaten, die du täglich an mir thust? Wohlan ich will den heilsamen Kelch nehmen und des Herrn Namen predigen; ich will dich Herr, loben allezeit und dein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Hilf, du getreuer Gott, daß ich diese meine Gelübde bezahle. Regiere, leite und führe mich, daß ich in steter Danksagung für alle erzeigte Wohlthaten täglich wachse und zunehme, durch deinen geliebten Sohn, meinen Erlöser und Heiland Jesum Christum, welcher mit dir und dem heiligen Geiste lebet und regieret gleicher Gott in Ewigkeit. Amen.