Gebet eines verjagten Predigers.

Herr, zähle meine Flucht, fasse meine Thränen in deinen Sack. Ohne Zweifel, du zählest sie. Wenn schon kein Mensch mein Elend bedenken will, schauest du doch, Herr, so genau darauf, daß du alle Schritte zählest in meiner Flucht, wie weit ich gejagt werde, und vergissest keiner Thräne, sondern ich weiß, daß du sie alle in deinem Register aufschreibest und nicht vergessen wirst. Amen.

Gebet eines Predigers wider seine Feinde

Laß nichts gelten noch helfen, daß sie mir und den Meinen fluchen, sondern je mehr sie fluchen, je mehr du segne, und lehnen sie sich etwa wider mich auf, das laß nur bald zu Schanden werden.

Ach Herr, gleichwie sie den Fluch im Geist anziehen als ein täglich Kleid, also laß sie auch ein öffentlich Schandkleid äußerlich tragen, damit sie vor aller Welt für deine Feinde erkannt und verachtet werden, daß Sünde und Schande zwei tägliche Kleider seien, Sünde vor Gott und Schande vor der Welt.

Lieber Herr Christe, ist dir solches widerfahren, der du mit so trefflichen Wunderwerken kommen bist, so mag ich wohl schweigen und nicht klagen, wenn ich um des Evangelii willen auch verachtet, verlacht und verfolgt werde. Herr, wenn du es nicht machest, so ist es ungemacht; Herr, willst du nicht helfen, so will ich gern zu Schanden werden; die Sache ist nicht mein; darum will ich keine Ehre darin haben; ich will gern deine Larve sein, allein daß du streitest. Amen.

Eine andere Klage und Gebet eines Predigers über und wider seine Feinde und Lästerer.

Ich weigre das Leiden und Strafen nicht, ich bin willig und bereit dazu; ja es ist billig und recht, daß ich nur leide, und bin gleich zum Leiden bereit, geboren und geordnet, denn ich voller Sünden bin. Einem Sünder gebühret seine Strafe und Pein von Gott. Ich bitte nur, daß die nicht Recht behalten, die dem leidenden, demüthigen und dem gekreuzigten Leben feind sind, grade als wären sie gerecht, und nicht hätten Leiden, sondern Frieden und Ehre verdienet.

Ach Gott, du flehest, daß sie allzumal mich um deines Worts willen schänden, lästern und verdammen; ich aber habe niemand, der mich lobe, denn du mit den Deinen. Darum schweige nicht, das ist, lobe, preise, verkläre, vertheidige mich und beweise, daß ich recht lehre, gleich wie dein lieber Sohn Christus zu dir auch gesprochen: Verkläre mich, auf daß dich dein Sohn verkläre. Gieb Geist, thue Wunder und Zeichen, damit meine Lehre bestätiget werde; so verkläre ich denn und predige dich, daß du rechter Gott und mein Vater seiest, so glaubet man denn mir und werden beide verklärt. Amen.

Klage und Gebet eines Predigers über und wider seine Feinde und Lästerer.

Mein Herr und Gott, meine Feinde belügen und lästern mich schändlich und fälschlich, daß meine Lehre, dein Wort, muß Irrthum, ketzerisch, aufrührerisch und verdammt sein; darum schweige du nicht, und lobe mich wider ihr Schelten und Schänden. Lieber Gott, fälle du ein Urtheil für mich, ich schreie darum und bitte, daß meine Sache möge gerechtfertiget und gerichtet werden, denn sie ist gerecht, und ich bin meiner Sachen gewiß, so wollen die Rottengeister auch recht und gewiß sein; aber sie sind es nicht, denn mit ihnen ists eine Halsstarrigkeit und Verstockung, daß sie. vor ihrer teuflischen Blindheit die Wahrheit nicht sehen. Aber ich weiß, daß meine Lehre aus Gottes Eingeben sei, und daß sie wahrhaftig und rechtschaffen sei und ohne Wandel. Herr, sie sind ungerecht, ich aber weiß, daß meine Sache recht ist. Sie werden diese Lehre nicht tadeln können; strafen sie aber dieselbige, so thun sie Unrecht, denn ich weiß, daß sie vor Gott recht ist. Amen.

Andreas Althamer – Allgemeines Gebet

Almechtiger gütiger Gott / und vatter unsers herren Jesu Christi / der du uns ernstlich befolhen hast / das wir dich bitten sollen / für arbaytter in die erndte / das ist / für rayne prediger deynes worts. Wir bitten dein grundlose barmhertzigkeit / du wollest uns rechtgeschaffen lerer und diener deines götlichen worts zu schicken / und den selben dein haylsames wort in den mund geben / und in das hertze / das sie deynen Bevelch getrewlich außrichten / und nichts predigen das deinem heyligen wort entgegen sey / auff das wir durch dein hymelisch ewigs wort / ermanet / gelert / gespeyßt / und getröst werden. Thun was dir gefellig / und uns fruchtbarlich ist / Gib herr deyner gemayn deynen geyst / und götliche weyßheit / das deyn wort unter uns lauffe und wachse / das sie die diener / deyn wort mit aller fraydigkeyt / wie sichs gepürt / reden und deyn heylige Christliche gemayn / gebessert werde / und mit bestendigem glauben dir diene / und in bekandtnus deynes namens bestande / durch Jesum Christum unsern herren / Amen.

Martin Luther – Für Prediger.

Herr Gott, du hast mich in der Kirche zu einem Bischof und Pfarrherrn gesetzet, du stehest, wie ich so ungeschickt bin, solch großes und schweres Amt recht auszurichten, und wo es ohne deinen Rath gewesen wäre, so hätte ich es schon verlängst Alles miteinander verderbt. Darum rufe ich dich an. Ich will zwar gerne meinen Mund und mein Herz darzu leihen und neigen; ich will das Volk lehren; ich will selbst auch immer lernen, und mit deinem Wort umgehen, und demselbigen fleißig nachdenken: brauche du mein, als deines Werkzeuges. Lieber Herr, verlasse du mich nur nicht; denn wo ich werde alleine seyn, so werde ich es leichtlich Alles mit einander verderben.

Luc. 5, 5. Ich habe angefangen zu predigen, und das Volk zu lehren; es will aber nicht fortgehen, es stoßet sich hie und da. Aber das schadet nicht. Weil mir Gott geboten hat, sein Wort zu predigen, will ich davon nicht ablassen. Mißräths, so mißräths unserm Herrn Gott; geräths, so geräths mir und ihm. Hier ist Gottes Wort und Befehl, darauf gehe ich hin, und werfe mein Netz aus, und lasse Gott sorgen, wie es gerathen werde.

Ich wünsche von Herzen, daß unser lieber Herr Jesus Christus, der uns gerecht und selig gemacht hat, wolle erhalten und stärken, mich und euch, in dieser Lehre, und Gnade geben, daß wir je länger je mehr wachsen und zunehmen in der Erkenntniß seiner Gnade, und ungefärbtem Glauben; und vor Sekten, und falscher Lehre behüten, auf daß wir mögen untadelich und unsträflich auf den seligen Tag unsrer Erlösung erfunden werden. Welchem mit dem Vater und dem heiligen Geiste sey Lob und Dank gesagt in Ewigkeit. Amen.