Treuer und barmherziger Gott! mit dem Beginn des heutigen Tages stellen wir uns vor deinem Throne ein, um dich zu loben und dir zu danken. Was alle Tage uns ein heiliges Geschäft, aber auch eine süße Aufgabe sein soll, deine Nähe und Gemeinschaft aufzusuchen, sobald wir uns vom Schlafe erhoben haben, das sei uns auch heute wichtig und lieb. Lass es uns auch den heutigen Tag über nicht vergessen, unsere Sinne los zu machen von dem vergänglichen Wesen dieser Welt, und das zu suchen, was droben ist. Wie sollte sich auch nicht unser Geist freuen, wenn er unter den Lasten und Sorgen der Erde sich hineinversetzen darf in den Stand des verlorenen Paradieses! Je wehetuender wir es rings um uns wahrnehmen, wie durch die Sünde Jammer und Elend, geistlicher und leiblicher Tod sich über unser ganzes Geschlecht verbreitet hat, um so fröhlicher wollen wir sein über unsern Anteil an deinem Reich, das uns eine Zufluchtsstätte darbietet, wo wir über das Alles uns hinausgehoben fühlen dürfen. O so nimm uns denn, Herr, unser Heiland, auch heute selber an der Hand, und führe uns in dein Reich hinein, in welchem uns das verlorene Paradies wiedergebracht ist, und dereinst noch herrlicher wiedergebracht werden soll. Bekehre uns, so sind wir bekehret, reinige uns durch dein Blut, so sind wir rein, richte unsere müden Füßen auf, so laufen wir getrost den Weg deiner Gebote. Gib uns Etwas zu fühlen von der Seligkeit derer, die drüben im himmlischen Heiligtum ewig bei dir daheim sind, und lass uns im Geiste mit ihnen verbunden sein. Lass auch Alle, die dich noch auf Erden anbeten, im Geiste der ungefärbten Bruderliebe mit einander verbunden sein, lass uns Ein Herz und Eine Seele sein, wie es deine erste Christengemeinde gewesen ist. Räume aus unserer Mitte alles Störende hinweg, wehre alles Ärgernis ab, baue mit deiner Macht den Anläufen des bösen Feindes vor, der den guten Samen von den Herzen wegnehmen, und sein Unkraut ausstreuen will; lass uns vielmehr aus aller irdischen Arbeit eine Frucht mitnehmen, die uns bleibt und uns begleitet bis ins ewige Leben. Amen.
Kategorie: Teichmann Carl Philipp Wilhelm
Carl Philipp Wilhelm Teichmann – Lob Gottes
Großer und erhabener Gott! deine Ehre erzählen die Himmel, und ihre Veste verkündigt deiner Hände Werk. Ein Tag sagt’s dem andern und eine Nacht tut es kund der andern. Auch wir stimmen ein in dieses Lob, das dir Himmel und Erde darbringen, denn wir haben auch wieder deine Freundlichkeit und Treue erfahren dürfen. Du hast unser Leben bewahrt und uns viele Wohltaten erzeigt. Ach, dass doch auch wir deine Treue mehr preisen könnten durch unsere Treue gegen dich! Aber du weißest, wie viel davon noch fehlt. Wir müssen eben immer wieder mit Selbstanklagen vor dich kommen, und uns demütigen vor deinem Angesicht. Doch das gehört ja zu dem Heilswege, den du uns verordnet. Den Demütigen gibst du Gnade und den Aufrichtigen lässt du es gelingen. So verherrliche denn auch an uns, die wir unsere Torheit und Sünde vor dir nicht verhehlen, entschuldigen und rechtfertigen wollen, deine allmächtige Gnade; siehe! wir sind unwürdige Geschöpfe, mache aus uns Etwas zu deinem Lobe; wir sind untüchtig zum Guten und leicht hingerissen zum Bösen, schaffe aus uns neue Kreaturen, tüchtig zu deinem Dienste in allen guten Werken und stark in deiner Kraft zum Kampf wider Alles, was dir nicht gefällt. Gieße in unsere Seelen immer reichlicher deinen heiligen Geist aus, den dein lieber Sohn als den rechten Beistand und Tröster unserer Seelen uns verheißen, wenn wir ihn bitten. Lass durch deine heilsamen Wirkungen unser Herz und Leben immer mehr umgestaltet werden, dass es zu deiner Ehre gereiche, dass auch wir als Lichter leuchten unter dem argen und ungeschlachten Geschlecht dieser Zeit, dass die Leute unser Tun als ein gutes erkennen und deinen Namen darüber preisen müssen, weil wir nicht uns selbst das Gute zuschreiben, sondern dich als den, der sein Werk in uns hat, bekennen. Das gib uns du, lieber Vater im Himmel! Nimm uns. nun auch in dieser Nacht in deine treue Obhut. Erhöre uns um Jesu willen! Amen.
Carl Philipp Wilhelm Teichmann – Abendgebet
Durch deine Gnade, allmächtiger Gott, barmherziger Vater, habe ich abermals einen Tag meines Lebens vollenden dürfen; nun umhüllt Finsternis die Erde, und meine Glieder neigen sich nach des Tages Arbeit müde der Ruhe entgegen. Aber das ist mein Trost, dass du, mein getreuer Gott, nicht schläfst noch schlummerst, dass auch in der dunklen Nacht deine Augen über mir offen stehen; du hast es mich ja heute so mannigfaltig erfahren lassen, dass ich dein Augenmerk und unter den Flügeln deiner Gnade wohl bewahrt bin. Dafür stehe ich jetzt noch einmal vor deinem Throne, ehe ich mich niederlege, um dir aus tiefster Seele zu danken durch Jesum Christum, um dessen willen du deine reiche Güte mich allezeit schmecken lässt. Herr Jesu, so befehle ich mich dir auch jetzt zu treuen Händen, dass du in dieser Nacht die Sonne deiner Gnade nicht über mir untergehen lassest; mit dir will ich mich zu Bette legen, damit ich in dir fröhlich wieder aufstehen könne. Ach, bleibe du meines Herzens Theil, und nimm auch mich immer völliger zu deinem Eigentum hin, dass mich von dir nichts scheide: kein Dunkel der Nacht und auch kein Grauen des Todes. Ja, wenn diese Nacht die letzte sein sollte, so bleibe bei mir stehen, du treuer Geleitsmann auf allen meinen Wegen, und hebe mich über alle Schrecken sanft hinüber. Du hast’s ja gesagt, wer an dich glaube, soll leben, ob er gleich stürbe: o so stärke mir den Glauben, getreuer Heiland, dass ich in deiner Kraft Alles überwinde; lass mich unter deinem Schutz getrost zu meiner Ruhe gehen, heilige meinen Schlaf, erwecke mich wieder zu rechter Zeit, und lass mich morgen aufs Neue an deiner Hand meinen Lauf fortführen, bis du mich auf ewig zu dir nehmen willst in dein himmlisches Reich! Amen.
Carl Philipp Wilhelm Teichmann – Montag
Anbetungswürdiger Gott, reich an Gnade und Erbarmen gegen alle deine Kinder! auch uns hast du heute wieder große Treue und Barmherzigkeit erwiesen. Unter deiner beschützenden Aufsicht waren wir frei von Gefahren und Leiden, die so viele unserer Nebenmenschen getroffen haben. Väterlich hast du sowohl für die Erhaltung unseres irdischen Lebens, als auch für die Bedürfnisse unseres unsterblichen Geistes gesorgt, und uns aus deinem Worte Warnung, Rat und Trost erteilt. Für alle diese großen und unverdienten Wohltaten bringen wir dir nun mit gerührter Seele den demütigsten Dank, und bitten dich, Vater aller Barmherzigkeit, vergib uns um Jesu willen, was wir gefehlt oder versäumt haben am heutigen Tage! Gedenke nicht unserer Sünden und Übertretungen, sondern gedenke unser nach deiner Gnade, die du allen reumütigen und auf Jesum vertrauenden Sündern verheißen hast. Lass die heilsamen Eindrücke, die dein Wort auch heute wieder auf unsere Seele gemacht hat, nie durch die Sorgen und Zerstreuungen dieses Lebens wieder vernichtet oder geschwächt werden. Herr, beweise dich ferner durch deinen Geist wirksam an unserer Seele. Ziehe uns zurück von allen Wegen des Verderbens; erleuchte unsern ganzen Wandel. Lass uns stärker im Glauben, völliger in der Liebe, treuer und fleißiger in Ausübung guter Werke werden. Erbarme dich über uns und über alle Menschen, und gib jedem, was er zur wahren Wohlfahrt seines Leibes und Geistes bedarf. Wie viele Gebete und Lobgesänge von Gesunden und Glücklichen, aber auch wie viele Seufzer und Tränen von Armen und Elenden werden an diesem Abend wieder zu deinem Throne emporsteigen! Allgütiger Vater, allmächtiger Erretter, sei gnädig Allen, die zu dir rufen! Lass uns auch in dieser Nacht deiner Vatertreue empfohlen sein; beschütze, erquicke, segne und hilf uns! Dir sei Lob, Preis und Dank gesagt durch Jesum Christum! Amen.