Johann Arnd – Danksagung für die Einsetzung des heiligen Abendmahls.

Ach du holdseliger, liebreicher, gütiger und freundlicher Herr Jesu Christe! welch eine große Liebe hast du uns durch die Stiftung des heiligen Abendmahls erzeigt, dass du uns mit deinem heiligen Leib und Blut speist und tränkest! Was kann Tröstlicheres gesagt werden, denn das Wort: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm? Was ist doch Tröstlicheres, denn in Christo bleiben? Was ist Freundlicheres, denn dass du in uns bleibst? Wenn wir in dir, und du in uns bleibst, was kann uns Tod und Teufel schaden? In dir sind wir ja sicher vor allem Unglück. Ach mein Gott und Herr, was bin ich, dass du mir dich gibst zur Speise und Trank? Ich bin Erde und Asche, ein stinkend Gefäß; und du legst so einen edlen Schatz in mich. Daran erkenne ich deine große Liebe, weil du mir ein so großes Pfand der Liebe gibst, das ja nicht größer sein kann im Himmel und auf Erden. Das Pfand des Geistes hast du mir zwar gegeben, daran ich erkenne, dass ich ein Kind Gottes bin. Aber im Abendmahl gibst du mir das Pfand deines Leibes und Blutes, daran ich erkenne, dass du mein Bruder bist, mein Fleisch und Blut. Welch einen herrlichen und großen Zeugen meiner Erlösung gibst du mir im heiligen Abendmahl, nämlich dein Blut, welches auf Erden zeugt von unserer Erlösung. Denn obwohl der Heilige Geist auch dein Zeuge ist in unsern Herzen, so hast du doch auch uns einen äußerlichen Zeugen und Siegel geben wollen unserer Erlösung, nämlich dein Blut, welches auch zeugt und ruft in unsern Herzen. Dadurch hast du wollen zu Hilfe kommen unserm schwachen Glauben. Denn ob uns wohl dein Wort kräftiglich im Glauben stärket, so wird doch der Trost kräftiger, wenn wir dies Wort hören: Das ist mein Leib, für euch gegeben; das ist mein Blut, welches für euch vergossen ist, zur Vergebung der Sünden. Darum, o mein Herz, was trauerst du, was zagst du, was fürchtest du Tod und Verdammnis? Ist doch dein Herr und Erlöser für dich gestorben, und gibt dir zum Pfand deiner Erlösung seinen heiligen Leib und Blut, auch zum Pfand seiner herzlichen Liebe und der Vereinigung mit dir, dass dich weder Tod noch Leben von ihm scheiden soll. Ach mein Gott und Herr, lehre mich bedenken, mit was demütigem Herzen ich diesen edlen Schatz empfangen solle. Ach ich Unreiner komme zu dem Brunnen aller Reinigkeit. Ich Elender und Dürftiger komme zu dem Reichen. Ich Sünder zu dem Gnadenbrünnlein. Ich Kranker komme zu dem rechten Arzt. Ich Hungriger und Durstiger zu dem rechten Himmelbrot und Brunnen des Lebens. Du aber, du Allerheiligster, kommst zu dem Unheiligen. Wo hat man je so eine Wunderliebe gehört, dass der Herr aller Herren zu einem armen Bettler kommt; ja dass ein solcher armer elender Mensch den Herrn Himmels und der Erde zu eigen haben solle, zur himmlischen Speise und Trank? Ach lass mich ja diese Liebe nimmermehr vergessen. Lass mich deines Leidens und Todes ohne Unterlass eingedenk sein, auf dass meine Seele dadurch gespeist und getränkt werde geistlicher und himmlischer Weise ins ewige Leben. Denn in deinem Leiden und Tod ist alles, was meine Seele erquicken und wonach ihr hungern und dürsten kann. Ach bereite mein Herz würdig durch wahren Glauben, durch wahre Buße, Liebe und Demut, zu empfangen diesen großen Schatz. Welch eine schöne Hütte und Tempel bereitete Mose und Salomon dem Gnadenstuhl! Ach schmücke meine Seele mit dem Licht der Andacht, mit dem Gold und Glanz des Glaubens, mit den schönen Teppichen der Liebe und Demut, mit der Krone der Hoffnung. Vermehre und stärke in mir alle geistlichen Gaben. Denn wie kann mein Glaube besser gestärkt werden, als wenn mir Vergebung der Sünden durch Christi Blut versiegelt und ins Herz geschrieben wird? Wie kann in mir die Liebe Gottes und meines Nächsten besser vermehrt werden, denn dass mich mein Herr Christus durch seinen Leib und Blut mit ihm und allen Gläubigen vereinigt, und Einen Leib aus uns macht? Wie kannst du mir, o lieber Herr, meine Hoffnung besser stärken und bekräftigen, denn dass du mich mit einer unvergänglichen Speise ins ewige Leben speist? Ach mein Herr und Gott, ich bitte dich demütig, weil du mein Fleisch und Blut worden bist, lass mich auch alles, was dir wohlgefällt, lieben. Deinen Willen lass meinen Willen sein. Was dir zuwider ist, lass mir auch zuwider sein. Mein Fleisch und Blut ist dein Fleisch und Blut, und dein Fleisch und Blut ist mein Fleisch und Blut. Darum lass michs nicht zur Sünde missbrauchen, sondern dir allein zu Ehren und Wohlgefallen. Lass mich auch hinfüro durch Kraft deines Fleisches und Blutes williger und stärker werden, mein Kreuz zu tragen, geduldig sein in Trübsal, demütig in Verachtung, sanftmütig in Beleidigung, brünstig und beständig in der Liebe, andächtig im Gebet, dass ich die Kraft deines Leibes und Blutes in meinem Leben und die Frucht deiner Erlösung in meinem Glauben allezeit fruchtbar empfinden möge. Amen.

Altväterbuch – Abendmahl

Dein heiliger Leib, o Herr Jesu Christe, mein Herr und Gott, gedeihe mir zum ewigen Leben, und dein theures Blut zur Vergebung aller meiner Sünden. Laß mir dein heiliges Sacrament nicht zum Gerichte, sondern zur Seligkeit und wahren Freude gereichen, und mache mich armen Sünder würdig, daß ich in deiner letzten Zukunft, am Tage des letzten Gerichts, zur Rechten der ewigen Herrlichkeit fröhlich stehen möge. Amen.

Augustinus – Vor dem Abendmahl

Ich danke dir, lieber Herr Jesu Christe, für deine unaussprechliche Liebe, daß du das menschliche Geschlecht durch deinen heiligen Tod erlöset hast, und bitte dich demüthig, du wollest dein Blut nicht vergebens für mich armen Sünder lassen vergossen sein, sondern wollest meine Seele immer mit deinem Leibe speisen und meinen Geist mit deinem Blute erquicken, auf daß ich in deiner Erkenntniß, Liebe und Furcht, auch in einem christlichem Wandel zunehmen und ein reiches Lied deines Leibes und deiner heiligen Kirche sein und bleiben möge. Amen.

Böhme – Abendmahl

O du große Gnade Gottes! ich unwürdiger, sündiger Mensch komme zu dir auf deinen Ruf und Befehl, da du uns Sündern verheißest, du wollest uns erquicken. Mir geschehe nach deiner Zusage, wie du willst; dir ergebe ich mich hiemit ganz und gar. Thue mit mir Armen, Unwürdigen nach deiner Gnade; ich will ewig dein sein. Brich nur meinen Willen und regiere ihn mit dem deinigen; ich kann und vermag nichts, sondern versinke nur ganz und gar in deine Gnade.

Luther – Abendmahl

O Herr Jesu Christe, ob es wohl wahr ist, daß ich nicht würdig bin, daß du unter mein Dach gehest; so bin ich doch bedürftig deiner Hülfe und begierig deiner Gnaden, daß ich möchte selig und fromm werden. Nun komme ich in keiner andern Zuversicht, denn daß ich deine süßen Worte gehöret habe, damit du mich zu deinem Tische ladest, und sagest mir Unwürdigen zu, ich soll Vergebung der Sünden haben durch deinen Leib und Blut, so ich esse und trinke in diesem Sacrament. O lieber Herr, ich weiß, daß deine göttliche Zusage und Wort wahrhaftig sind, daran zweifle ich nicht, und darauf esse und trinke ich mit dir. Mir geschehe nach deinen Worten. Amen

Augustinus – Abendmahl

Du Sohn des lebendigen Gottes, der du, als das wahre Brod des Lebens, alle betrübte Seelen, geängstete Gewissen, hungrige und durstige Herzen mit deinem Leib und Blut sättigest, speisest und tränkst, auch zu dieser himmlischen Mahlzeit jedermann aufforderst und ladest: nimm mich auch in Gnaden an, erquicke und speise mit deinem wahren Leib und Blut meine arme Seele zum ewigen Leben. Amen.

Martin Luther – Abendmahlsgebet

O Herr Jesu Christe, ob es wohl wahr ist, daß ich nicht würdig bin, daß du unter mein Dach gehest; so bin ich doch bedürftig deiner Hülfe und begierig deiner Gnaden, daß ich möge selig und fromm werden. Nun komme ich in keiner anderen Zuversicht, denn daß ich diene süßen Worte gehöret habe, damit du mich zu deinem Tische ladest, und sagest mir Unwürdigen zu, ich soll Vergebung der Sünden haben durch deinen Leib und Blut, so ich esse und trinke in diesem Sacrament. O lieber Herr, ich weiß, daß deine göttliche Zusage und Wort wahrhaftig sind, daran zweifle ich nicht, und darauf esse und trinke ich mit dir. Mir geschehe nach deinen Worten. Amen.

Matthias Zell – Abendmahlsgebet

HErr JEsu Christe, du Sohn des lebendigen GOttes, der du aus väterlichem Willen, und Mitwürkung des heiligen Geists, durch deinen Tod die Welt zum Leben gebracht hast, darzu dein Leib und Blut, zu einer wahrlichen Speiß und Trank der Seelen gegen hast. Verleihe gnädiglich uns allen, so durch einen wahren Glauben, dein Leib und Blut, es sey ja geistlich allein, oder auch Sacramentlich, in aufgesetztem deinem Brod und Trank genossen haben, hinfürter auch in solchem Glauben zu verharren.

Magnus Friedrich Roos – Nach dem Genuß des heiligen Abendmahls.

HErr Jesu, Du hast gesagt: wer Mein Fleisch isset und trinket Mein Blut, der hat das ewige Leben, und Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tag; und wiederum: wer Mein Fleisch isset und trinket Mein Blut, der bleibet in Mir, und Ich in ihm. Lasse diese Worte auch an mir erfüllt werden, der ich nun im heiligen Abendmahl Deinen Leib gegessen und Dein Blut getrunken habe. Weil ich aber täglich durch die vielen Versuchungen, die mi begegnen, von Dir abgezogen werden könnte, so halte mich fest mit Deiner starken Hand, treibe mich selber an zum Wachen und Beten, gib mir Kraft nach dem Reichthum Deiner Herrlichkeit, stark zu werden durch Deinen Geist am inwendigen Menschen, und verhilf mir nach Deiner Treue dazu, daß die Versuchungen mich noch tiefer in die Gemeinschaft mit Dir hineintreiben. Zerstöre in mir den alten Menschen, der durch Lüste in Irrthum sich verderbet, immer völliger, damit Du in mir wohnen und bleiben könnest, und ich sagen könne: ich lebe nun, doch nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Du hast mir und Allen, die Du berufen hast, die Auferweckung am jüngsten Tag als das Ziel unserer Hoffnung vorgestellt, willst aber noch vorher unsere Seelen zu Dir nehmen, damit sie bei Dir in einer sichern Verwahrung seien, und auf diese Auferweckung mit einer fröhlichen Gewißheit und bei dem Genuß himmlischer Erquickungen warten können. Hilf mir nun dazu, daß ich dieses Ziel mit allen Auserwählten erreiche, und des ganzen Segens Deiner vollbrachten Erlösung theilhaftig werde. Du hast selber einen Lauf durch die Welt gemacht, Du bist allenthalben wie wir versucht worden, doch ohne Sünde. Habe also Mitleiden mit meiner Schwachheit, laß mich nie über Vermögen versucht werden, halte mich in einer genauen Zucht, und stärke mich zum Sieg über die Welt, die im Argen liegt, und über den Fürsten de Welt, der noch immer Anfälle auf diejenigen macht, die selig werden wollen. Weil auch Dein Wort das Mittel ist, durch welches Du aufmerksame und folgsame Seelen täglich unterweisen, züchtigen und trösten willst, so thue diese Barmherzigkeit auch an mir, und laß Dein Wort auch mir ein solches kräftiges und heilsames Gnadenmittel sein. Bewahre mich vor Eigendünkel und falschen Lehren, und lehre mich Wahrheit und Irrthum immer unterscheiden. Dein guter Geist bewahre mich, daß ich im Glück nie trotzig und im Unglück nie verzagt werde, und verhelfe mir dazu, daß ich auch im Tode getrost sein, und mit guter Hoffnung der Seligkeit aus dieser Welt scheiden könne. Verlaß mich nicht, HErr mein Gott, ziehe Deine Hand nicht von mir ab, und wirf mich nicht als ein verderbtes Geschöpf weg, sondern mache etwas aus mir zum Lob Deiner Herrlichkeit. Hast Du, o himmlischer Vater, ein gutes werk in mir angefangen, so vollführe es auch bis an den Tag Deines Sohnes Jesu Christi. Dir, o Dreieiniger Gott, sei alle Ehre gegeben. Alles, was Athem hat, lobe Deinen herrlichen Namen ewiglich. Amen.