Benjamin Schmolck – Morgengebet am Sonntag.

Gott Vater, mein Schöpfer! O wie heilig ist dieser Tag, an welchem du selbst geruhet hast! Ich komme von der Ruhe und gehe zur Ruhe. Geruhet habe ich diese Nacht in deinen Armen; dafür danke ich dir. Diesen Tag willst du in meinem Herzen ruhen, darüber freue ich mich. Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen: laß es nun auch Licht werden in meinem Herzen, du Vater des Lichtes, daß ich in deinem Lichte sehe das Licht und darinnen wandle. Bewahre meinen Fuß, wenn ich heut zu deinem Hause gehe. Meine Seele verlanget und sehnet sich nach deinen Vorhöfen: lege dein Wort in meinen Mund; erfülle mit deiner Stimme meine Ohren; erleuchte mit deiner Wahrheit meine Augen; rühre mit deinem Finger meine Lippen; erfülle mit deiner Süßigkeit mein Herz. Laß meine Gottesfurcht nicht Heuchelei sein und meinen Gottesdienst nicht Menschenwerk. Wenn ich mit dem Zöllner in deinem Vorhof stehe, so sei mein erster Seufzer: Gott sei mir Sünder gnädig!

Gott Sohn, mein Heiland! Dieser Tag ist dein: an dem bist du auferstanden; ach laß mich heut auferstehen vom Irrthum zur Wahrheit, von der Sünde zur Heiligkeit, vom Trauern zur Freude. Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ach rede heut in deinem Heiligthum, so bin ich froh. Ich lege mich an deine Brust: tränke mich mit der Milch des lautern Evangeliums. Komm durch dein Wort in mein Herz, daß ich reichen Trost von deinem Hause habe. Erhalte mein Herz bei dem Einigen, daß ich deinen Namen fürchte. Baue dieses Land und wässere es, denn deine Brünnlein haben Wassers die Fülle; streue deinen Samen auf ein gutes Feld, daß er hundertfältige Früchte bringe. Laß dein Wort sein mein Licht auf dem Wege, meinen Weg zum Himmel, meinen Himmel im Herzen. So werde ich Luft an deinen Zeugnissen und selbst einen fröhlichen Sabbath haben.

Gott heiliger Geist, mein Tröster! Dieser Tag ist auch dein Tag, an welchem du bist ausgegossen worden: ergieße dich heut auch über mich. Zeige mir an diesem Sonntag die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. Lehre du mich innerlich, wenn ich das Wort höre; laß mir’s durch die Ohren in’s Herz gehen; schreibe es durch; deinen Finger in meinen Sinn. Reinige mich in der Buße; befestige mich im Glauben, erbaue mich in der Liebe; bessere mich im Leben; tröste mich in der Anfechtung; bereite mich zu einem seligen Sterben. So werde ich nicht nur ein Hörer, sondern auch ein Thäter sein. Du aber wirst geben das Wollen und Vollbringen, und das gute Kleinod mir bewahren bis auf den Tag meiner Erlösung.

Heilige Dreifaltigkeit! Heilige mich heut durch und durch. Sei du Alles in mir, so vermag ich Alles durch, dich. Mache dir einen Tempel in meinem Herzen, so wird meinem Hause heut Heil widerfahren. Komm nicht nur zu mir, sondern bleibe auch in mir. Die Gemeinde der Gläubigen sei an diesem Tage Ein Herz und Eine Seele. Niemand diene dir mit falschem Herzen. Behalte alle Frommen in heiliger Ruhe, bis wir noch eine Ruhe finden, welche dem Volke Gottes vorhanden ist; dort werden wir mit allen Auserwählten einen ewigen Sabbath halten. Amen.