Rigisches Gebetbuch – Am Samstag

O gütiger barmherziger Gott, ich danke dir, daß du mich den letzten Tag dieser Woche erreichen lassen und in meinen Sünden mich nicht hast weggerafft. Denn ich muß mich schuldig geben, daß ich viel Gutes unterlassen, viel Böses begangen, dir und dem Nächsten nicht wie ich sollte gedienet habe. Ich sehe das Uebel und den Gräuel der Sünde neben der Strafe, kann mich aber selbst nicht davon erretten. Darüber bin ich betrübt und traurig, verzage ganz an mir und meinem Vermögen, und kann nichts, als daß ich mich dir ganz und gar ergebe und bitte, du wollst mich nach deiner Zusage aufnehmen, und erquicken mit deinem Geist und Trost.

 

Ich weiß es, Herr Jesu, du willst die Mühseligen aufnehmen, die Elenden erretten, und die Hülf- und Trostlosen mit deiner Gnade umfahen. Darum stärke meinen Glauben, auf daß ich solche Zusage ergreife, auf deinen Gnadenbund mit mir mich verlasse, dessen ewige Güter, die ewige Gerechtigkeit, Herrlichkeit, die ewige Erlösung und Seligkeit in mir empfinde, ihrer als meines Eigenthums gebrauche, aber auch derselben samt aller deiner Gaben nicht mißbrauche.

 

O Herr Gott, heiliger Geist, erwecke in mir ein herzliches Verlangen nach dem Sonntage, damit ich dein Wort und deine geistlichen Wohlthaten, womit du uns an dem selben wieder reichlich segnen wirst, als die wahre Ruhe und Freude unserer Seelen betrachte, und in Gebet und Andacht mich recht übe. Zeige mir die Wonne deines Hauses, meinen liebsten Herrn Jesum; laß mich seine liebliche Stimme hören, und bereite du mein Herz durch Demuth, Glauben und Liebe, ihn zu empfahen, zu umfangen und alle meine Lust und Verlangen an ihm zu haben, und also den bevorstehenden Feiertag in lauter göttlicher Freude, dir zu Ehren und mir zum Wachsthum in der Gottseligkeit nach deinen Willen anzufangen und zu vollenden.