Friedrich Arndt – Abendgebet am Montag

Gott Vater, meine Stärke, Dank sei Dir, daß Du mich stark gemacht, des Tages Last und Hitze zu tragen. Lob sei Dir, daß Du ein väterliches Aufsehn auf mich gehabt und mich in meinem Berufe mannichfaltig gesegnet hast. Groß sind Deine Wunder und Wohlthaten; ich will sie verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind. Du hast mir heute viel Gutes gethan; allein ich habe dir leider viel Böses dafür bewiesen. Mein Gewissen zeigt mir mehr Flecken, als der Mond in seinem Licht; ja, dieser Montag überzeugt mich einer großen Finsterniß meines Herzens. Mein Mund beklaget es, mein Herz bereuet es. Ach, richte, Herr, Dein Angesicht nicht wider mich, sondern auf mich, sei mir Sünder gnädig! Errette mich von der Obrigkeit der Finsterniß, und laß mich nicht im Schatten des Todes sitzen; überschatte mich aber mit Deiner Rechten in der gegenwärtigen Nacht, und laß meine Zuversicht unter Deinen Flügeln sein. Sei mir eine feurige Mauer um mich her, mein Schild wider alles Schrecken, meine Ruhe in der Unruhe, mein Leben, wenn ich als Todter liegen werde.

Gott Sohn, mein Heil, ach nimm doch alles Unheil von mir, welches meine Sünde heute angerichtet! Heile die Wunden meines Gewissens, daß ich nicht heulen dürfe vor Unruhe meines Herzens. Streich Dein Blut an die Pfosten meiner Kammer, daß der Würgengel vorübergehe. Ich will mein Herz mit Deinem theuern Namen versiegeln. Laß dieses meine Losung, laß dieses mein Zeichen sein, daß ich Dir zugehöre und der Satan keinen Theil an mir habe. Bleibe bei mir, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget. Sehe ich um mein Lager nichts, als ein finsteres Aegypten, so laß doch ein lichtes Gosen durch Deinen Glanz in meinem Herzen sein. Denn auch Finsterniß ist nicht finster bei Dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag, wo Du bist, o Du Licht vom Lichte! Himmlischer Salomo, stärke Deine Starken um mein Bette, und laß mich mit Augen des Geistes sehen, daß derer mehr, die bei mir sind, als derer, die wider mich sind! Du Engel des großen Raths, laß mich nicht der Engel mangeln, sondern berathe Leib und Seele mit Deinen heiligen Wächtern, daß ich bei Deinem Schutz sicher ruhen möge!

Gott, heiliger Geist, mein Trost, habe Dank, daß Du viel Gutes heute in mir gewirkt hast; sei gepriesen, daß Du heute viel Böses in mir verhindert hast. Es ist Dein, was ich Löbliches heute gethan habe; mein aber, was gefehlet und versehen ist. Habe ich heute den Tempel meines Herzens verunreinigt, ach, so weiche darum nicht von mir! Heilige und reinige ihn wiederum in dem Blute des Lammes; setze das Siegle wiederum auf mein Herz, welches ich durch meine Sünde abgerissen; überschatte mich heute, Du Kraft des Höchsten; bezeuge in mir die göttliche Kindschaft; zeige mir im Schlafe die himmlische Erbschaft, bereite mich durch Erblickung des Todes zu meines Lebens seliger Endschaft.

Heilige Dreieinigkeit, von Dir sind alle Dinge, und wir in Dir. O Du unerforschliche Tiefe des Reichthums, erbarme Dich heute über Reiche und Arme; habe ein Aufsehn auf Deine Auserwählten; behüte Verwandte und Bekannte; schütze Einheimische und Fremde; segne Freunde und Feinde; sei aller Nothleidenden Gott, aller Betrübten Trost, aller Schlafenden Hüter und Wächter! Niemand ist gut, als Du einiger Gott, also verleihe auch uns Allen in Dir eine gute Nacht. Amen.

Zu guter Nacht! Mein Jesus wacht,
Daß mir die Nacht kein Grauen macht.
Jetzt schließt die Ruh mein’ Augen zu:
Mein Gott ist mein und ich bin Sein!
Das soll die letzte Losung sein.
Die Nacht verläßt des Tages Licht,
Mein Gott, nimm Deinen Gang mir nicht.
Zeuch Du in meinem Herzen ein,
So hab’ ich immer Sonnenschein.

Friedrich Arndt – Abendgebet am Sonntag

Gott Vater, mein Wächter, Du Hüter Israel, ich nehme meine Zuflucht an diesem Abend zu Deinen offnen Augen. Du schläfst noch schlummerst nicht: ich aber muß beides thun, daß der müde Leib erquickt werde. Erleuchte demnach meine Augen, daß ich nicht im Tod entschlafe. ich habe heute die Wunder in Deinem Gesetze gesehen. Wie deutlich hast Du mich gelehret, wie väterlich ermahnt, wie treulich gewarnt, wie herzlich getröstet! Aber ich erschrecke, wenn ich dagegen auf mich sehe. Wie sparsam hab’ ich Dich gehört, wie lau Dich geliebt, wie ungern bin ich Dir gefolgt, wie muthwillig habe ich Deinen Zug verachtet! Ach, laß mich das Wort, das ich verachtet habe, nicht richten an jenem Tage! Laß nicht die Sonne über meiner Bosheit und meinem Zorne untergehen! Gnade für Recht bitte ich; Erbarmen für Züchtigung. Sei auch in der Finsterniß mein Licht, daß ich morgen zu einem neuen Licht und Wandel auferstehe.

Gottes Sohn, mein Hirt, mache mir jetzt in Deinem Blute eine schöne Abendröthe. Dein Schäflein legt sich in Deinen Schooß; Dein Küchlein wirft sich unter Deine Flügel; Dein Jünger schmieget sich an Deine Brust. Bewahre mich, wie Deinen Augapfel; setze mich wie ein Siegel auf Deinen Arm; halte mich wie einen Ring an Deinem Finger. Laß Deine Liebe meinen Traum und Dein Wort das Gespräch meines Herzens auf meinem Lager sein. Deine Linke lege sich unter mein Haupt, und Deine Rechte herze mich. Kleide mich aus von den heutigen Sünden, und kleide mich an mit dem Purpur Deines Verdienstes. In diesem Schlafkleide werde ich süß ruhen, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in meinem Herzen.

Gott heiliger Geist, mein Beistand, versiegle in mir, was ich diesen Tag gehört habe. Du hast mir Himmel und Hölle vorgestellt, Segen und Fluch angekündigt, Leben und Tod zur Wahl gegeben: laß mich also wählen, daß ich das Beste und Einige erwählen möge. Sei in mir ein Brunnen des lebendigen Wassers, das in’s ewige Leben quillt. Zertheile in mir die angeborne Finsterniß durch Dein himmlisches Licht, lösche dagegen die Liebe der Welt in meinem Herzen aus. Laß mich diese bevorstehende Nacht in Deiner Liebe einschlafen und in derselben auch wiederum fröhlich erwachen. Ermuntere meine Seele durch heilige Bewegungen, daß sie stets zu Dir erwache, obgleich der Leib schläft. Zeige mir auch im Bette meinen Sarg und in meinem Schlafe den Tod, daß mich der letzte Schlaf nicht übereilen, sondern wachend und betend finden möge. Tröste die Betrübten, beruhige die Unruhigen, bekehre die Boshaftigen.

Heilige Dreieinigkeit, meiner Väter Gott, erbarme Dich der Meinen und aller Menschen! Laß Deinen heiligen Sonntag überall Strahlen der Liebe und Gnade zurücklassen; Deine Sonne gehe Keinem unter, der Dich nur erkennet und liebet. Niemand ist gut, denn Du, einiger Gott. Laß uns von Dir nichts trennen, o Du unzertrennliches Wesen, bis wir zu dem ewigen Sabbath kommen und das dreimal Heilig unaufhörlich rufen werden. Amen.

Schleuß dich, o Herzenstempel, zu,
Denn Gott hat in dir seine Ruh;
Die Ueberschrift steht an der Thür:
Gott Vater, Sohn und Geist ist hier.
Herr Zebaoth, Dein Ruhm verdient,
Daß er in meinem Herzen grünt,
Da es ein Tag dem andern Tage,
Und eine Nacht der andern sage:
Drum nimm auch diesen Abend an,
Was Deinen Ruhm vermehren kann.

Magnus Friedrich Roos – Sonntag. Abendgebet.

Wir danken Dir, gütiger Vater in dem Himmel, daß Du vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Vätern durch die Propheten, in den letzten Tagen aber sogar durch Deinen Sohn mit den Menschen geredet hast, welcher hernach Seinen Aposteln befohlen, das Evangelium aller Kreatur zu predigen, und sie dazu mit den Gaben des Heiligen Geistes reichlich ausgerüstet hat. Wir sagen Dir Dank, daß wir auch heute gewürdiget worden sind, etwas von diesem Deinem wahrhaftigen, klaren, kräftigen und seligmachenden Wort zu hören, zu lesen und zu betrachten. Vergib uns gnädiglich, daß wir es ehmals nicht geliebt, sondern nach unserem Eigendünkel und nach den sündlichen Gewohnheiten der Welt gewandelt, und den lügenhaften Eingebungen des Teufels Gehör gegeben haben. Vergib uns auch alle Unachtsamkeit, die wir uns heute haben zu Schulden kommen lassen, und alle eiteln Gedanken und Worte, in die wir ausgeschweift sind. Ach entziehe uns Dein theures Wort nicht, ob wir’s gleich mit unsern Sünden verdient hätten. Fahre fort, durch dasselbe mit uns zu reden, und durch dasselbe die nöthige Vorbereitung auf die Ewigkeit in uns zu wirken. Erstatte uns durch den Reichthum Deiner Gnade, und durch die Anwendung Deiner überschwenglichen Kraft, wodurch Du Alles schnell erneuern und schaffen kannst, die übel zugebrachten Jahre, und bringe das Versäumte bei uns noch herein, damit wir noch zu einem reichen Eingang in Dein himmlisches Reich tüchtig werden, und unser ganzes Loos in dem himmlischen Vaterland zu Deiner Ehre erreichen. Umschließe nun auch in dieser Nacht unsere Leiber und Seelen, und Alles, was wir haben, mit Deinem mächtigen Schutz, und lasse allen denen, die in schweren Leiden stehen, Trost und Hülfe widerfahren. Amen.

Gott, Du befiehlst uns das Gebet.
Wohl dem, der Deinen Sinn versteht;
Du red’st mit uns: wir hören Dich:
Erhöre uns auch gnädiglich.
Amen.

Matthias Erb – Abendgebet

O Barmhertziger Gott/ ich befilch dir mein seel vnnd leben dise nacht/ vnnd alle zeit inn deine vätterliche handt/ auff daß du mich inn Christo vnserem leben vnd aufferstehung vor dem ewigen todt vnd allem übel bewarest/ durch den selbigen JEsum Christum Amen/ rc. Sterck mir im hertzen die bekantnuß des glaubens. Ich glaub in den einigen Gott/ vatter allmechtigen/ rc.

Martin Luther – Abendgebet

Das walt Gott Vater, Sohn, heiliger Geist. Amen.

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünden, wo ich unrecht gethan habe, und mich diese Nacht gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, mein Leib und Seel, und Alles in deine Hände; dein heiliger Engel sey mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.

Martin Luther – Abendgebet

Wir danken dir, Gott, unser himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, dass du uns diesen tag gnädig behütet hast, und bitten dich, du wollest uns vergeben alle unsere Sünden, wo wir Unrecht getan haben, und uns diese Nacht auch so gnädig behüten; denn wir befehlen unseren Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit uns, daß der böse Feind keine Macht an uns finde. Amen.