August Tholuck – Gebet von der Liebe

O Gott, der du mit einer so ernstlichen Liebe von deinen Geschöpfen geliebt zu werden verlangst, dass sie deiner Liebe jede andere Liebe unterordnen sollen, hilf, dass auch wir dich anrufen im wahren Glauben, in ernsten Gebeten, mit der vollen Hingabe unseres Herzens. Und obgleich dein Himmel über uns mit eisernen Riegeln verschlossen schien, so lass uns doch nicht müde werden, anzuklopfen, bis du auftust. O Herr, deine Anfechtungen und Prüfungsstunden wollen wir ja gern ertragen und nicht müde werden zu bitten; darf unsere Seele sich nur dessen getrösten, dass sie in solcher Drangsalshitze und solchen Gebetskämpfen ausreifen wird zur Ewigkeit.

Samuel Hebich – Liebe

Lieber Vater, ziehe uns alle zu deinem lieben Sohn, von dem du zeugest, daß in ihm nur das Leben ist. Mache uns dein vom heiligen Geist geschriebenes Wort deutlich, daß nur in dir, Herr Jesu, Heil ist, daß wir in dir erlöst werden von der Macht des Fleisches und der Sünde, in dir ein neues Gesetz haben und Gott wohlgefällige Kinder in dir sind. Gieße deinen heiligen Geist der Liebe in uns aus, daß wir dich lieben können, daß wir die Brüder lieben können, daß wir auch die verlorene Welt lieben können in dir, Herr Jesu! Laß uns unsere eigene Seele nicht betrügen, daß wir sind, als glaubten wir an Jesus, während wir doch der Sünde dienen. Du bist gekommen, daß wir ein neues Leben und deinen Frieden haben sollen, der da bleibt. So laß doch dein Wort in unseren Herzen wirken durch deinen werten heiligen Geist, der alle Menschen, die in Christo sind, regieret. Amen.

Kierkegaard, Sören Aabye – Bitte um Liebe

Herr Jesus Christus, damit wir recht Dich um Falles bitten können, bitten wir Dich zuerst um eines: hilf uns, daß wir Dich lieben, vermehre die Liebe, entstamme sie, läutere sie. O, diese Bitte wirst Du erhören, Du, der Du ja nicht, grausam, die Liebe so bist, daß du nur ihr Gegenstand bist, gleichgültig, ob einer Dich liebt oder nicht; Du, der Du ja nicht, im Zorn, die Liebe so bist, daß Du nur der Richter bist, eifernd, wer Dich liebt und wer nicht. Nein, so bist Du nicht, so flößtest Du auch nur Furcht und Angst ein, so wäre es furchtbar, „zu Dir zu kommen“, furchtbar, „in Dir zu bleiben“, so wärest Du ja nicht selbst die vollkommene Liebe, welche die Furcht austreibt. Nein, erbarmend, oder liebevoll, oder in Liebe bist Du die Liebe so, daß Du selber die Liebe erzeugst, die Dich liebt, sie empor liebst, daß sie Dich hoch liebe.