Huldrych Zwingli – Abendmahlsgebet

Durch Deinen Mund, o Herr, belehrt, daß Himmel und Erde eher vergehen, als Dein Wort, glauben wir festiglich, daß auch nicht der kleinste Buchstabe desselben dahinfalle. Daher glauben wir zuversichtlich, daß Dein Sohn, sowie wir versichert sind, daß Er durch das Einmal am Kreuze für uns dargebrachte Opfer uns Dir ewig versöhnt, uns unter den Zeichen des Brodes und Weines, sich selbst zur Speise unserer Seelen dargegeben habe, damit das Gedächtniß dieser seiner Liebesthat niemals unter uns erlösche. Wenn aber dennoch unser Glaube irgend wanken sollte, so vermehre Du nach Deiner Güte unsern Glauben und verleihe, daß, sowie Dein Sohn durch die Schmach und Bitterkeit des Kreuzes uns zu Deiner Gnade zurückgeführt, und uns die ewigen Freuden erworben hat, auch wir, indem wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken, nach seinem Vorbilde und von ihm geleitet und getragen, die Leiden und Anfechtungen dieser Welt überwinden. Zu dem Ende hat er sich ja uns zur Speise dargegeben, damit auch wir, sowie er selbst die Welt überwunden, durch ihn genährt und gestärkt die Welt zu überwinden vermögen. Vergebens rühmen wir uns sein Gedächtniß zu begehen, wenn unser Ruhm nur im Wort besteht. Verleihe Du denn, liebreichster Vater, durch Jesum Christum, unsern Herrn, durch den Du alles belebest, erneuerst und regierest, daß wir durch die That ihn verkündigen und darstellen, damit in uns Dein Bild, das vormals in Adam verdunkelt worden, wieder zu seinem ersten Glanze erneuert werde. Daß solches in uns um so lebendiger und kräftiger geschehe, so verleihe, o Gott, durch denselben unsern Herrn Jesum Christum, daß Alle, welche jetzt der Speise seines Leibes und Blutes theilhaftig werden, auch von nun an ihm allein sich weihen und leben, und in ihm, der eins mit Dir ist, auch Eins werden.