Hans Schlaffer – Gebet vor seiner Hinrichtung

Allmächtiger Gott! Ich will annehmen den Kelch des Heils und deinen Namen anrufen, ja ich will dir ein freiwilliges Opfer geben und deinen Namen bekennen. Ich will dir bezahlen meine Schuld vor dem Angesicht alles Volks, und die dich fürchten, werden sehen, daß ich auf dein Blut gehofft. Darum, allmächtiger Gott, erzeige deine Kraft und Großmächtigkeit in meinem schwachen irdischen Gefäß, darein du den edlen Schatz gelegt und verborgen, den du mir hast gezeigt.

Ach mein Gott! Was für Not und Stoß‘ leid ich hier! Da erkenne ich erst den großen Schaden und Fall Adams in mir, da erhebt sich erst der große Streit des Fleisches und Geistes miteinander, welchen niemand, er habe es denn erfahren, entdecken mag.

O mein Gott! Wie wird es noch ergehen? Nun aber, Herr, alle meine Sorge, Not und Angst lege ich auf dich. Ich habe deine Hilfe bisher mächtiglich empfunden. Du wirst sie nicht von mir nehmen bis ans Ende, sondern in der großen Not und Schwachheit mir deine größte Hilfe und Stärke erzeigen. In meiner Schmach und Schande wirst du deine Herrlichkeit auskündigen und in meinem zeitlichen Tod das ewige Leben offenbaren allen denen, deie sich im Glauben Christi dir ergeben und in deinem Willen verharren bis ans Ende.

Darum kommm, o lieber Vater, komm! Die große, ängstliche Not ist vorhanden. Die gelegene Zeit ist hier. Halte deine Zusage und Verheißung, die du allen deinen Auserwählten und Gläubigen getan hast. Du willst ja der Armen Helfer, der Betrübten Tröster, der Schwachen Stärke und Kraft, den Verzagten eine Hoffnung, der Elenden Zuflucht, der Sterbenden (um deines Namens und Wortes willen) ein Schutz und Schirm allezeit sein bis in die Ewigkeit.h Strecke deine Hand von oben herab über uns und erlöse uns aus der Hand der fremden, bösen Kinder, deren Gewalt eine Gewalt der Bosheit ist. Inmitten der höchsten Trübsal und Not wirst du uns erlösen, erledigen und lebendig machen! Unsere Seele ist betrübt bis zum Tode! O Vater! Hilf uns aus dieser Stunde. Wir gehen dahin mit dem Herrn an den Ölberg, um zu beten: O Vater, nicht unser, sondern dein Wille geschehe! Hilf uns durch diese betrübte Nacht zu deinem ewigen Leben. Amen!