O du allergütigster Herr Jesu Christe, Sohn des lebendigen Gottes, mein Erlöser und Seligmacher, erleuchte dein Angesicht über deinen Diener und lehre mich thun deinen Willen, denn du bist mein Gott, ein Gott unendlicher Güte, der du die Gottlosen rechtfertigest und die Todten lebendig machest, der du die Sünder reinigest und nicht willst den Tod ddes Sünders, sondern vielmehr, daß er sich bekehre und lebe, denn du bist allein gütig und barmherzig, du kannst rein machen, das da unrein und in Sünden empfangen ist. Darum bitte ich dich demüthiglich, laß nicht fern von mir sein deine Erbarmung, sondern schone meiner Seele, übersiehe mein Uebel, meine Sünden, denn ich habe vor dir gesündiget. Erledige mich von der Hand des Satans durch deine Gewalt, du hast mich gemacht, da ich noch nicht war, du hast mich erlöset, da ich verdorben war. Ich war gestorben, und daß ich wieder lebendig würde, hast du den Tod erlitten und überwunden und hast uns arme Sünder so hoch geliebet, daß du dich selbst dahingegeben hast für unsere Erlösung und Genugthuung. Darum bitte ich dich durch deine grundlose Barmherzigkeit, heile meine Seele, denn ich habe vor Dir gesündiget, besser du mich in meinem Leben, schicke mein Thun und Lassen zum Besten, Lehre mich Zucht;; nimm hin Alles, was dir an mir mißfällt und was mir schädlich ist, denn ich bin mit viel Sünden und Uebel bestrickt und ist Niemand, der mir helfen kann, denn allein du, gütigster Herr Jesu Christe, der du gekommen bist, dein Volk selig zu machen von ihren Sünden. Du bist das unschuldige Lamm Gottes, das hinnimmt die Sünden der ganzen Welt; darum hast du zu uns gesagt: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beschweret seid, ich will euch erquicken. Dein himmlischer Vater spricht zu dem Sünder, der nicht hatte zu bezahlen für seine Sünde: O Sünder, fürchte dich nicht, nimm du hin meinen Sohn und gib ihn für dich, denn er ist dir geboren, er ist dir gegeben, er hat für dich gelitten. Darum du, allermildester Herr Jesu Christe, selbst auch sprichst zu dem Sünder: Siehe, ich bin vorhanden, nimm mich hin, mache dich los; und im Evangelio hast du gesagt: Der Sohn des Menschen ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren war. Du sprichst auch: Ich bin nicht gekommen, zu berufen die Gerechten, sondern die Sünder. Dieser und dergleichen deiner tröstlichen Verheißung glaube ich fest und komme jetzt auf deine Güte und Barmherzigkeit, nach deinem Befehle, zu deinem heiligen Testamente, da zum Troste meines sündigen und blöden Gewissens dein Leib zu essen und dein Blut zu trinken gegeben wird. Darum rufe ich deine unendliche Güte demüthig an und bitte, gib mir deine Gnade, solches mit schuldiger Andacht, Aufmerkung, Ehrerbietung, Furcht und Demuth, Reinigkeit des Herzens und heißer Begierde zu vollbringen; wie denn die Nothdurft es erheischet und es sich geziemet, dir zu Lob und Ehre und zu meiner Seelen Heil, deine Gnade und Barmherzigkeit zu erlangen.
O du allergütigster Herr JEsu Christe, ich begehre dich jetzt andächtig, demüthig und gehorsam zu empfahen und einzuführen in das Haus meiner Seele, das doch leider unbereitet ist, einen solchen hohen Gast und Herrn zu empfahen. O Herr, ich weiß meine Unwürdigkeit und meine Ungeschicklichkeit, dagegen erkennest du, mein gütiger JEsu, meine Armuth und Dürftigkeit und in wie viel schweren Sünden ich liege, und mit welchem Gedränge und mit welchen Aengsten ich umgeben bin, darum komme ich armer, unwürdiger Sünder zu dir um Hilfe und Reinigung. Weil du allein den unreinen Sünder rein machen, mir helfen und mich erlösen kannst; darum bitte ich dich demüthig, daß du mich dir wohlgefällig und angenehm machen und mich durch einen rechten Glauben reinigen wollest, damit ich dies hochwürdige Sacrament würdig empfahen möge zur Vergebung aller meiner Sünden und zu Erledigung von allem Uebel, womit ich beladen bin.
O gütiger, barmherziger Herr Jesu, erwecke mein Herz gegen dich von dem schweren Schlaf und der Trägheit, worin ich stecke. Gib mir im Geiste die Süßigkeit und Gnade zu versuchen, welche in diesem hochwürdigen Sacramente beschlossen ist, auf daß ich von nun an keinen andern und fremden Trost suche oder zulasse, als diesen, der in deinem Testamente mir von dir selbst dargereicht wird. Weil ich aber leider täglich sündige, so bin ich auch täglicher Hilfe und Arznei bedürftig. Darum, o milder und gütiger Jesu, bitte ich deine unendliche Güte, du wollest was an mir gebrechlich und mangelhaft ist, mit deiner Gnade erfüllen und erstatten, denn du berufest uns alle in deiner Barmherzigkeit zu dir, da du sprichst: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken und ergötzen durch meine Gnade und Barmherzigkeit, durch mein eigen Fleisch und Blut, da ich nichts Edleres noch Besseres habe: denn ich bin dein Heil und dein Herr, der dich selig macht, und außer mir ist kein anderer Seligmacher. Kehre wieder um zu mir, denn ich habe dich erlöset, ich bins, der deine Bosheit austilget, um meinetwillen, und nicht um deinetwillen oder wegen deines Verdienstes. Denn, daß du selig bist, kommt von mir; das Verderben aber und deine Verdammniß von dir. Darum so bekehret euch zu mir von euren Sünden durch Reue und Leid, so werdet ihr leben. Denn ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe; ich ibn nicht gekommen um der Gerechten willen, sondern die Sünder zu berufen, solche Sünder, die ihre Sünden bekennen und beichten, die sich zu bessern und durch mich von ihren Sünden gereiniget zu werden begehren. Darum so bekehret euch zu mir, so werdet ihr selig, denn ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herab gekommen ist; so Jemand von diesem Brote essen wird, der wird ewiglich leben, und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für der Welt Leben; und es sei denn, daß ihr esset das Fleisch des Menschen-Sohnes und trinket sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch; denn ich lebe um des Vaters willen. Also wer mich isset, der wird leben um meinetwillen.
Deßhalb komme ich armer und alles Guten unwürdiger Sünder mit reuigem Herzen und mit dem guten Vorsatz, mich durch deine Hilfe zu bessern, in wahrem Glauben und Vertrauen zu dir, o allergütigster Herr Jesu Christe, im Vertrauen auf Deine Barmherzigkeit und Liebe, womit du uns arme Sünder über alle Maßen geliebet und aus welcher Liebe du diese Speise uns verordnet hast zur Vergebung unserer Sünden, nicht um unsers Verdienstes, sondern um unserer Schuld und Sünde willen. Darum komme ich armer Unwürdiger demüthiglich zu dir, dem Brunn der Barmherzigkeit, der Gnade und aller Gütigkeit, der nimmermehr aufhört zu fließen und die Sünder zu reinigen. Ich bin dein armer Schuldiger und bitte deine milde Güte: siehe an meine Armuth und Nothdurft, entzünde in mir die Begierde und den Hunger nach deiner Gnade, dieser Speise und Arznei, gib mir den Glauben an deine Verheissung und verzeihe mir, daß ich so ungeschickt zu dieser Speise komme, deren ich nicht würdig, aber doch bedürftig bin; denn ich bin mit vielen Sünden beschwert und mit vielen Anfechtungen umgeben und ist Niemand, der mir helfen kann, denn du allein. O gütiger Jesu, mein Seligmacher und Erlöser, dir befehle ich mich und uns alle in wahrem Glauben und in fester Hoffnung, daß du uns zu allem Guten helfest, vor allem Uebel behütest und uns leitest nach deinem göttlichen Wohlgefallen zum Lobe deines göttlichen Namens. Amen!