Hugo von St. Victor – Schöpfung

Alles hast Du dem Menschen unter die Füße gethan, damit er sich Dir ganz unterordnen möchte. Dem Körper, obwohl er vergänglich und irdisch ist, lässest Du zum Sehen das Himmelslicht darreichen durch Deine unermüdlichen Diener, Sonne und Mond, die Tag und Nacht Deinen Kindern zu Gebote stehen; zum Athmen schaffest Du frische Luft, zum Hören mancherlei Töne, für die Nase liebliche Gerüche, für den Gaumen verschiedenen Geschmack, für das Gefühl Formen und Flächen der Körper. Das Zugvieh lässest Du für uns arbeiten, auch die Vögel des Himmels, die Fische des Meeres und die Früchte der Erde hast Du uns zur Erquickung geschenkt. Für jede Krankheit hast Du eine Arznei, für jedes Uebel ein Trostmittel verordnet, denn Du bist barmherzig und sehr gnädig. Während Du aber die Außenwelt für den Körper, so hast Du diesen für die Seele bestimmt, die Seele aber allein für Dich, daß sie sich Dir hingeben und Dich lieben möchte. Denn was unter dem weiten Himmel gefunden werden mag, ist geringer als die menschliche Seele, welche geschaffen ist, Dich als ihr höchstes Gut zu besitzen und in diesem Besitze selig zu sein.