Gebet für nothleidende Glaubensgenossen – Aus der Schaffhauser Liturgie.

Ausgabe von 1693.

Aus dem Hauptgebete vor der Predigt.

Wende ferner von uns ab alle Feindselige Gewalt und arglistige Praktiken unserer Widerwärtigen, behüte uns vor Verrätherei, aller Untreu, vor innerlichen Mißverständnissen. Stille auch, o gütiger Gott, noch während streitig und unruhig Wesen, darinn wir stehen, und leite es zu einem gesegnet, friedlich und guten End. Stärke und erlöse die um Deines Namens Bekenntniß willen Verfolgungen leiden, mit Namen die hochbedrängte evangelische Kirche in Frankreich, Piemont, Chur-Pfalz und an allen anderen Orten, die Du o Gott als der allwissende Herzenkündiger in ihrem Kampf wohl weißt und kennst. Ach Herr! schone Deines Volks und laß das Uebrig Deines Erbtheils nit zu Schanden werden. Mache zu nichten alle tyrannische Praktiken und Gewalt, so sich wider Deine Kirche auflehnen. Erscheine, o lieber Gott und Vater mit Trost und Hülfe besagten unsern nothleidenden Mitbrüdern. Rüste sie aus mit dem Geiste der Weisheit, der Tapferkeit und Freudigkeit, daß sie in solcher ihre Heimsuchung und Bewährung (Prüfung) an Dir, o Gott! treu erfunden werden und aus derselben sieghaft herauskommen mögen zu Lobe und Ehre Deines Namens. O Herr, der Du die Herzen der Könige und Regenten in Deiner Hand hast und leitest dieselben wie Wasserbäche, laß Deine Kirche Gnade finden vor ihren Augen, daß sie unter derselben Regierung ein stilles und ruhiges Leben führen möge in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.

„Erhalte und vermehre auch, o himmlischer Vater, Deine Kirche in England, Schott- und Irland sammt denen vereinigten Niederlanden, und wo Du sie durch Dein Wort und Geist gepflanzet hast.“

Aus dem Bettagsgebete.

Ausgabe von 1693.

Sieh auch, o treuer Gott, mit erbarmenden Augen an unsere lieben Mitbrüder und Glaubensgenossen, Deine arme trostlose Kirche in Frankreich und anderen Orten, über welche alle Wetter gehen. Siehe, o Gott, wie ihre Feinde toben und ihre Hasser den Kopf aufrichten. Sie machen listige Anschläge wider sie und rathschlagen wider Deine Verborgene. Wolher, sprechen sie, laßt uns sie ausrotten, daß sie kein Volk seyen, daß des Namens der Evangelischen und Reformirten nimmer mehr gedacht werde. Gott, warum verstoßest Du sie sogar und bist so grimm zornig über die Schafe Deiner Weide. Gedenke wieder an Deine Gemeinde, die Du Dir von Alters her erworben und Dir zum Erbtheil erlöset hast. Willst Du denn sie ewiglich verstoßen und keine Gnade mehr erzeigen? Herr, wie lange willst Du so gar zürnen und Deinen Eifer wie Feuer brennen lassen?

„Gedenke nicht ihrer vorigen Missethaten, sondern erbarme Dich ihrer bald, denn sie sind fast dünn (wenige) geworden. Hilf Du ihnen, Gott unser Helfer um Deines Namens Ehre willen, errette sie und +vergib ihnen ihre Sünden. Warum lässest Du unsere Feinde sagen, wo ist nun ihr Gott? Laß vor Dich kommen das Seufzen der Bedrängten und erhalte mit Deinem starken Arme die Kinder des Todes!

Ach Herr! verlaß Deine armen Kinder nicht, damit sie Dich nicht auch verlassen. Stärke, kräftige, gründe dieselben in Deiner Wahrheit. Gib ihnen, o Gott, einen getrosten, tapferen Heldenmuth, daß sie alle Furcht der Welt, alles Liebkosen und Dräuen der Menschen verachten, alle zeitliche Ehre und Güter hintansetzen, alle Drangsalen, Marter und Pein, alle Armuth und Verachtung überwinden, alle Wollust und Ergötzlichkeit in den Wind schlagen, damit sie nur in Deiner Wahrheit bleiben und ihre Seelen von allen falschen Lehren unbefleckt bewahren. Herr! ohne Dich können sie nichts thun, darum verleihe Du ihnen Kraft stark zu werden durch Deinen Geist.“ u. s. w.