Bernhard Albrecht – Sonntägliches Mittagsgebet, um allerlei Wohlthaten, die einem Christen an Leib und Seele von nöthen sind.

O du barmherziger Gott und gütiger Vater! ich, deine erschaffene Creatur und liebes Kind, bitte dich als meinen herzlieben himmlischen Vater, du wollest meines Herzens Seufzen gnädig hören und erhören, und dieweil mein Eingang und Ausgang, Wollen und Vollbringen, Thun und Lassen, Leben und Sterben, und alles, was meinen Leib und Seele betrifft, nicht in meiner Macht und Gewalt, sondern allein in deinen Händen stehet, so wollest du nicht allein heute den ersten Tag dieser angehenden Woche, sondern die ganze Zeit meines Lebens alles dasselbige väterlich regieren, reichlich segnen, gnädig bewahren und alle Augenblicke meinen Leib und Seele zu deinem Gefallen führen und leiten. Das mit ich aber nicht allein zeitlich in dieser Welt, sondern auch dort in jener Welt ewiglich mit dir lebe, so erleuchte mein Herz, Sinn und Verstand durch dein heiliges Wort und Sacrament, daß ich dich, Vater, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkenne, liebe und ehre, und bei dem rechten allein seligmachenden Glauben an dich steif und fest, getreu und beständig bis in den Tod bleibe. Und demnach das heilige Evangelium von deinem lieben Sohn Jesu Christo sehr viel Feinde hat an allen Enden und Orten, welche es gern ausgerottet sähen, so erhalte und bewahre, du Mächtiger und Starker in Israel, deine Kirche und Gemeine, laß dein Wort allezeit gewaltig empor, und dagegen alle Abgötterei und Irrthum stark untergeben. Mache auch zu nichte alle Gewalt und List, Macht und Stärke, die wider dein Wort und desselbigen Bekenner gerichtet ist. Nach deinem heiligen Wort gib mir, o treuer Gott, auch gesunden Leib und das tägliche Brot, Glück und Heil zu meinem Beruf, daß ich denselben getreulich abwarte, dir meinem Gott und dem Nächsten darinnen zu dienen. Und dieweil uns, o lieber Vater, der Tod alle Stunden nachgehet, sintemal wir alle gesündiget haben, und darum auch alle dem Tode unterworfen sind, so gib mir Gnade, daß ich die Unbeständigkeit meines Lebens samt dem letzten Ende täglich erkenne, damit ich allezeit wohl dazu bereitet, und mit dem Schild des Glaubens, ausgerüstet, die feurigen Pfeile des Bösewichts auslöschen, und wenn das böse Stündlein kommt, Widerstand thun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möge. Ich bitte auch demüthiglich, mein allerliebster Vater im Himmel, du wollest mir armen Sünder gnädig sein und alle meine Sünde, wo ich wider dich gedacht, geredet und gethan habe, tilgen nach deiner großen Barmherzigkeit, um des großen Gehorsams, bittern Leidens, Sterbens und Auferstehens unsers Herrn Jesu Christi willen. Und dieweil du, mein Herr und Gott, den Gnadenschatz der Vergebung unsrer Sünden durch deine Diener und Mundboten uns anbieten und vortragen lässest, so bitte ich von Herzensgrund, du wollest mir bei der Predigt deines heiligen Wortes und rechtem Gebrauch der hochwürdigen Sacramente allezeit mein Herz öffnen und mich erleuchten, daß ich nicht allein ein Hörer, sondern auch ein Thäter des Worts sei, daß ich nicht allein deinen Willen wisse, sondern auch thue, damit ich an dem jüngsten Tage die fröhliche Stimme meines Heilandes Jesu Christi gegen mich anhöre: komm her, du Gesegneter meines Vaters, und ererbe das Reich, das dir von Anbeginn der Welt bereitet ist; dazu hilf mir, mein getreuer Gott und einiger lieber Vater, daß es (wie ich nicht zweifle) an mir wahr werde, um deines allerliebsten Sohnes willen, welcher mit dir und dem heiligen Geiste lebet und regieret, ein wahrer Gott, hochgelobet in Ewigkeit. Amen.