Hofacker, Ludwig – Gebet vor dem heiligen Abendmahl.

HErr Jesu! wie köstlich ist doch das Mahl, das du mich heute willst genießen lassen! Ich soll dadurch alles erhalten, was ich so nötig brauche. Ich soll o heiliges Geheimnis! mit dir, mein HErr und mein Gott, vereinigt, und zwar aufs allerinnigste vereinigt werden. So willst du also selbst zu mir in mein Herz kommen, und da das Abendmahl mit mir halten? mich mit ewiger Gnade und Lebensfülle speisen und tränken?

Ach Herr Wie soll ich dich empfangen, Und wie begegnen dir? Du aller Welt Verlangen, Du meiner Seele Zier? O Jesu, Jesu setze Mir selbst die Fadel bei, Damit, was dich ergötze, Mir kund und wissend sei!

Wenn ich in mein Herz blicke und mich frage, was ich dir Gutes geben kann, ach, so finde ich nichts als Sünde, große Armut, Elend und Verberben – und Ohnmacht, mir selber zu helfen. Wohl mir, dass du, großer Heiland, nichts von mir verlangst, als dass ich nur kommen solle, gerade wie ich bin, mit aller meiner Not. – Weil ich nichts habe, so willst du mir etwas geben; weil ich arm bin, willst du mich reich machen, reicher als alle Welt mit allen ihren Schätzen. Ich bin auch eingeschlossen in dein heiliges Testament, darin du der Menschheit deine Heilsgüter vermacht hast; auch mir willst du alles geben, und was denn? Nicht Gold oder Silber; nicht Städte und Schlösser, nicht Ehrenstellen und weltlichen Ruhm nein, dergleichen irdische, dürftige, unbeständige Dinge helfen mir armen Sünder nichts – im Tode verlassen sie mich ich muss himmlische, ewige Gaben erlangen, und diese finde ich bei dir.

Ach das sind Güter, die der Heuchler und Frevler nicht empfangen kann; Güter, die nur der einfältige, von Gott gewirkte Glaube fasst und zu seiner wahren Seligkeit hinnimmt. Sie sind der allerheiligste Leib des hochgelobten Sohnes Gottes, der einst für mich und für die ganze Welt verwundet und getötet wurde, der aber nun verklärt auf dem Throne der Majestät seines Vaters im Himmel sitzt; – sie sind das teure, kostbare Blut, welches zur Versöhnung aller, aller meiner Sünden und zur Erwerbung meiner ewigen, unaussprechlichen Seligkeit vergossen worden ist, und welches noch täglich für mich um Gnade schreit. Der preiswürdigste Heiland, Jesus Christus, wird mein, ganz mein. Seinen Leib soll ich essen, sein Blut soll ich trinken, so gewiss ich das Brot esse und den Wein genieße, den mir der Prediger darreicht. Er will sich aufs allerinnigste, mehr als ichs begreifen kann, mit mir vereinigen, und sich mir mit allen seinen Verdiensten und Seligkeiten, mit all seiner Liebe, mit seiner Freundlichkeit, mit seiner Gerechtigkeit, mit seinem heiligen Geiste und Leben ganz mitteilen und zu eigen geben.

O Jesus Christus, bereite du selbst meine Seele, dass sie diese ihr zugedachten herrlichen Gaben würdig empfahen möge, dass ich nicht möge umsonst oder gar zum Schaden geladen sein, sondern von dir und deiner heißen Liebe, von deinem Todesschmerz, von deiner Erbarmung über die Sünder den tiefsten Eindruck erhalte.

Lass mich die Kraft deines blutigen Opfers zur Tilgung aller meiner Sünden, und zur seligen Freiheit von der Herrschaft der Sünde, heute besonders, aber auch in allen meinen übrigen Lebenstagen selig erfahren. Nun denn so komme ich, HErr Jesu, auf deinen Befehl, so wie ich bin, arm, schwach, unrein, krank, hungrig und durstig nach dir; ach, erquicke meine Seele! Amen.