Ludwig Hofacker – Morgengebet in Krankheit oder anderer Not.

O mein Gott, dessen Güte alle Morgen neu ist, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! Fürwahr der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, und flieht wie ein Schatten und bleibt nicht, denn du hast ihm ein Ziel gesetzt, das wird er nicht übergehen. Habe Dank und Lob durch Jesum Christum, unsern HErrn, dass du mich nicht längst in meiner Sicherheit hinweggerafft und einen bösen, schnellen Tod über mich verhängt, sondern mich in Trübsal geführt und dadurch Zeit zur Buße und Bekehrung gelassen hast. Ach lehre mich von heute an recht bedenken, dass ich sterben muss, damit ich weise werde und Gutes wirke, so lange es Tag ist, ehe die Nacht kommt, da man nichts mehr wirken kann. Unser wahres Vaterland und Ziel ist droben bei dir im Himmel; diesem Ziel lehre mich nachjagen von ganzer Seele und das Kleinod erreichen, welches uns vorhält deine himmlische Berufung in Christo Jesu.

 

Lehr‘, ach lehre mich vermeiden Selbstbetrug und leeren Schein, Lass dein kräftig Wort durchschneiden Seel und Geist und Mark und Bein, Lasse es mein Herz durchdringen, Mich vom Tod zum Leben bringen, Dass ich ohne Heuchelei Deines Wortes Täter sei. Denn was hilft mir falscher Schimmer vor dir, o du ew’ges Licht? mich, dich nicht. Nur der Wahrheit Kraft und Wesen Macht mein armes Herz genesen; Treuer Gott, verwirf mich nicht, Mach‘ die Finsternis zum Licht! Amen!