Heiliger und barmherziger Gott! Ich armer Sünder bekenne dir mit reumütigem Herzen, dass ich nicht wert bin aller Güte und Treue, die du mir auch heute erwiesen hast; gelobt seist du, HErr, lehre mich deine Gebote. Wenn ich bedenke, wie lange ich schon auf der Welt bin, wie viel Gutes ich von deiner Hand empfangen habe, wie du bald mit Lieben, bald mit Leiden zu mir gekommen bist, wie du von meiner Kindheit an durch deinen Geist an meinem Herzen gearbeitet, und dich meiner Seele so herzlich angenommen hast, dass ich nicht verderbe, so kann ich nichts sagen, als: HErr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Wie teuer ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Bedenke ich aber auch, wie ich mich gegen diesen Reichtum deiner Güte, Geduld und Langmut verhalten habe, so muss ich mit Tränen sagen: Ach, ich muss mich herzlich schämen, Du erhältst und schützt mich Tag und Nacht so gnädiglich. Und ich will mich nicht bequemen, Dass ich ohne Heuchelei Dir dafür recht dankbar sei. Darum falle ich dir jetzt zu Füßen, lieber HErr Jesu, und danke dir von Herzen, dass du, wenn schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt ist, mich dennoch nicht abhauen, sondern bisher hast stehen lassen. Aber ich bitte dich auch um ein neues Herz, und dass ich deinen Liebeswillen gegen mich recht verstehen und ehren lernen möge. Ändere insonderheit mein unversöhnliches Herz, dass ich meinen Beleidigern von Herzen vergebe, und gib, dass ich Niemand weder mit Worten und Werken beleidigen, noch Übels von ihm denken möge. O Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trug, erbarme dich meiner, und lass mich in dieser Nacht samt den lieben Meinigen in deinem Frieden wachen oder schlafen, leben oder sterben. Amen.