Großer Hohepriester Jesus Christus! Wie hast du gearbeitet für meine Sünden, und Mühe gehabt für meine Missetaten! Mein Eigenwille hat deine Seele bis an den Tod betrübt; meine Herzenshärtigkeit hat dir den Todeskampf und blutigen Schweiß verursacht. Und doch bin ich noch so eigensinnig und eigengerecht in meinem jetzigen Zustande – ich habe meinen Eigenwillen, diese Wurzel alles Übels, leider noch nie mit wahrem Ernst angegriffen, nicht mit Ernst dagegen gekämpft, mithin dieselbe auch noch nicht überwunden und besiegt. Darum schreckt mich Tod und Hölle noch, und ich kann noch nicht mit Paulus sagen: ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein. Ich möchte aber gern frei sein von meinem harten ungebrochenen Herzen und es nicht zu meiner eigenen Verdammnis mit in die Ewigkeit nehmen. Darum bitte ich dich, o HErr:
Dein Blut, das dir vergossen ward, \\
Ist köstlich, gut und reine; \\
Mein Herz hingegen böser Art, \\
Und hart gleich einem Steine. \\
O lass doch deines Blutes Kraft \\
Mein hartes Herz bezwingen, \\
Wohl durchdringen, und diesen Lebenssaft \\
Mir deine Liebe bringen.
HErr, zerbrich meine bisherige Sicherheit, dass ich aus meinem Sündenschlaf erwache! Zerbrich die Trägheit meines Herzens zum Gebet, dass ich willig und geschickt werde, dich anzubeten und zu preisen. Zerbrich die schreckliche Kraft des Unglaubens, der mich von dir und deiner Liebe scheidet, der mich verblendet und verhärtet – damit ich deiner genießen und mit Geist und Seele dir anhangen könne. Zerbrich die Zärtlichkeit meines Fleisches, dass ich nicht mehr wider dich murre, sondern mich in deinen heiligen Willen ergebe. Nun HErr, erbarme dich mein und vergib mir in Gnaden, was ich heute wider dich und meinen Nächsten in Gedanken und Worten und Werken gesündigt habe; lass mich einschlafen unter deinem Erbarmen, und sei bei mir wenn ich erwache. Amen.