Johann Habermann – Vergebung

O gütiger, gnädiger, barmherziger GOtt und Vater! ich sage dir von Grund meines Herzens Lopb und Dank, daß Du mich armen Sünder jetzt abermal, durch deinen Diener, alle meine Sünden vergeben, das ewige Leben wieder aufs neue zugesaget, und mich zu Gnaden angenommen hast. Ich bitte dich herzlich, gib mir deinen Heiligen Geist, und schaffe in mir ein reines Herz, damit ich vestiglich glaube, daß mir alle meine Sünden durch Christum vergeben seynd. Dessen zu einem gewissen Unterpfand will ich den wahren Leib und Blut deines lieben Sohnes JESU Christi, im Brod und Wein essen und trinken, zu meiner Seelen Seeligkeit. Verleihe mir auch, du getreuer GOtt! daß ich mich hinfort besser für Sünden hüte, derselben feinder werde, und mein Leben bessere. Darzu wollest Du mir gnädiglich verhelfen, um deines Namens Ehre willen, Amen.

Johann Habermann – Nachfolge

Ach mein süsser HErr JESU! erleuchte mich heut und allezeit, daß ich den Lauf meines Christenthums nach den himmlischen Jerusalem, da ich ewig seyn soll, richte, und wie Du nach mir, ich auch nach Dir, all mein Lust und Durst habe, früh dich suche, deiner verlange, und dich, das Brod des Lebens, zum Gefährden auf meinen Wege behalte. Behüte, mich, O ewiger GOtt! für der Welt-Kinder Unbeständigkeit, daß ich mich nicht ihnen in Heucheley gleich stelle, sondern bey meinem Beruf beständig bleibe in der Gottseeligkeit, und mein Leben an Lastern ab- an Tugenden aber zunehme, damit ich Dir, meinem HErrn, treulich diene, das Irrdische gering achte, deine Gnade und Schutz empfinden, und des Dir ewig danken möge, um JESu Christi willen, Amen.

Johann Habermann – Nachfolge

Barmherziger GOtt! der Du mich durch deines lieben Sohns JESU Christi theures Leiden und Sterben von der ewigen Dienstbarkeit, von der Gewalt der Sünden, von der Obrigkeit der Finsterniß, und von der grausamen Tyranney des Teufels erlöset und befreyet, zum HErrn über Tod und Hölle gemacht hast. Ich bitte dich, du wollest mir Gnade geben, daß ich an meinem Stand der leiblichen Dienstbarkeit, darein Du mich hier auf erden nach deinem Willen und Wohlgefallen gesetzet hast, keinen Verdruß gewinne, und nicht etwan wider deine Ordnung mit Ungedult murre, auch andern Leuten ihren höhern Stand nicht mißgönne, sondern daß ich oslchen deinen Willen thue von ganzen Herzen, mit gutem Willen, und nicht anderst gedenke, denn als dienete ich Dir, GOtt im Himmel, und nicht den Menschen auf Erden. So hilf nun, lieber GOtt! daß ich dir, dem höchsten HErrn im Himmel und auf Erden, in wahrer Erkänntniß und rechter Furcht diene, dich über alles liebe, alle meine Hofnung und Seeligkeit in dich setze, und in deinen Geboten untadelich wandele. Darnach auch, daß iich meinen leiblichen Herrn und Frauen, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen und ungeschlachten, in Gedult gehorsam sey in allen Dingen, die nicht wider dich seyn, mit aller Furcht in Einfältigkeit meines Herzens, als Christo meinem HERRN, nicht mit Dienst allein vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern von Herzen Grund, um deines Befehls und Gebots willen. Gib Gnad, daß ich treu erfunden werde in allem, was mir befohlen ist, und eingethan wird, nichts verwahrlose und zu Schanden mache, auch keinen Unrath und Schaden durch Unachtsamkeit geschehen lasse, darzu, daß ich mich fremdes Guts, so mir vertrauet und unter die Hände gegeben, nicht lasse gelüsten, und dasselbige veruntreue. Bewahre mir meine Gesundheit, stärke meine Gliedmassen, und alle Kräften meines Leibes, darzu begabe mich mit Vernunft und Weisheit, daß ich meinen Herren und Frauen ihre Arbeit könne versorgen, ihre Nahrung durch deine Göttliche Hülfe bessern, auf daß ich sie durch meinen Fleiß geseegnet, und in der Menge ausgebreitet werden, und alles, was ich thue und ausrichte, daß es gereiche zu deinen Göttlichen Ehren, und mir zu einer seligen Uebung meines Glaubens, um JESU Christi meines Erlösers willen, Amen.

Johann Habermann – Bitte um ein reines Herz

HERR, allmächtiger GOTT! der Du bist ein reines, keusches, unbeflecktes und ewiges Wesen, du hast Gefallen an züchtigen Herzen und gottseeligen Wandel: Ich bitte dich, schaffe in mir ein reines Herz, und gib mir einen neuen gewissen Geist, daß ich dir iin rechtschaffenen Glauben und wahrer Furcht diene von ganzem Herzen, und aus allen meinen Kräften dich liebe: Bewahre mich auch vor aller unreiner Vermischung. Hilf, daß ich mich nicht laß gelüsten fremder Gestalt, und mich nicht ergebe der Wollust des Fleisches, SChand und Laster zu treiben mit unekeuschen Leuten, oder sonst in Unzucht falle. Dämpfe die bösen Lüste in meinem Herzen, lösche aus die Flammen fleischlicher Begierde, daß ich mich nicht umsehe nach schönen Menschen. L´ß mich nicht in unzüchtige, leichtfertige Gesellschaft kommen, oder in Schwelgerey und Trunkenheit gerathen, daraus ein unordentliches Wesen folget. Laß ferne von mir seyn faul und unnütz Geschwätz, schandbare Wort und Narrentheidung oder Schertz, welche uns Christen nicht geziemen. Behüte mich vor hoffärtigem Pracht, vor Müßiggang und Faulheit, als Stricken und Netzen des Teufels. Bewahre mich vor aller Anreitzung, Orten und Stellen, so Ursach und Anleitung zur Unreinigkeit geben, daß ich nicht aus den Gliedern Christi, Huren-Glieder mache, sondern hilf, daß ich Dir mit reiner Seel und unbeflecktem Leib diene, wie der fromme und züchtige Joseph in Egypten. Und wann Du mich dermahleins nach deinem Göttlichen Willen und Wohlgefallen in den heiligen Ehestand berufen wirst, so hilf, daß ich denselben in deiner Furcht anfahe, nicht aus Fürwitz und um Unzucht willen, sondern um deiner Göttlichen Ordnung willen, und aus Begierde der Frucht, dadurch dein heiliger Name hier zeitlich und dort ewiglich möge gepreist werden.

Johann Habermann – Sündenbekenntnis

Barmherziger GOtt, ewiger Vater! groß sind meine Sünden; viel und mächtig ist meine Missethat; meine Uebertretungen sind unzählich; denn all mein Dichten und Trachten von Jugend auf ist nur zum Bösen geneigt. Ach HErr! wer kann merken wie oft er fehlet? Siehe, ich erkenne meine Missethat, und meine Sünde ist immer für mir. An Dir allein hab ich gesündiget, und Uebel für Dir gethan, auf daß Du recht behaltest in deinen Worten, und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst. Ich bitte aber deine unaussprechliche Mildigkeit; gehe nicht ins Gericht mit deinem knecht, denn fur Dir ist kein Lebendiger gerecht. Wenn Du, HErr! willt Sünde zurechnen, HErr! wer wird bestehen? Denn siehe! auf tausend kann Dir der Mensch nicht eines antworten, sintemal alle unsere Gerechtigkeit fur Dir ist wie ein beflecktes Tuch. Derohalben erbarme dich meiner nach deiner Güte, und tilge meine Sünde nach deiner grossen Barmherzigkeit; wasche mich wohl von meiner Missethat, und reinige mich von aller meiner Sünde, um deines Namens willen, HERR sey mir gnädig. Heile meine Seele, denn ich hab leider! an Dir gesündiget. Gedenke, HErr! an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von der Welt her gewesen ist. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Uebertretung, gedenke aber meiner nach deiner grossen Barmherzigkeit, um deiner Güte willen. Gedenke auch, daß wir Fleisch sind, ein Wind, der dahin fähret und nicht wieder kommt, laß ab von deinem Zorn und Grimm über uns. O gütiger GOTT! ich bekenne ja, daß nicht meine Werke noch Verdienst mögen austilgen meine Sünde, oder deine Gnade erwerben, sondern allein das heilige Leiden und Sterben JESU Christi, des unbefleckten Lämmleins, ist eine rechte Bezahlung für unsere Mißhandlung, und sein Blut vergossen zur Vergebung unserer Sünden, ist eine Abwaschung und Reinigung unserer Seelen. Auf solch Vertrauen und Hoffnung rufe ich zu Dir, Du wollest die Uebertretung deinem Volk aus Gnaden vergeben, die Sünde bedecken, unsere Missethat uns nicht zurechnen. Verzeihe mir auch die verborgene Fehle, auf daß meine betrübte Seele, und die Gebeine, welche sehr erschrocken sind, wiederum erfreuet werden, denn dein ist die Barmherzigkeit und Vergebung, bey Dir ist Gnade und viel Erlösung; O HERR! erhöre die Stimme meines Flehens, und verachte nicht das Heulen meines Herzens, um JESU Christi willen, Amen.

Johann Habermann – Friedensgebet

Barmherziger GOtt, ewiger Vater! der Du bist ein GOTT und Liebhaber des Friedens, von dem alle Einigkeit zu uns kommt; wir bitten dich, Du wollest die ganze Christenheit auf Erden gnädiglich beschützen und handhaben, wider alle Feinde nd blutgierige Menschen, auf daß wir in guter Ruhe Dir sicher und fröhlich in reiner Lehre und heiligen Wandel allezeit dienen mögen. Wollest auch Gnade verleihen, daß alle Stände und Potentaten der Christenheit untereinander friedlich und einträchtiglich, in aller Gottseligkeit und Erbarkeit leben, auf daß gute Zucht, Ordnung und Policey nicht verhindert und aufgehaben, Kirchen und Schulen nicht zerstöret, und das Land nicht verwüstet und jämmerlich verheeret werde. Deswegen gib Gnade, daß sich jedermann an den Seinen lasse genügen, damit nicht etwan aus Geitz und Begehren fremder Land und Leute, aus Hoffart eiteler Ehre und Fürwitz, aus Feindschaft, Haß, Neid, oder andern Ursachen, in diesem Lande Krieg und Empörungen, oder Aufruhr entstehe. Behüte uns für Unfried und Blutvergiessen, wehre allen bösen Rath und Willen unruhiger Leute, so nichts Gutes im Sinn haben, mache sie zu Schanden in ihren Gedanken, daß sie zurück müssen weichen und ein Ende nehmen mit Schrecken. Strecke aus deinen Arm, uns zu beschützen, die wir nach deinem Namen genennet seyn, auf daß dein Erbtheil nicht zerstreuet werde. Hilf deinen Glaubigen, die sich auf dich verlassen, und deinen Namen anrufen, erhöre uns in der Noth, und dein heiliger Name schütze uns. Sende uns Hülfe vom Heiligthum, und stärke uns aus der Höhe. Thue wohl den Landen und Städten in welchen dein heilig Wort wohnet. Es müsse Friede seyn inwendig in deinen Mauren, und Glück in deinen Pallästen. O gütiger GOTT! neige die Herzen aller Menschen zu Christlichen Frieden und Einträchtigkeit. Da nun Erweiterung und Verbitterung zwischen etlichen entstanden wäre, so hilf, daß sie durch fügliche Mittel und Wege beygeleget, und vertragen werden, zur Ehre deines heiligen Namens, und Ausbreitung deines Worts, und zur Wohlfahrt der ganzen Christenheit, auf daß sich die Armen und Elenden im Lande in Dir freuen und deinen heiligen Namen rühmen, der Du allein Wunder thust, und beweisest deine Macht unter allen Völkern, Amen.

Johannes Habermann

Ach lieber GOtt und gnädiger Vatter! du siehest und weissest, welch ein elend und jämmerlich Ding es worden ist um aller Menschen Leben, nach dem Fall Adams und Eva, also, daß des Menschen Zeit ganz ungewiß und unbeständig, mit aller seiner Herrlichkeit wie ein Schatten dahin fähret und nicht weiß, ob er jung oder alt sterben werde, kan sich weder mit Geld oder Gut, noch mit andern Künsten und Geschicklichkeiten wider den Tod schützen und aufhalten, sondern, so bald die Stunde vorhanden, muß er davon. Weil denn kein Mensch weiß, wie lang er hie zu leben habe, so hilff, Du getreuer GOtt und Vatter! daß ich meine Busse ja nicht spare bis in mein leztes Todes-Stündlein, wenn ich etwann mit einem unversehenen bösen schnellen Tod überfallen, und also in meinen Sünden plötzlich durch deinen Zorn möge hingerafft werden, sondern daß ich Tag und Nacht an mein Ende gedencke, heut und alle Tage mich zu Dir kehre, und alle Augenblick einen seeligen Abschied aus diesem Leben nehme. Solches verleihe mir, ewiger GOtt! um JEsu Christi willen, Amen.