Michael Albinus – Erkenntnis

Herr, dich erkennen ist eine vollkommene Gerechtigkeit, und deine Macht wissen ist eine Wurzel des ewigen Lebens. Weil du nun, o ewiger Gott, durch das Evangelium und durch die Predigt von JEsu Christo das Geheimniß offenbaret hast, das von der Welt her verschwiegen gewesen ist, wir aber, als natürliche Menschen, nicht verstehn was des Geistes Gottes ist; denn wer will deinen Rath erfahren, es sei denn, daß du Weisheit gibst und sendest deinen heiligen Geist aus der Höhe: so bitten wir dich, öffne du uns, Herr, das Verständniß, daß wir die Schrift verstehen. O Vater der Herrlichkeit, gieb uns den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu deiner selbst Erkenntniß, auch zu erkennen Jesum Christum und die Gemeinschaft seines Leidens, und daß wir dabei erfüllet werden mit Erkenntniß seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand. Ach Gott, laß uns empfinden durch deinen Geist, was kein Auge gesehn, kein Ohr gehöret und in keines Menschen Herz gekommen ist, was du bereitet hast denen, die dich lieben; damit wir reichlich getröstet werden durch Christum, und nachdem wir durch ihn in allen Stücken reich gemacht sind, in aller Lehre und in aller Erkenntniß, und die Predigt von ihm in uns kräftig worden ist, wir mit Freuden warten auf die Offenbarung unsers Herrn Jesu Christi, das verheißne ewige Erbe zu empfahen. Herr, öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetze. Gott, der du allein weise bist, dir sei Ehre durch Jesum Christum in Ewigkeit. Amen.

Veit Dieterich

HErr Got himlischer Vater/ Wir bitten dich/ du wöllest vnsere hertzen/ durch deinen heyligen Geyst also erleuchten/ das wir in allen nötten vnser zuflucht zu dir haben/ vnd mit vnzweiffenlichem hertzen/ wie das Heydnische frewlein dich anruffen/ das du vnangesehen vnser sünde vnd vnwirdigkeit vns gnedigklich erhören/ vnd von allem leyblichen jammer helffen/ vnd ewig selig machen werdest/ vmb deines lieben sones/ vnd vnsers Herren willen Jesu Christi/ der mit dir vnd dem heyligen Geyst lebet/ vnd regieret/ warer Got von ewigkeit zu ewigkeit/ Amen.

Joachim Embden – Erkenntnis

Herr, heiliiger Vater. allmächtiger ewiger Gott, wir danken deiner göttlichen Majestät, daß du den Weisen aus dem Morgenlande deinen heiligen und eingebornen Sohn Jesum Christum hast offenbaret, und daß du auch uns arme Heiden durch den Stern deines seligmachenden Wortes zu seiner heilsamen Erkenntniß hast kommen lassen. Lob, Ehre, Preis und Dank sei dir, barmherziger gütiger Gott, für diese und alle große deine Wohlthaten. Wir bitten dich herzlich, regiere uns mit deinem heiligen Geiste, daß wir trotz aller Hinderungen deinen Sohn unsern Heiland und Seligmacher suchen, finden und erkennen, insonders in deinem heiligen Worte, und ihn in seinen Gliedern nähren und erhalten. Laß uns im Glanz des Lichts, das die ganze Welt erleuchtet, unsere Füße nach dem Schein des leuchtenden Sterns deines Worts richten, daß wir ein neu christlich Leben beständig führen mögen. Regiere und segne unsere liebe Obrigkeit und die ganze christliche Gemeine. Tröste alle betrübte, mit dem Tode ringende Herzen, und erfülle sie mit deiner Himmelsfreude; und wenn wir dieses elende Leben verlassen sollen, so laß uns vorleuchten dein heiliges Wort, daß wir im Finstern und Todesschatten die Sonne der Gerechtigkeit, deinen lieben Sohn sehen, und uns seiner Geburt und Verdienstes wider alle Anfechtung freuen und trösten und also selig werden. Amen.

Allgemeines evangelisches
Gesang- und Gebetbuch
Hamburg 1846
Agentur des Rauhen Hauses

Jan Hus – Das Gebet Hussen’s, womit er sich zu Gott wandte, da er die Erklärung des Briefes Jacobi anfangen wollte.

Der einige Gott, Vater, Sohn und h. Geist würdige mich nach seiner Barmherzigkeit, meine Unreinigkeit zu tilgen, mit seiner göttlichen Kraft mein Herz zu erleuchten, und lasse den Thau der Gnade vom Himmel herabträufeln, damit ich tüchtig werde, durch seinen Beistand und Hülfe meine Begierden beständig und demüthiglich zur höchsten Seligkeit zu erheben. Denn wo die Gnade des h. Geistes nicht bei uns ist, so ist alles bei uns eitel und vergeblich. Er ist es, von dem alle unser Thun anfangen und zu dem es wieder zurückkehren muß. – Da ich mir nun vorgenommen habe, mit der Erklärung der Epistel des . Apostels Jacobi einen Anfang zu machen, so werde ich nun und nun geängstigt. Es drückt mich hart die Last meiner Sünden; es demüthigt mich meine Unwissenheit; meine inwendigen Kräfte tappen wie ein Blinder umher. Ich weiß nicht, wo ich hinfliehen soll, als zu Dir, mein Gott! denn Du bist es allein, der die Sünden vollkommen vergiebt, die Unwissenden heilsam unterweiset, die Kräfte stärket, und den Demüthigen den Weg der Wahrheit eröffnet. Was soll ich thun? Ach, ich erzittere, wenn ich Dich loben soll; denn der weise Mann sagt: das Lob stehet nicht schön in dem Munde eines Sünderns, Sir. 15.

Was soll ich anfangen, o Herr? Wo soll ich hinaus? – Den Himmel, wo Dein Thron ist, darf ich nicht anschauen, denn ich bin ärger als jener Zöllner. – Was ist mir armen und elenden Menschen noch übrig gelassen? Nichts, als daß ich an meine Brust schlage und von Herzensgrund spreche: Gott, sey mir Sünder gnädig! – Hilf mir, Herr, so Du willst, kannst Du mich wohl reinigen. – … Da ich weggegangen war, wie jener verlorene Sohn in ein fernes Land, so will ich jetzt wieder umkehren zu meinem Vater. Ich war ein Sünder, und brachte meine Seele um; ich war todt. Aber, Herr, wecke mich wieder auf, daß, wenn die Bande der Sünde und Unwissenheit aufgebunden sind, ich mit Lazaro auch würdiglich erkennen und Deine Wahrheit beständig bekennen möge. Aber demüthige auch mein Herz, und mache, daß ich mich fürchte vor Deinen Geboten, damit Dein Geist sanft über mir ruhe. Denn Du sagst bei dem Propheten: Ueber wem wird mein Geist ruhen, als über dem Demüthigen, Sanftmüthigen, und der vor meinem Worte sich fürchtet! Wo Dein Geist nicht in einem Menschen ruhet, so wird derselbe nichts zur Seligkeit Dienendes wirken können; er ist dann ein abgerissener Rebe, und verdorret. Darum komme, heiliger Geist, und sende vom Himmel den Glanz Deines Lichtes, und erleuchte die Herzen der Menschen, daß das Wort des Lehrenden und der Zuhörenden zum Gedeihen komme, wiel ohne Dein Wirken die Arbeit des Lehrers vergeblich ist.

Denn wer lehret die Herzen der Einfältigen, als der, welchen der Sohn vom Vater gesendet hat, daß er den einfältigen Fischern alle Wahrheit lehre? Wer macht den Ehebrecher und Mörder zu einem Psalmisten? Wer den Zöllner zu einem Evangelisten? Wer den Verfolger der Gemeinde zu einem Lehrer der Heiden? Wer die Sünderinn zu einer Predigerinn? Wer den Samariter zu einem Christen? Und den Zöllner zu einem Gerechtfertigten? Dein Geist allein ist es, der erfüllet den Harfenschläger und macht ihn zu einem Psalmendichter; der geräth über den Kuhhirten, als er Maulbeeren las, und machte ihn zu einem Propheten. O, was ist dieser Geist für ein Künstler! Wen er anrühret, den lehret er; sein Anrühren ist Lehren. Er thut plötzlich weg, was war, und stellt schnell dar, was nicht war. Siehe, wie gnädiglich dieser Geist des Herrn von Sünden reiniget, die Irrenden zurückruft, die Einfältigen erleuchtet. Da ich nun unter diesen der Geringste bin, durch die Finsterniß der Sünde geschwächt, und mit der Hülle der Unwissenheit umgeben, und da der Herr gut ist den Seelen die auf Ihn hoffen, so verlasse ich mich auf seine Barmherzigkeit, und fliehe zu Dir, Herr, der Du der stummen Eselinn den Mund aufgethan, daß sie mit Menschenstimme redete, und den Knaben zu einem ansehnlichen Propheten gemacht, und mit einem Worte geboten, daß der Todte redete.

Du wollest mir geben von Deinen Brosamen, die von Deinem Tische fallen, womit ich mein so hungriges Herz sättigen möge. Ach, Herr, erleuchte mein Herz mit dem Geist der Weisheit, der das Verborgene des inwendigen Menschen reinigt, die Schwachen stärkt, die Todten belebt, die Abgöttischen zum Dienst des wahren Gottes leitet, der beste Lehrmeister, der die hohen Herzen nicht kennt, aber gerne bei den Demüthigen ist. Ihm übergebe ich mich ganz und gar, daß er in mir nützlich anfange, und heilsam zur Erlangung der Seligkeit vollende! Die Gnade helfe mir, und lasse mich vollführen, was den Zuhörern nützlich werden möge zur ewigen Seligkeit!

Martin Luther – Gebet um Glauben und Erkenntnis

O Herr! Mehre uns den Glauben! Ich wollte wohl von Herzen gerne dich für meinen herzlieben Vater, und Christum für meinen Bruder halten; aber mein Fleisch will leider nicht folgen. Darum hilf meinem Unglauben, daß ich deinem Namen möge die Ehre geben, und dein Wort wahr halten. – Ich nenne dich ja meinen Vater, und soll dich also nennen nach deinem Wort und Befehl; ich habe aber leider Sorge, daß mein Herz lüget. Und das wäre zwar noch nicht das größte, daß ich für mich selbst lüge, wenn ich nur nicht auch dich Lügen strafe! Hilf, lieber Herr Gott Vater, daß ich dich nicht zum Lügner mache.

Allmächtiger ewiger Gott, und Vater unsers Herrn Jesu Christi; gieb mir deinen heiligen Geist, der in meinem Herzen rechten Glauben anzünde, mich regiere, leite und stärke! O Jesu Christe, du Sohn des ewigen Vaters, gieb mir deinen heiligen Geist.

Lieber Herr Christel erhalte und stärke uns in reinem Erkenntniß und Einigkeit des Glaubens bis auf den Tag deiner herrlichen Zukunft. Dir sey Lob, Ehr und Preis, mit Gott dem Vater in Ewigkeit. Amen.

Lieber Herr Jesu Christe, der du dein Werk in uns angefangen hast, mehre und vollführe dasselbe mit Gnaden auf den Tag deiner herrlichen Zukunft, daß wir mit Freuden dir entgegen laufen, und ewiglich bey dir bleiben mögen, Amen.

Himmlischer Vater! ich bitte dich von Herzensgrund, du wollest mich nach deiner grundlosen Güte starken, und mit deinem Geist erleuchten und bewahren, damit ich mit Freuden und Danksagung erkennen möge die seelige Lehre von deinem Sohne, unserm Herrn Jesu Christo, zu welcher ich durch deine Gnade berufen und gekommen bin. Lieber Vater! Solch Erkenntniß mir gegeben, und dein Werk in mir angefangen wollest du bis ans Ende, in jenes Leben und auf die fröhliche Zukunft meines Herrn Jesu Christi bewahren und vollbringen. Amen.

Ich danke dir, du ewiger barmherziger Gott und Vater, daß du deinen lieben einigen Sohn uns armen Sündern geschenket hast, der menschliche Natur angenommen, für uns gelitten, gekreuzigt und gestorben ist, und vom Tode wieder auferstanden, gen Himmel gefahren, und unser Gefängniß, das uns gefangen hielte, gefangen hat, daß wir dadurch deine lieben Kinder, und seine Brüder und Miterben aller seiner ewigen himmlischen Güte sind. Gieb Gnade, und deinen heiligen Geist, daß er uns erhalte in diesem Glauben bis an unser Ende. Amen.

Herr Gott Himmlischer Vater, von dem wir ohn Unterlaß allerley Gutes gar überflüssig empfahen, und täglich vor allem Uebel ganz gnädiglich behütet werden. Wir bitten dich, gieb uns durch deinen Geist, solches Alles mit ganzem Herzen im rechten Glauben zu erkennen, auf daß wir deiner milden Güte hier und dort ewiglich danken, und dich loben durch Jesum Christum deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Gott, unser lieber, einiger Vater, der uns durch seinen lieben Sohn und unsern Herrn und Heiland Jesum Christum, so reichlich erleuchtet hat, wolle uns auch durch seinen heiligen Geist mit völligem Glauben stärken und Kraft geben, daß wir solchem Lichte treulich und steißig folgen, und ihn samt allen Heiden preisen und loben, beyde mit Lehren und Leben. Dem sey Dank und Ehre für alle seine unaussprechliche Gnade und Gaben in Ewigkeit. Amen.