Veit Dieterich – Wort Gottes

HERR Gott himelischer vater/ wir dancken dir/ das du vnns das selige liecht deines worts so genedigklich angezündet/ vnd bißher hast lassen leuchten/ vnd bitten dich/ Du wöllest ja zu diser zeyt ob solchem liecht genedigklich halten/ vnd dem Sathan/ vnd der argen welt nicht gestaten/ das sie es außleschen. Laß dich vnser erbarmen lieber Vater/ vber welche solcher jammer sonderlich würde außgehen. Wir sindt noch jung vnd vnerzogen/ vnd bedürffen für vnnd für/ das wir inn deiner forcht/ vnnd in deim wort von vnsern eltern vnterrichtet werden/ vnd dich von tag zu tage/ ye lenger ye baß erkennen lernen/ So gehen aber die feynde deines worts damit vmb/ das sie vns in Abgötterey/ vnd finsternuß füren/ vnnd das wort vns gar entzeihen wöllen/ Solchen jammer/ lieber Vatter/ wehre du vmb deines namens willen. Du sprichst du wöllest dein lob zurichten/ auß dem munde der vnmündigen/ vnd seuglingen/ vmb solche genad bitten wir dich jetzt/ lieber Vatter/ gibe deiner kirchen fride/ vnnd wehre allen feinden deynes worts/ die yetzundt vns bedrangen/ auff das wir/ vnd vnsere brüderlin vnd schwesterlin/ so teglich hernach wachsen/ solches genediges liecht auch haben/ vnd dich mit vnserm gebet früe vnd abends loben/ anruffen/ vnnd bekennen. Der du vnser eyniger Gott/ vnd ewiger trost bist/ mit deynem Son vnsern Herren Christo Jesu/ vnd dem heyligen Geyst/ Amen.

Huldrych Zwingli – Gebet um geistliche Speise

Gott, der Du nicht allein den Menschen von Jugend auf ernährest, sondern auch alle lebenden Wesen, wir bitten Dich, daß Du unsere hungernden Seelen mit himmlischer Speise sättigen wollest,, dieweil Du es bist, der die Hungrigen mit Gütern füllet. Unsre Seele ist ein Geist, durch Deine Hand, nach Deinem Bilde geschaffen, und kann daher nur durch geistige Speise erquickt werden. Diese wird aber allein durch das Wort Deines Mundes dargereicht. Denn Dein Wort ist wahrhaftig, dieweil Du die Wahrheit selber bist, von dem nur Wahres, Heiliges, Zuverlässiges und Reines entstammen kann. Wir bitten Dich daher, o Herr, Du wollest uns niemals die Speise Deines Wortes mangeln lassen, sondern uns immerdar mit Deiner Güte erquicken! Denn Dein Wort ist das Brod, welches der Welt das Leben verleiht. Vergebens essen wir das Fleisch Deines Sohnes und trinken sein Blut, wenn wir nicht vorher durch den Glauben an Dein Wort fest versichert werden, daß dieser Dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, für uns ans Kreuz geschlagen, die Sünden der ganzen Welt gesühnet habe. Denn er selbst hat gesagt, das Fleisch ist nichts nütze, der Geist ist es, der da lebendig macht. Daher flehen wir Dich an, daß Du uns niemals Dein Wort entziehen wollest, damit wir durch Deinen Geist lebendig gemacht werden; denn auf den Flügeln Deines Wortes wird uns Dein Geist zu Theil, dieweil dasselbe niemals leer zurück kehret. Durch dieses Dein Wort erlangen wir allein die Freiheit des Geistes, denn es ist allein wahrhaftig und Du hast uns durch Deinen Sohn versichert, daß, wenn die Wahrheit uns frei mache, wir alsdann wahrhaftig frei seien. Verleihe daher, daß uns niemals die Speise Deines Wortes, durch welches wir frei und des Heils versichert werden, fehlen möge. Wir bitten Dich darum durch Deinen Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, der mit Dir lebet und herrschet in Einigkeit des hl. Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.