Friedrich Christoph von Oetinger – Nähe Gottes

O Herr, du verbirgst dich vor uns, dass wir dich nicht sehen; wir denken, wenn du uns auch so nahe wärst als einst dem Petrus, so wollten wir im Segen arbeiten. Nun aber scheinst du ferne zu treten und lässest es in der Welt also durcheinander gehen, als wolltest du dir nichts mit uns zu tun machen. Es ist aber nicht so, wie es scheint. Es geht nach deinem Wort. Den Gerechten, den Redlichen, den Gläubigen bist du so nahe als Petrus; ihre Arbeit regierst du, wenn du auch Fehler zulässest, und beweisest dich endlich herrlich. Die Ungläubigen und Heuchler lässest du ihre Wege gehen, und wenn sie ihre Sache klüglich anfangen, finden sie Glück, welches aber zuletzt auf das größte Unglück hinausläuft. Herr, erzeige uns deine Gnade und hilf uns. Führe uns und unsere Kinder heraus aus der Menge der Ungläubigen und errette unsere Seelen. Amen.

Wilhelm von Blois – Gottes Nähe

Wenn Du Dich uns nahest, o Herr, dann leben unsere todten Sinne auf, erfrischt durch das Wehen Deines Odems; der Glaube triumphirt, die Hoffnung frohlockt, das Herz entbrennt, volle Thrakien entquellen unsern Augen um Deiner großen Liebe willen. Und wann wir fühlen, wie Du sie mit gnädiger Hand sammlest, da fließen sie immer reichlicher und werden eine Speise für uns bei Tag und Nacht, eine kräftige und herrliche Erquickung. Denn süß ist es, vor Deinem Angesichte zu weinen, o Herr unser Gott, der Du uns gemacht hast zu Deinem Volke und zu Schafen Deiner Weide.