Ludwig Hofacker – Gebet am Schluss des Jahres.

Gelobt seist du Herr Jesu, dass du auch in diesem Jahr mich mit Geduld getragen, mein Leben erhalten und mich mit Wohltaten an Leib und Seele überhäuft hast. Du gabst mir Speise und Trank, obwohl ich als ein Sünder kein Recht habe auch nur an einen Bissen Brot. Du erhieltest mir meine Gesundheit, meine Glieder und Sinne, und hast die Last dieses Tages mir erträglich gemacht, hast deine Hand über mir gehalten, ich mochte es merken oder nicht, und nun komme ich zu dir und lege meine Seele zu deinen Füßen. Ich danke dir, O HErr, denn du bist freundlich und deine Güte währt ewig. Aber ich elender Mensch gedenke auch diesen Abend mit Wehmut an meine Sünden, an meine Torheit, Eitelkeit, Eigenliebe und Lauheit in der Liebe zu dir und unserm Nächsten. Wie viel habe ich unterlassen Gutes zu reden, zu denken und zu tun! wie viel unnütze und faule Worte sind über meine Lippen gegangen, und doch muss ich für jedes derselben einst Rechenschaft geben vor dir! Wie oft habe ich deiner vergessen, vielleicht gar nie ernstlich an dich gedacht! Ich war oft zerstreut, war träge, und hielt nicht an mit Gebet und Wachsamkeit über mein Herz, meine Zunge und Augen. Ich kanns nicht zählen, wie oft ich dich betrübt, meinen Nächsten beleidigt und Leib und Seele mit eigenen und fremden Sünden, daran ich vielleicht teilgenommen, befleckt habe. Auch ich bin ein unnützer ungetreuer Knecht, noch nicht weise zur Seligkeit, noch kein Mensch nach deinem Herzen, noch nicht tüchtig zu deinem ewigen Reiche. – Nun, wie soll ich dir, meinem allerhöchsten HErrn Rechenschaft für dieses Jahr geben? wie? wenn es mein letztes Jahr gewesen wäre? wie? wenn du diese Nacht zu mir sprächst: tue Rechnung von deinem Haushalt? wenn du dann mit mir handeln wolltest nach Verdienst? Ach, dann wäre ich ein Kind des Todes und der Hölle, wenn du nicht selbst, o Jesu, mein Mittler und Bürge sein wolltest. Wenn dein Blut nicht für mich Sünder redete, wo sollt ich Ärmster unter den Elenden mich dann hinwenden? Vergib mir also alle meine Übertretungen und Mängel, und vergib mir auch meine verborgenen Fehler. Lass keine unvergebene Sünde und keine unbereute Lust in meinem Herzen liegen um des Fluchs willen, den du für mich getragen, und um der Wunden willen, die dir für meine Sünden sind geschlagen worden. O HErr, drücke mirs doch an diesem letzten Abend tief in meinen Sinn, wie viel es dich gekostet, dass ich erlöst bin, erlöst vom eitlen Wandel nach väterlicher Weise, erlöst von aller Herrschaft der Sünde, des Teufels, des Todes und der Hölle, und gib, dass ich das große Recht, ein Kind Gottes in dir zu werden, nicht verachte und nicht in eine kurze Sündenlust verkaufe. O großer HErr! reiß alles aus, was mich von dir scheidet, und hilf mir trachten nach dem, was droben ist, wo du sitzt, zur rechten Hand Gottes! Ich gehe nun zu Bette unter deinem Segen; lass mich ruhen im Frieden und wecke mich frühe mit deiner Gnade, damit mein Herz bei dir sei, wenn ich erwache. Gib, dass das neue Jahr ein Jahr des Segens und des Lichtes werde, dass ich es mit dir anfange, fortsetze und vollende. Ja HErr, erbarme dich meiner und meiner Mitbrüder und Mitschwestern, sie seien nah oder fern. Deine Gnade sei mit uns. Amen.

Gib mir in meiner Pilgrimschaft, So oft ich müde bin, Beständig neue Glaubenskraft Bis an die Heimat hin!

Geleite mich auf meinem Pfad Durch dein Verheißungswort, So geht mein Glaube ganz gerad Zum Vaterlande fort.

Zieh mir einst nach vollbrachtem Streit Mein Kleid mit Ehren aus Und sei mein Gott in Ewigkeit Und bau mir dort ein Haus. Amen!

Albrecht – Zum Jahresende

Wir danken dir, Herr Zebaoth, du Gott Israels, wir danken dir für alle deine Güte und deine Wunder, die du dieß verflossene Jahr, wie auch die ganze Zeit unseres Lebens hindurch an uns gethan hast. Denn ob wir zwar bekennen müssen, daß wir alle vielfältig gesündigt haben und deinen Geboten ungehorsam gewesen sind, und du daher nicht unrecht gethan hättest, wenn du wärest mit uns umgegangen wie wir gelebet, und uns gerichtet hättest wie wirs verdienet haben, so ist dennoch deine Barmherzigkeit zu brünstig, daß du nicht gethan nach deinem Zorn, noch dich gekehret, uns gar zu verderben; denn du bist Gott und nicht ein Mensch, und bist der Heilige unter uns. Es ist deine Güte, daß wir nicht gar aus sind, deine Barmherzigkeit hat noch kein Ende. Du hast alle unsere Sünde hinter dich geworfen, und uns dieselbe geschenkt und vergeben. Du hast alle unsere Gebrechen geheilet, unser Leben vom Verderben erlöset, und uns gekrönet mit Gnade und Barmherzigkeit: Kirche und Schule und Haus hast du gesegnet und vor allem Uebel behütet. Du hast uns Lehrer gegeben zur Gerechtigkeit, und uns sagen lassen, daß sich ein jeglicher von seinem bösen Wesen bekehre, und sein Leben bessere. Du hast unserer christlichen Obrigkeit Gnade und Weisheit verliehen, daß wir unter ihrem Regiment in stiller Ruhe und gutem Frieden, wie Christen gebühret, haben unser Leben vollführen mögen. Du hast uns viel Gutes gethan an Leib und Seele, an Weib und Kind, an Hab und Gut, in der Stadt und auf dem Felde, daß wirs nicht Alles erzählen können. Gelobet sei Gott, der Vater unsers Herrn Jesu Christ, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum, der uns so viel Gutes gethan, vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, und unsere Herzen erfüllet mit mit Speise und Freuden. Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich. Saget, die ihr erlöset seid durch den Herrn, die er aus der Noth erlöset hat, die er errettet aus ihren Aengsten: Gelobet sei der Herr, der Gott Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und alles Volk sage Amen und lobe den Herrn. Gelobet sei der Herr ewiglich. Amen, Amen.