Johannes Bugenhagen – Wort Gottes

Allmächtiger ewiger Gott, Herr, himmlischer Vater, deß Wort eine Kerz ist unsern Füßen und ein Licht unsern Wegen, thu auf und erleuchte unser Gemüth, daß wir dein Wort rein, lauter und heiliglich verstehen und dann nach dem, das wir recht verstanden haben, unser LEben gestalten, auf daß wir deiner Majestät nimmer mißfallen durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern lieben Herrn, der mit dir in Einigkeit des Heiligen Geistes lebt und regiert, Gott in Ewigkeit, sprechend Vater Unser u. s. w.

Gebetbuch,
enthaltend
die sämmtlichen Gebete und Seufzer
Dr. Martin Luther’S,
wie auch Gebete
von
Melanchthon, Bugenhaben, Matthesius, Habermann, Arnd
und anderen Gott-erleuchteten Männern.
Herausgegeben
vom
evangelischen Bücherverein
Berlin, 1849.
Im Magazin des Vereins, Klosterstraße No. 71

Leonhard Kaiser – Gebet

Allmächtiger Gott, gieb Gnade, laß dein heiliges göttliches Wort nicht untergehen. Das Wort ist dein, handhabe dein Wort: du mußt es thun, ich bin ihm viel zu einfältig und zu schwach. Befinde auch bei mir nicht, noch in aller meiner Macht, etwas zu enden, dein Wort, Ehre und Lob zu erhalten, es sei denn, daß du mir’s zuvor gebest und verleihest: ich bin nichts anders, denn ein armes Werkzeug.

Huldrych Zwingli – Gebet um geistliche Speise

Gott, der Du nicht allein den Menschen von Jugend auf ernährest, sondern auch alle lebenden Wesen, wir bitten Dich, daß Du unsere hungernden Seelen mit himmlischer Speise sättigen wollest,, dieweil Du es bist, der die Hungrigen mit Gütern füllet. Unsre Seele ist ein Geist, durch Deine Hand, nach Deinem Bilde geschaffen, und kann daher nur durch geistige Speise erquickt werden. Diese wird aber allein durch das Wort Deines Mundes dargereicht. Denn Dein Wort ist wahrhaftig, dieweil Du die Wahrheit selber bist, von dem nur Wahres, Heiliges, Zuverlässiges und Reines entstammen kann. Wir bitten Dich daher, o Herr, Du wollest uns niemals die Speise Deines Wortes mangeln lassen, sondern uns immerdar mit Deiner Güte erquicken! Denn Dein Wort ist das Brod, welches der Welt das Leben verleiht. Vergebens essen wir das Fleisch Deines Sohnes und trinken sein Blut, wenn wir nicht vorher durch den Glauben an Dein Wort fest versichert werden, daß dieser Dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, für uns ans Kreuz geschlagen, die Sünden der ganzen Welt gesühnet habe. Denn er selbst hat gesagt, das Fleisch ist nichts nütze, der Geist ist es, der da lebendig macht. Daher flehen wir Dich an, daß Du uns niemals Dein Wort entziehen wollest, damit wir durch Deinen Geist lebendig gemacht werden; denn auf den Flügeln Deines Wortes wird uns Dein Geist zu Theil, dieweil dasselbe niemals leer zurück kehret. Durch dieses Dein Wort erlangen wir allein die Freiheit des Geistes, denn es ist allein wahrhaftig und Du hast uns durch Deinen Sohn versichert, daß, wenn die Wahrheit uns frei mache, wir alsdann wahrhaftig frei seien. Verleihe daher, daß uns niemals die Speise Deines Wortes, durch welches wir frei und des Heils versichert werden, fehlen möge. Wir bitten Dich darum durch Deinen Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, der mit Dir lebet und herrschet in Einigkeit des hl. Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.