Thomas von Kempen – Abendmahl

Du befiehlst, o Herr, daß ich mich zuversichtlich Dir nahen soll, wenn ich an Dir Theil haben, wenn ich die Speise der Unsterblichkeit empfangen will. Kommet her zu mir, sprichst Du, Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. O süßes und liebliches Wort, mit dem Du die armen und bedürftigen Sünder zum Genusse Deines Leibes und Blutes einladest! Aber wer bin ich doch, o Herr, daß ich mich unterstehen darf, Dir zu nahen? Siehe, der Himmel Himmel fassen Dich nicht; wie kann ich Dich unter mein Dach treten lassen? Ach, und wie oft habe ich Dein heiliges Antlitz verletzt, wie selten bin ich gesammelt, wie oft zerstreut gewesen! Aber dennoch sprichst Du so freundlich: Kommet her zu mir Alle! und ich glaube Deiner Verheißung, weil Du es sprichst. Hier in Deinem heiligen Sacramente bist Du gegenwärtig, wahrer Gott und wahrer Mensch; hier empfängt man eine reiche Frucht des ewigen Lebens, so oft man in Andacht und Glauben hinzutritt. O Herr, wie wunderbar handelst Du mit Deinen Auserwählten, daß Du Dich selber ihnen zu genießen giebst! In diesem Sacramente wird geistliche Gnade gespendet und die Seele zur Tugend gestärkt; ja selbst der schwache Leib fühlt sich darnach erfrischt und erquickt. Darum sage ich Dir Dank, lieber Heiland, ewiger Hirt, daß Du uns Arme einer so großen Gabe gewürdigt und mit Deinem eignen Munde uns so freundlich zu Dir geladen hast, da Du sprichst: Kommet her zu mir, Alle, die ihr müh. selig und beladen seid, ich will euch erquicken.